Etwas worüber ich mich regelmässig ärgere ist, wie der Begriff “Faschismus” oft als beliebige Bezeichnung verwendet wird, um Missfallen auszudrücken über etwas, das man politisch als völlig inakzeptabel empfindet. Dies ist einerseits oft verharmlosend was die faschistischen Bewegungen angeht und anderseits oft völlig von Sinn befreit. Der Begriff wird auf eine politische Beleidigung reduziert. Grund genug hier ein wenig über das Konzept nachzudenken.

Der Begriff ist gerade im Internet schnell zur Hand. Zur Rechten spricht man gerne von “Islamofaschismus” und zur Linken ist exzessive Polizeigewalt bald ein Zeichen eines “faschistischen Staates”. Und wenn man jemandem verbal richtig eines verpassen möchte, ist er oder sie ein “Nazi”. Die offenbare Austauschbarkeit zwischen “Nazi” und “Faschist” im Internet ist übrigens nur ein weiteres Zeichen, wie sehr es sich um einen Schlagstock zum Rechthaben handelt und nicht wie vorgegaukelt die Schlussfolgerung einer echten Analyse wäre (wie auch Lewis Blacks in seiner unvergesslicher Nummer im untenstehenden verlinkten Video gut hervorhebt). Um so seltener sind Artikel in denen jemand vorgeworfen wird ein Faschist zu sein und dies auch begründet wird (ich habe gestern eine solche lesenswerte Ausnahme gefunden und fühlte mich darum auch zu diesem Eintrag inspiriert. Wer die Kontroverse um den SciFi Preis der Hugos mitverfolgt hat, möchte sich den Artikel vielleicht zu Gemüte führen).

[Video wegen lästigem Autoplay entfernt. Es kann hier gefunden werden.]

Um es gleich vorwegzunehmen: Eine zufriedenstellende Definition existiert nicht. Ich hatte vor vielen Jahren das Vergnügen beim Faschismusexperten Pierre Milza ein Seminar zu belegen. Wenn ich dort etwas gelernt habe, ist es dies: Die verschiedenen faschistischen Bewegungen in Europa (und dazu gehört der Nationalsozialismus) waren sehr heterogen. Es ist schwer (vielleicht unmöglich), sie auf ein paar wenige gemeinsame Charakteristika zu reduzieren. Ganz sicher kann man Faschismus nicht einfach als Abkürzung für “böse Menschen” benutzen. Das passt zwar gut, definiert aber nicht die Bewegung.

Es ist jedoch wichtig über den Begriff nachzudenken auch wenn es keine abschliessende Definition geben wird. So kann der Begriff vielleicht tatsächlich als analytische Kategorie und nicht einfach als beliebige Beschimpfung verwendet werden. Dieser Eintrag ist also auch nur ein Ausgangspunkt für eine Diskussion. Ich biete hier eine Definition und zwei Kriterienlisten als Anfang.

Zuerst eine Definition eines (mir zuvor unbekannten) Matthew Lyons, die ich auf Wikipedia gefunden habe. Ich glaube sie bitte einen guten Start:

Faschismus ist eine Form rechtsextremer Ideologie, die die Nation oder Rasse als organische Gemeinschaft, die alle anderen Loyalitäten übersteigt, verherrlicht. Er betont einen Mythos von nationaler oder rassischer Wiedergeburt nach einer Periode des Niedergangs und Zerfalls. Zu diesem Zweck ruft Faschismus nach einer ‚spirituellen Revolution‘ gegen Zeichen des moralischen Niedergangs wie Individualismus und Materialismus und zielt darauf, die organische Gemeinschaft von ‘andersartigen’ Kräften und Gruppen, die sie bedrohen, zu reinigen. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Oft – aber nicht immer – unterstützt er Lehren rassischer Überlegenheit, ethnische Verfolgung, imperialistische Ausdehnung und Völkermord. Faschismus kann zeitgleich eine Form von Internationalismus annehmen, die entweder auf rassischer oder ideologischer Solidarität über nationale Grenzen hinweg beruht. Normalerweise verschreibt sich Faschismus offener männlicher Vorherrschaft, obwohl er manchmal auch weibliche Solidarität und neue Möglichkeiten für Frauen einer privilegierten Nation oder Rasse unterstützen kann.

