Das Evolutionsmodell liefert folgende Kurven:
Aus Kim et al, s.u.
Man sieht, wie sich die Lebenserwartung von einem niedrigen Anfangswert evolutionär nach oben entwickelt. Es gibt einen Knick der Kurve bei 37,5 Jahren, der sicherlich etwas mit dem Übertritt ins Greisinnenalter zu tun hat (siehe das erste Bild). Die drei eingezeichneten Kurven unterscheiden sich darin, welche Annahmen über die Männer im Modell gemacht wurden. Ja, die sind zwar nicht so wichtig, wenn es um Fortpflanzung geht, aber ein bisschen tragen sie ja doch bei 😉 . Es wurde angenommen, dass Männer, die eine kürzere Lebenserwartung haben, tendenziell attraktiver sind als Männer, die länger leben. Als Begründung wird auf eine Arbeit aus dem Jahr 1957 verwiesen, die ich nicht gelesen habe. Bei Kurve 1 ist dieser Effekt schwach, bei Kurve 3 ist er sehr stark, entsprechend dauert es (weil ja die erfolgreicheren jung sterbenden Männer sich dann stärker durchsetzen können) ziemlich lange, bis sich der Großmutter-Effekt gegen den gegenteiligen Effekt (den “Draufgänger-Effekt”?) durchsetzt. Erhöht man den “Draufgänger”-Effekt noch weiter, dann kann sich das Großmuttern nicht mehr evolutionär durchsetzen und die Lebenserwartung bleibt niedrig.
Das paper (und vor allem das “supplementary material”) enthält noch ein paar weitere Variationen und diskutiert verschiedene Effekte, aber das wird mir jetzt ehrlich gesagt zu speziell, insbesondere, weil es hier ja nur um ein bestimmtes Modell geht und andere Modellannahmen sicher zu anderen Zahlenwerten führen. Die generelle Idee der Großmutter-Hypothese wird aber durch das Modell deutlich gestützt. Es ist also tatsächlich plausibel, dass eine Änderung des Sozialverhaltens bei den Urzeit-Großmüttern dazu geführt hat, dass wir Menschen eine deutlich höhere Lebenserwartung haben, als eigentlich zu erwarten wäre.
Das Originalpaper ist:
Peter S. Kim, James E. Coxworth and Kristen Hawkes
Increased longevity evolves from grandmothering
Proc. R. Soc. B published online 24 doi: 10.1098/rspb.2012.1751
“Data Supplement” https://rspb.royalsocietypublishing.org/content/suppl/2012/10/18/rspb.2012.1751.DC1.html
Es ist nicht einfach zu lesen, weil zumindest für den Laien wie mich viele Dinge nicht sehr genau erklärt sind und insbesondere, weil die Informationen, wie das Modell genau funktioniert, zwischen paper und Supplement aufgespalten sind und die Unterschiede der beiden Modelle mit und ohne Evolution nicht sauber aufgelistet sind.
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