Ich wollte eigentlich nichts über den Papstbesuch in Grossbritannien schreiben. Nicht nur weil ich einen Aspekt davon schon im April hier abgehandelt habe. Nachdem Benedikt XVI nun aber meinte gleich nach der Landung historischen (aber ideologisch genehmen) Unsinn zu proklamieren, kann ich nun doch nicht widerstehen.
Der Papst sprach von ‘aggressivem Säkularismus’ (es gilt wohl als aggressiv, wenn man sich dagegen wehrt, dass seine Kirche der ganzen Welt ihre Sexualmoral und weiss ich was aufzwingen will) und erinnerte an die ‘Lektionen’ der Verbrechen die durch den ‘atheistischen Extremismus’ im 20. Jahrhundert begangen worden seien. Wenn er nun im Glashaus sitzt und unbedingt mit Steinen werfen will, bitte.
PZ Myers hat eine Liste mit Hitler-Zitaten veröffentlicht, die, selbst wenn sie vielleicht nicht belegen können was Hitlers religiösen Überzeugungen waren, zumindest zeigen, dass dieses Ideologiegebäude nicht im ‘Namen des Atheismus’ aufgebaut wurde. Da wäre auch noch dieses Poster mit dem unverdächtigen Titel “Warum muss der Katholik die Reichtagsliste Adolf Hitlers wählen?” von 1933. Das Poster listet die Vorzüge des Reichskonkordates mit Pius XII auf (den Ratzinger selig sprechen möchte).
An der Anti-Papst Demonstration hat Richard Dawkins eine Rede gehalten. Die ungekürzte Fassung (er musste sich kürzer Fassen als geplant) findet man hier und sei hiermit zur Lektüre empfohlen. Das YouTube Video mit der gekürzten Rede habe ich anschliessend eingebettet. Zuerst aber eine kleine Kostprobe:
“Selbst wenn Hitler ein Atheist gewesen wäre – wie Stalin der es sehr wahrscheinlich eher war – selbst wenn, wie kann Ratzinger es wagen zu behaupten, dass Atheismus irgendeine Verbindung mit den von ihnen begangenen Gräueltaten hätte? Es gibt diese Zusammenhang eben so wenig wie mit Hitlers und Stalins Nicht-Glauben an Kobolde oder Einhörner. Es gibt sie eben so wenig wie mit ihren Schnurrbärten, wie schliessliche auch Franco und Saddam Hussein einen hatten. Es gibt keinen logischen Pfad der von Atheismus zu Bösartigkeit führt. Ausser natürlich, man ist tief versunken in der bösen Obszönität, die im Herzen der katholischen Theologie liegt.
(…)
[Ratzinger] ist ein Feind der Bildung. Abgesehen von den lebenslänglichen Schäden verursacht von der Schuld und Angst für welche die katholische Ausbildung so weltweit berüchtigt ist, fördert er und seine Kirche die für die Bildung gefährliche Doktrin, dass Belege weniger vertrauenswürdig sind um von etwas überzeugt zu sein, als der Glauben selber, Tradition, Offenbarung und Autorität – nämlich seine Autorität.” [Meine Übersetzung]
“Even if Hitler had been an atheist – as Stalin more surely was – how dare Ratzinger suggest that atheism has any connection whatsoever with their horrific deeds? Any more than Hitler and Stalin’s non-belief in leprechauns or unicorns. Any more than their sporting of a moustache – along with Franco and Saddam Hussein. There is no logical pathway from atheism to wickedness. Unless, that is, you are steeped in the vile obscenity at the heart of Catholic theology.
(…)
[Ratzinger] is an enemy of education. Quite apart from the lifelong psychological damage caused by the guilt and fear that have made catholic education infamous throughout the world, he and his church foster the educationally pernicious doctrine that evidence is a less reliable basis for belief than faith, tradition, revelation and authority – his authority.”
Nun habe ich mir ein wenig Tim Minchins Papst Song angehört und es geht mir schon wieder ein bisschen besser (man kann ihn übrigens inzwischen auch zur Feier des Papstbesuchs hier umsonst herunterladen).
Bildquelle: Deutsches Historisches Museum Berlin, Plakat zur Unterzeichnung des Reichskonkordats, DHM 1988/284.41
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