Nach der Mittagspause kam die Theropoden-Session (o.k., parallel gab es noch andere über Säugetiere und Amphibien…). Gespannt war ich vor allem auf den Vortrag zum Spinosaurus – der war aber in gewisser Weise enttäuschend. Nizar Ibrahim hat zwar einen Super-Vortrag gehalten, der an Professionalität kaum zu überbieten war (und von daher war es natürlich cool), aber es war ein Vortrag, wie er ihn auch für ein allgemeines Publikum hätte halten können und der dieselbe geschichte erzählte, die man vor ein paar Wochen bei Terra X sehen konnte – ich hätte mir ja etwas mehr Details dazu gewünscht, wie genau man denn nun die unterschiedlichen Fossilien und die Zeichnungen von Stromer zu einem Gesamtbild zusammengesetzt hat und welche Methoden da eingesetzt wurden.
Danach ging es um Bruchmechanik – und vermutlich gab es außer mir nicht viele im Publikum, die etwas mit Spannungsintensitätsfaktoren und J-Integralen anfangen konnten… Das eigentliche Problem habe ich vor langer Zeit schon mal erklärt: Es geht um die Kerben an Raubsaurierzähnen und die kleinen Ausrundungen (Ampullae) an den Enden der Kerben. In der neuen Untersuchung wurden zum einen Simulationsrechnungen gemacht (das zweidimensionale Modell des Dinozahns fand ich aber nicht überzeugend – da der Querschnitt so eines Zahns ja nicht gerade flach ist, ist eine 2D-Ansicht vermutlich quantitativ ziemlich weit von der Realität entfernt. Zum anderen wurde gezeigt, dass das Material am Grund der Kerben typischerweise andere Eigenschaften hat und deswegen zusätzlich als Riss-Stopper dienen kann.
Zwei Vorträge befassten sich mit dem Nistverhalten von Dinos. Zum einen ging es um Oviraptorosaurier – die zweibeinigen Raubsaurier, von denen man früher dachte, dass sie Eier gefressen haben, weil man sie oft zusammen mit Nestern gefunden hat – während man jetzt weiß, dass es ihre eigenen Nester waren, die von ihnen bebrütet wurden. (Ein bisschen was über diese Funde findet ihr in einem meiner persönlichen Lieblingsartikel auf diesem Blog). Oviraptorosaurier gab es in sehr verschiedenen Größen – die meisten waren eher klein, aber Gigantoraptor erreichte eine Länge von etwa 8 Metern. Haben alle diese Dinos ihre Eier ausgebrütet oder haben die großen vielleicht doch eher Nester gebaut, wie es Krokodile tun, in denen die Eier dann durch zerfallendes Pflanzematerial gewärmt werden? Dazu hat man sich zunächst angeschaut, wie porös die Schalen waren: In bedeckten Nestern verlieren die Eier weniger Wasser und haben deswegen mehr oder größere Poren (ich hoffe, ich erinnere mich richtig an den Zusammenhang). Schaut man sich die Porosität der Schalen an, dann zeigt sich, dass alle Eier, die vermutlich von Oviraptorosauriern stammten, ausgebrütet wurden. Stellt sich natürlich die nächste Frage, wie ein mehrere Tonnen scherer Saurier wie Gigantoraptor das anstellt, ohne die Eier beim Draufsetzen in Rührei zu verwandeln – aber es zeigt sich, das bei größeren Nestern in der Mitte des Nestes immer ein bisschen Platz frei bleibt, so dass die Eier eher ringförmig angeordnet sind, so dass der größte Teil des Gewichts auf dem Boden lag. (Bei kleinen Sauriern war das anders, weil die Eier im Verhältnis zur Körpergröße wesentlich größer waren, so dass die Tiere nicht groß genug waren, um in der Mitte eines Rings zu sitzen und trotzdem noch alle Eier warmzuhalten.
Der andere Vortrag zum Nestbau (mit dem schönen Titel “lay-brood-repeat” und angepasstem Kinoposter zum Abschluss) beschäftigte sich mit den Nestern von Troodontiden, eher kleinen Raubsauriern vom Ende der Kreidezeit. In deren Nestern findet man oft zwei Lagen Eier übereinander, von denen die unteren nur in Bruchstücken vorhanden sind. Das lässt darauf schließen, dass die Troodontiden ihre Eier wiederholt in dieselben Nester gelegt haben (und es wurde auch ein bisschen überlegt, wie genau das abgelaufen sein könnte).
Danach gab es noch die Postersession und dann musste ich – wegen meiner Vorlesung am Donnerstag – zurück nach Braunschweig. (Dass die Lokführer zwischendurch gestreikt haben, machte die ganze Reiserei nicht unbedingt einfacher – aber so habe ich mal das deutsche Fernbus-System kennengelernt und dank hinreichend frühen Buchens auch einiges an Geld gespart.) Die Vorträge am Donnerstag habe ich dann leider auch komplett verpasst (was sehr schade war, weil am Donnerstag die Biomechanik-Vorträge lagen), aber ich kam gerade noch rechtzeitig zur Postersession. Das war nicht ganz unwichtig, denn diesmal (anders als vor drei Jahren in Obernkirchen) war ich nicht nur einfach Zuhörer, sondern hatte eigene Ergebnisse zu zeigen. Aber darüber schreibe ich ein andermal – die Veröffentlichung zum Thema erscheint ohnehin demnächst und dann erzähle ich euch, was ich da genau gemacht habe.
Kommentare (6)