Nun ist das immer noch relativ allgemein. Darum hier die zwei versprochenen Listen. Die erste habe ich in einem nützlichen englischen Wikipedia Artikel mit vielen anderen Listen wiedergefunden. Die 10 Kriterien von Emilio Gentile (die übrigens auch Milza öfters zitierte und die mir persönlich als eine der besten scheint):

  1. a mass movement with multiclass membership in which prevail, among the leaders and the militants, the middle sectors, in large part new to political activity, organized as a party militia, that bases its identity not on social hierarchy or class origin but on a sense of comradeship, believes itself invested with a mission of national regeneration, considers itself in a state of war against political adversaries and aims at conquering a monopoly of political power by using terror, parliamentary politics, and deals with leading groups, to create a new regime that destroys parliamentary democracy;

  2. an ‘anti-ideological’ and pragmatic ideology that proclaims itself antimaterialist, anti-individualist, antiliberal, antidemocratic, anti-Marxist, is populist and anticapitalist in tendency, expresses itself aesthetically more than theoretically by means of a new political style and by myths, rites, and symbols as a lay religion designed to acculturate, socialize, and integrate the faith of the masses with the goal of creating a ‘new man’;

  3. a culture founded on mystical thought and the tragic and activist sense of life conceived of as the manifestation of the will to power, on the myth of youth as artificer of history, and on the exaltation of the militarization of politics as the model of life and collective activity;

  4. a totalitarian conception of the primacy of politics, conceived of as an integrating experience to carry out the fusion of the individual and the masses in the organic and mystical unity of the nation as an ethnic and moral community, adopting measures of discrimination and persecution against those considered to be outside this community either as enemies of the regime or members of races considered to be inferior or otherwise dangerous for the integrity of the nation;

  5. a civil ethic founded on total dedication to the national community, on discipline, virility, comradeship, and the warrior spirit;

  6. a single state party that has the task of providing for the armed defense of the regime, selecting its directing cadres, and organizing the masses within the state in a process of permanent mobilization of emotion and faith;

  7. a police apparatus that prevents, controls, and represses dissidence and opposition, even by using organized terror;

  8. a political system organized by hierarchy of functions named from the top and crowned by the figure of the ‘leader,’ invested with a sacred charisma, who commands, directs, and coordinates the activities of the party and the regime;

  9. corporative organization of the economy that suppresses trade union liberty, broadens the sphere of state intervention, and seeks to achieve, by principles of technocracy and solidarity, the collaboration of the ‘productive sectors’ under control of the regime, to achieve its goals of power, yet preserving private property and class divisions;

  10. a foreign policy inspired by the myth of national power and greatness, with the goal of imperialist expansion.

Dann fand ich diese wie ich finde gute Liste von Robert Soucy (meine Übersetzung):

  1. Opposition zum Marximus

  2. Opposition zur parlamentarischen Demokratie

  3. Opposition gegen politischen und kulturellen Liberalismus

  4. Totalitäre Ambitionen

  5. Konservatives Wirtschaftsprogramm

  6. Korporatismus

  7. Angebliche Gleichheit in sozialem Status

  8. Imperialismus

  9. Militärische Werte

  10. Volksgemeinschaft

  11. Mobilisierung der Massen

  12. Das Führer-Prinzip

  13. Der “neue Mensch”

  14. Glorifizierung der Jugend

  15. Bildung primär zwecks Charakterbildung

  16. Vorgeblicher Kampf gege Dekadenz und für “Spiritualität”

  17. Gewaltanwendung gegen Gegner

  18. Extremer Nationalismus

  19. Sündenböcke

  20. Populismus

  21. Revolutionäres Selbstbild

  22. Anti-urbanismus

  23. Sexismus und Misogynie

Ich habe mir überlegt ob ich auch noch Umberto Ecos 14 Kriterien zum “Urfaschismus” auflisten sollte. Ich habe aber dann, weil sie mir etwas zu allgemein scheinen und wegen der Länge dieses Posts darauf verzichtet.

