Aber funktioniert das wirklich? Der Physiker Patrick Bruno hat beide Konzepte untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass sowohl die Idee von Wilczek als auch der Ionenring nicht funktionieren können. Das Argument dazu beruht – wenn ich zumindest die Idee richtig verstehe – darauf, dass eine Messung immer ein Störpotential einführen müsste (beispielsweise könnte ich ja ein Photon einstrahlen, um eins der Ionen dingfest zu machen). Dieses Störpotential kann ein Ion aber nur dann an einem Ort festnageln, wenn es hinreichend stark ist, und dann beeinflusst es die Energie des Systems so sehr, dass der Grundzustand des Zeitkristalls gestört wird. (Ich übernehme keine Garantie dafür, dass ich das hier wirklich richtig verstanden habe – die sehr kurze Arbeit enthält ein trickreiches mathematisches Argument über die korrekte Reihenfolge von Grenzwertbetrachtungen (grusel).)
Gibt es also “Zeitkristalle” oder beruhen sie nur auf einem Rechenfehler? Warten wir’s ab – auf jeden Fall hat die theoretische Physik ein neues und faszinierendes Spielzeug Konzept.
Frank Wilczek, Quantum Time Crystals, https://arxiv.org/abs/1202.2539v2
T. Li et al., Space-Time Crystals of Trapped Ions, Phys. Rev. Lett., 109, 163001 (2012)
P. Bruno, “Comment on “Space-Time Crystals of Trapped Ions”: And Yet it Moves Not!, https://arxiv.org/abs/1211.4792
P. Bruno, Comment on “Quantum Time Crystals”: a new paradigm or just another proposal of perpetuum mobile? https://arxiv.org/abs/1211.4792
P. Colemann, Time Crystals, Nature Vol 493, S. 166
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