Aber ganz verschwunden ist der Effekt auch nicht. Peter hatte bereits für sein erstes paper den Druck berechnet, der bei diversen Dinos unter dem Fuß entsteht. Wenn man die Kraftkurven von oben verwendet und auf Drücke umrechnet, dann kann man sehen, welche Dinos auf welchen Böden Fußabdrücke hinterlassen können. Das hier kommt dabei heraus:
Hier seht ihr oben im Bild verschiedene Dinos – einen Edmontosaurus, einen Struthiomimus, einen T. rex und einen Brachiosaurus. Der Edmontosaurus taucht gleich drei mal auf – wenn er auf vier Beinen geht, ist der Druck unter den Hinterbeinen klein, der unter den Vorderbeinen deutlich größer; wenn er auf zwei Beinen geht, liegt er zwischen diesen beiden Extremen. Beim Brachiosaurus gibt es entsprechend einen Druckwert für die Hinter- und einen für die Vorderbeine.
Rechts im Bild seht ihr, welche Dinos jeweils auf einem Boden Spuren hinterlassen können und welche nicht (dass das grafisch einigermaßen schick ist liegt daran, dass ich das Bild für unser Poster aufgehübscht habe). Und links in der Hauptgrafik seht ihr die einzelnen Druckbereiche. (Die genauen Zahlenwerte der Böden sind dabei nur grob geschätzt – na klar findet man auch weichere oder festere Böden, es ging hier nurdarum zu sehen, wie groß der Bereich für eine bestimmte Bodensorte ist.)
Man sieht, dass die Wahrheit hier tatsächlich einmal in der Mitte liegt – der Goldilocks-Effekt ist nicht so stark, wie Peter in ursprünglich angenommen hatte, aber deutlich stärker, als ich vermutet hatte. Ja, auf ein und demselben Boden können unterschiedliche Dinos Spuren hinterlassen – aber nicht beliebig unterschiedliche. Man darf also zum Beispiel stark zweifeln, ob man an Hand von Fußspuren sagen kann, ob Dinos sich um ihre Jungen gekümmert haben – wenn man in den Spuren einer Herde nur große Fußabdrücke findet, kann das eben auch einfach daran liegen, dass die Mini-Dinos keine deutlichen Spuren mehr hinterlassen haben.
Natürlich ist damit das letzte Wort nicht gesprochen – unser Modell ist imer noch ziemlich vereinfacht. Die Fußgeometrie ist etwas simpel und wir haben nicht berücksichtigt, dass ein realer Fuß außen weiches Gewebe hat und innen harte Knochen, der Fuß bewegt sich genau senkrecht nach unten, die Bodenmodelle sind immer noch recht einfach und auch nicht mit experimentellen Daten unterfüttert. Es gibt also noch viel zu tun.
Aber ich habe immerhin meine zweite Veröffentlichung (sogar mit Open Access – wenn ihr wollt, könnt ihr also direkt reinschauen) im Bereich der Paläontologie – etwas, das ich mir nie hätte träumen lassen, als ich seinerzeit anfing, Physik zu studieren.
Peters Original-paper: Falkingham, P. L., et al. “The ‘Goldilocks’ effect: preservation bias in vertebrate track assemblages.” Journal of the Royal Society Interface 8.61 (2011): 1142-1154.
Falkingham, Peter L., Julian Hage, and Martin Bäker. “Mitigating the Goldilocks effect: the effects of different substrate models on track formation potential.” Royal Society Open Science 1.3 (2014): 140225.
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