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Kommentare (60)

  1. #1 Alisier
    April 22, 2015

    Was mir spontan dazu einfällt, ohne jetzt sämtliche Definitionsversuche einer Überprüfung unterzogen zu haben: Bewegungen, die die Etikettierung “faschistisch”verdienen, scheinen selbst nicht besonders viel wert auf eine präzise Definition dessen gelegt zu haben, was sie genau ausmacht.
    Sie scheinen eher wie eine Art Staubsauger zu funktionieren, der alles mögliche an archaischen und uneflektierten Vorurteilen sammelt, um möglichst viele Menschen mit einem Mix aus Behauptungen hinter sich zu sammeln, die bei vielen ein Wohlgefühl auszulösen scheinen.
    Deswegen scheint es mir auch nicht ganz so weit hergeholt, bei vielen Gruppierungen faschistische Tendenzen zu erahnen, und diese Ansammlungen von von archaischen Vorstellungen geprägten Denkverächtern ist einfach immer viel zu heterogen, um mit echter Definitionsarbeit viel zu erreichen.
    Die Frage, warum (historische) faschistische Bewegungen entstanden sind, bringt uns da vielleicht weiter, weswegen ich Ecos Ansatz bevorzuge.
    Ist aber nur ein erster Gedanke.

  2. #2 rolak
    April 22, 2015

    Angesichts dessen, daß einerseits als ‘faschistisch’ eingeordnete Grupen unglaublich unterschiedlich sind, andrerseits Merkmale faschistischer Gruppen auch nichtfaschistischen zu eigen sind, würde ich eher zu einem ganz allgemeinen Oberbegriff greifen und den Rest die Diskussion regeln lassen: Das Vertreten einer (staats)politisch letztgültigen Wahrheit und der Wille, diese gegen jedwege andere Auffassung mit egal welchen Mitteln durchzusetzen.

    Die dunkle Seite der weltlichen Ideologien – als solche kaum, eher nur in formalen Aspekten unterscheidbar von der der religiösen.
    Als ‘Nazi’ bezeichnet (nicht jedoch dauerhaft abgestempelt) wird von hier übrigens typischerweise jemand, der sich -gewollt oder nicht- der 1000jährigen Ideologie bedient, selbst wenn es sich auf die Manierismen der LTI beschränken sollte. Ein -zugegeben- ziemlich grober Keil auf meist eher unscheinbare Triebe eines unsäglichen, groben Klotzes – doch klar losgelöst vom Faschismus-Begriff.

    Die Beschäftigung mit Listen wie den im post angeführten ist imho sinnvoll sowohl zur Veranschaulichung dessen, was beim ‘machen lassen’ herauskommen kann als auch zur Bildung einer empfindlichen Sensorik zum Aufspüren der Anfänge, derer sich erwehrt werden sollte.

  3. #3 LasurCyan
    April 22, 2015

    Spannendes Thema. Wenn ich mich recht entsinne, hat Mussolini den Begriff für ‘seine’ Bewegung eingesetzt, danach wurde ‘Faschismus’ synonym für ‘Finanzkapital’ speziell von der KomIntern als Kampfbegriff instrumentalisiert, um die vermeindliche ‘Arbeiterbewegung’ zu entlarven. Aber ehe ich hier weiter Halbwissen verbreite, gehe ich ersteinmal lesen^^

  4. #4 LasurCyan
    April 22, 2015

    LTI

    Genau dieses Buch kramte ich gerade hervor, rolak, Klemperer scheint mir erstmal ein naheliegender Ansatz zu sein.

  5. #5 Alisier
    April 22, 2015

    Zu Robert Soucys Liste: viele der Punkte (fast alle?) treffen bei sehr vielen nicht- oder teildemokratischen Systemen zu.
    Und, wie rolak schon andeutete, sind Ideologien jeder Art auf totalitäre Elemente angewiesen, oder hantieren mehr oder weniger intensiv und geschickt mit ihnen, wenn sie als Ideologie erhalten bleiben wollen.
    Nehmen wir die traditionelle Homophobie und Misoogynie bei christllichen Kirchen, die ja auch nur eine von vielen Rassismusvarianten darstellen.
    (Kleine Zukunftsphantasie meinerseits: irgenwann werden Texte von heutigen Autoren, Journalisten etc. dahingehend durchleuchtet, ob sie religiösen Ideologien nahestanden, und dann werden sie wie Heidegger mit einem kräftigen “Wie konnten sie nur?” auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt: wahrscheinlich weder klug noch sinnvoll)
    Ich fürchte Menschen bleiben eben immer Menschen, und neigen oft zum Totalitärem wenns Probleme gibt. Ich würde das mit dem Faschismus gar nicht so eng sehen wollen: da kommt halt deutlich raus, was an Abgründen in Gesellschaften so drinsteckt. Wie schon bemerkt ist es an uns den Dreck zu erkennen und zu benennen, wenn er gefährlich zu werden droht.
    Er ist aber nun mal da, in vielen Köpfen, und selbst Klemperer hat seinen dämlichen Nationalismus erst relativiert, als er plötzlich als Feind abgestempelt wurde.
    Also, gemach mit Anschuldigungen, und immer sensibel für plötzliche Wellen von primitiven Weltbildern, wie sie in allen Ländern zeitweise hochschwappen. Siehe den FN in Frankreich oder ihre Brüder im Geiste woanders.

  6. #6 Maniok
    Riga
    April 22, 2015

    Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen.

    Also wenn das so ist dann waren Spartaner die absoluten Faschisten und das selbe ließe sich für Römer und auch für den Papst und den Islam sagen, denn Kreuzzüge oder der Dschihad im Namen Gottes (beliebig je nach Epoche und Religion auswechselbar), die Rolle der Frau als “Besitz” des Mannes, extremer Nationalismus der im übertragenem Sinne auch das angebliche “Reich Gottes” betrifft, die angebliche Gleichheit im Status “Römer” die real auch nicht existierte, totalitäre Ambitionen, militärische Werte, Imperialismus (Feudalismus, Manchesterkapitalismus), nicht zuletzt auch das Vikorianische Reich das damals über 100 Länder als Kolonien versklavte, die Südstaaten von Amerika die ihrem Wohlstand den Sklaven verdankten,
    das alles sind “Hochkulturen” oder “kulturelle Blütezeiten”, die selbst grausamste Sklaverei und Völkermord rechtfertigten. Nehmen wir Caesar der ja die erste dokumentierte Volksvernichtung verübte und er wird auch noch als “Kulturbringer” hingestellt.
    Und wie ist das mit den Amerikanern die sich rücksichtslos über den Rest der Welt stellen, ihnen die “Freiheit” bringen, mit NSA selbst die dt. Wirtschaft ausspionierten, den Internetdatenverkehr absaugen und je nach Belieben geplante Umstürze organisieren?
    Und gehen wir noch einen Schritt weiter, wie ist das mit dem heutigem Deutschland? Allein die offensichtliche Geschichtsfälschung die es betreibt ist ein Merkmal das sie zu gern nur den Faschisten und Kommunisten zuordnet, sich selbst aber nicht. Entgegen aller Beweise behauptet sie Dinge die schlichtweg gelogen sind, also üble Nachrede. Unsere Wissenschaftler, Lehrer und Juristen sind absolut unwillig die Wahrheit zu lehren oder zu verteidigen. Auch hier dient die Bildung primär der Charakterbildung, nicht umsonst hat Deutschland eine “Bundeszentrale für politische Bildung”. Was glaubt denn der geneigte Leser wozu diese dient? Man erzieht die Menschen zu dem was sich eine kleine selbstherrliche Elite wünscht.
    Deutschland bezieht seine Meinung aus den Leitmedien, genau wie es bei Hitler der Fall war, der ja konsequent die Medien zur Manipulation des Volkes benutzte. Und das tat auch schon Ramses, nur damals war es in Stein gemeisselt.

    “Das Vertreten einer (staats)politisch letztgültigen Wahrheit und der Wille, diese gegen jedwege andere Auffassung mit egal welchen Mitteln durchzusetzen.”
    Genau das macht Deutschland mit Eifer. Jeden Tag laufen stundenlang Dokus die jeden Aspekt von Hitlers Reich und der ach so bösen DDR beleuchten – staatlich bestens aus Steuergeldern gefördert. Nur mit der Selbstkritik harpert es erheblich. Nicht umsonst bemängeln zahlreiche Wissenschaftler die wachsende Verdummung der Menschen, die sich auch darin zeigt das Individualismus vor dem Wohl aller gestellt wird. Letztendlich wird an dieser Gier auch unser Planet und damit unsere Lebensgrundlage hops gehen, weil man ja so liberal ist und lieber konservativ weiter auf endloses Wachstum und Eigenverantwortung setzt, die real dazu führen das das Kind in den Brunnen fällt bevor man es endlich retten will (was üblicherweise zu spät ist.) Das sieht man gerade jetzt wieder bei dem Flüchtlingsdramen die sich auf dem Mittelmeer abspielen. Ist das nicht die Europäische Union, die Volksgemeinschaft Europa die sich über andere stellt und den “neuen Menschen” zelebriert? Ist es nicht die EU die den größten “Todesstreifen” der Welt hat?
    Nun – wer ist Faschist?

  7. #7 Alisier
    April 22, 2015

    Immer der, der nachplappert, was ihm vermeintlich gut informierte Autoritäten ins Ohr geflüstert haben, Maniok.
    “Alle sind böse, und desinformiert….außer mir selbst natürlich, denn ich habe den absoluten Durchblick!” Wenn du meinst….

  8. #8 Nele
    April 23, 2015

    Schöner, auf den Punkt gebrachter Text, Ali. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich den für meinen Geschichtsunterricht zocke! 🙂

  9. #9 Ludger
    April 23, 2015

    So hab ichs mal in der Schule gelernt: Charakteristisch für den Faschismus ist die Maxime: “Du bist nichts, dein Volk ist alles. Daraus erwachsen die anderen Charakteristika wie Führerprinzip, Demokratiefeindlichkeit, Unterjochung anderer Völker und nicht nur das Recht des Stärkeren sondern die Pflicht, sich über die Schwächeren zu erheben.

  10. #10 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    Alternative Sicht:
    Faschismus ist keine Ideologie, sondern eine Methode, Gruppen können durch den übersteigerten Nutzen von Symbolik, auch Uniformierung, vgl. auch mit der Etymologie des Begriffs Faschismus, durch ein übersteigertes Zusammengehörigkeitsgefühl und durch damit einhergehende Abgrenzung sozusagen faschistisch werden, das ‘Sozusagen’ hier, weil der Begriff Faschismus eine Metapher ist.

    Randbemerkung:
    Wer also seine Gegner herabsetzen will, kann viel eher auf die Idee kommen ihnen Faschismus zu unterstellen als Nationalsozialismus.

    MFG
    Dr. W

  11. #11 F.Jeschke
    April 23, 2015

    Volksgemeinschaft, Konservatives Wirtschaftsprogramm, Opposition zum Marximus, Glorifizierung der Jugends,-wenn das Zeichen des Faschisten sind, bin ich gern Faschist!

  12. #12 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    @ F. Jeschke :
    Auf politisch linker Seite ist man natürlich bemüht mit einem Faschismusbegriff zu arbeiten, der ausschließt, dass Linke Faschisten sein können.
    Auch wenn bspw. bei Uncle Joe, den Kulturrvolutionären vor 40 Jahren und der nordkoreanischen Dynastie eigentlich “alles klar” ist.

  13. #13 ali
    April 23, 2015

    @Alisier #5

    Zu Robert Soucys Liste: viele der Punkte (fast alle?) treffen bei sehr vielen nicht- oder teildemokratischen Systemen zu.

    Vielleicht ist es etwas verzerrend, dass ich seine Liste nur mit übersetzten Stichworten wiedergegeben habe (unter dem angegebenen Link werden die Konzepte näher erklärt). Es gibt einige Punkte die mE tatsächlich auf viele autoritäre Regimes zutreffen. Dies überrascht mich nicht, waren die faschistischen Regimes doch auch solche. Ich sehe immer noch viele Abgrenzungen zu x-beliebigen autoritären Systemen.

    #1

    Die Frage, warum (historische) faschistische Bewegungen entstanden sind, bringt uns da vielleicht weiter, weswegen ich Ecos Ansatz bevorzuge.

    Interessant, dass dir Ecos Ansatz dann doch lieber ist, habe ich ihn doch wegen seiner Allgemeinheit am Ende dann doch weggelassen.

    Man kann Dinge definieren wie man will. Die Frage ist wohl vor allem wie funktional eine Definition ist. Am besten schleift man sie in langen Diskussionen passend.

    In dem Sinne ist es vielleicht am besten sich in der Definition auf den historischen Faschismus zu beschränken und dann einzelne Elemente als vergleichende Kategorien zu nutzen. Selbst bei den historischen Beispielen findet man zB Gentiles Punkte nicht immer alle gleich prominent.

    @Maniok #6

    Dieser Post ist ein Versuch eine Diskussion zu differenzieren und zum Nachdenken anzuregen. Dass du mit einer argumentativen Dampfwalze einfährst hilft der Sache nicht.

    (Übrigens lehnten sich die Nationalsozialisten durchaus an Sparta an. Siehe Laconophilia).

    @Nele #8

    Danke. Und bitte gerne.

    @Ludger #9

    Man könnte daraus tatsächlich einiges ableiten. Ich frage mich, ob dies auch so offensichtliche wäre, würde man den selben Spruch jemandem zur Interpretation vorlegen der/die noch nie von Faschismus gehört hat. Vieles ist vermutlich nur rückblickend offensichtlich.

    @F.Jeschke #12

    Einzelne Kriterien definieren natürlich nicht das System. Je mehr sie sich in einem Weltbild akkumulieren, desto eher sollte man sich aber Fragen stellen.

    @webbaer #11

    Auf politisch linker Seite ist man natürlich bemüht mit einem Faschismusbegriff zu arbeiten, der ausschließt, dass Linke Faschisten sein können.

    Ich glaube es ist ziemlich deutlich, dass hier genau das Gegenteil versucht wird: Das Konzept von einem politischen Kampfbegriff wegzubringen.

    Dass der Faschismus aus der Ecke kam, die halt normalerweise als “rechts” definiert ist, lässt sich genau so wenig ändern, wie dass der Stalinismus aus einem marxistischen Ansatz wuchs. Alleine deswegen sind “linke” oder “rechte” Positionen nicht automatisch falsch.

    Ich würde aber den Unterschied machen zwischen Personen die dies sehen können und jenen, die nur jammern, dass “ihre Seite” angegriffen würde.

  14. #14 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    Vielen Dank für die freundliche Reaktion, Herr Dr. Arbia, was halten Sie von der Sicht Ihres Kommentatorenfreundes, der definitorisch hiermit arbeitet, dass der Faschismus nicht verbrecherisch sein muss, wenn auch in jedem Fall ungünstig, und dass auch bspw. bestimmte Fußballfans und “schwarze Blöcke” faschistische Tendenzen aufweisen?

    MFG
    Dr. W

  15. #15 F.Jeschke
    April 23, 2015

    @webbaer:sehr richtig-darum sind die Artikel und Kommentare bislang hier nicht relevant, da sie bereits eine Definition des Faschismus VOR der Definition( um die geht es hier ja) implizieren! -eben : Faschismue muss linker Genese sein-Außerdem, Matthew Lyons-ein typisches Wiki-no name -Produkt hier zu zitieren ist ein wenig gewagt..

  16. #16 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    @ F. Jeschke :
    Der Webbaer, der sich, obwohl er “Querleser” ist, doch tendenziell von oben nach unten durch Texte arbeitet, ist bei ‘Faschismus ist eine Form rechtsextremer Ideologie (…)’ ein wenig hellhörig geworden, hat auch sofort Matthew Lions recherchiert und wusste danach “auch nicht so recht”.
    MFG
    Dr. W

  17. #17 ali
    April 23, 2015

    @F.Jeschke #15

    sehr richtig-darum sind die Artikel und Kommentare bislang hier nicht relevant, da sie bereits eine Definition des Faschismus VOR der Definition( um die geht es hier ja) implizieren! -eben : Faschismue muss linker Genese sein

    Ich verstehe nicht, was das heisst. Aber es ist sicher nützlich die Diskussion so einfach zu ignorieren, statt ein Argument beisteuern zu müssen.

    Matthew Lyons-ein typisches Wiki-no name -Produkt hier zu zitieren ist ein wenig gewagt..

    Ich habe das Zitat nur reingestellt, weil es mir ein guter Ausgangspunkt schien (ich habe auch gesagt, dass ich den Herren nicht kenne). Wenn dies ihren Autoritätsglauben nicht genug bediente tut mir das Leid (nicht wirklich, eigentlich). Statt darüber zu jammern könnten Sie hingegen sagen, was an der Definition schlecht ist. Dann könnte man nämlich tatsächlich diskutieren. Es ist übrigens auch etwas billig, sich auf dieses (klar deklarierte) Eingangszitat zu stürzen und das viel detaillierter und längere Zitat, eines bekannten Historikers und Faschismus Spezialisten (Gentile), die ich noch dazu als meine erste Präferenz angegeben habe, einfach zu ignorieren.

    Ein kleiner Effort tatsächlich inhaltlich etwas beizutragen, dürfte man doch wohl erwarten können oder? Auch Quellenkritik ist natürlich willkommen. Aber bitte begründet.

  18. #18 Alisier
    April 23, 2015

    @ali
    Ok, was wären denn genau die (deutlicheren) Abgrenzungen zu x-beliebigen autoritären Systemen? Eventuell kommen wir weiter, wenn wir die zu sammeln versuchen.
    Eco stellt einfach viele gute Fragen, die zum Nachdenken anregen. Er bietet oft Denkflächen an, die sich ganz wunderbar als Spielwiese nutzen lassen: er ist und bleibt halt eher Schriftsteller, selbst wenn er sich mit dem Faschismus auseinandersetzt.
    Eine Tendenz ist übrigens bei vielen faschistischem Gedankengut teilweise zustimmenden Menschen zu beobachten: sie lehnen ihnen fremde Gedanken und Ideen grundsätzlich ab, ohne im Geringsten bereit zu sein, sich darauf einzulassen, geschweige denn, darüber nachzudenken. Es ist immer schon vorher klar was gut und was böse, was richtig und was falsch ist. Diskussionen werden nur als Möglichkeit gesehen, das eigene Gedankengut zu verbreiten, ohne die Bereitschaft, sich mit Gegenargumenten zu belasten.
    Das Weltbild ist klar umrissen und unveränderlich, und alle die nicht zustimmen werden feindselig weggebissen, oder aber schwurbelig ignoriert, respektive pseudodevot beschwichtigt.
    Sich als Fels in der Brandung des linken Mainstreams wahrzunehmen mag manchen Erfüllung genug sein. Es bleibt aber ein trauriges Schauspiel.
    Andere natürlich sehen sich als Fels in der Brandung im rechten Mainstream, und sind genauso verbohrt.
    Verbohrtheit und Rechthaberei….ein Zeichen von Faschismus? Eher nicht, oder doch?

  19. #19 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    Übersetzt:

    Faschismu[s] muss linker Genese sein

    Faschismus muss kollektivistischer (vs. liberaler) Bauart sein, wobei insbesondere im bundesdeutschen Bereich der Faschismus sozusagen automatisch den Rechten (“Konservativen”) zugeordnet wird, sozusagen als Steigerung rechter (“konservativer”) Gesinnung.

    Diese Kontinuität “rechts, rechter, Nazi” wird international nicht durchgehend angenommen, eigentlich: eher nicht.

    Insofern könnte der Faschismus als kollektivistisch und links verstanden werden.

    MFG
    Dr. W

  20. #20 Alisier
    April 23, 2015

    Nochmal: das links-rechts Gesülze hilft niemandem, Erkenntnisse zu gewinnen, sondern wirft lediglich ein Schlaglicht auf die Eindimensionalität des Sülzenden. Die meisten hier möchten aber weniger Einblick in die Seelenlage eines Kommentatoren erhalten, sondern Argumente austauschen. Unterstelle ich einfach.

  21. #21 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    “Links” und “Rechts” sind begrifflich einstmaligen Sitzordnungen in (zumindest teilweise: gewählten) Parlamenten geschuldet.
    Es bleibt politologisch richtig sich (also: wissenschaftlich) nicht an derartiger Metaphorik festzumachen, Alisier, korrekt.

    MFG
    Dr. W

  22. #22 Struppi
    April 23, 2015

    Ich komme mit den hier angebotenen Definitionen nicht klar.

    Für mich ist Faschismus eine Ideologie die eine Volksgruppe oder Nation überhöht und alle anderen einen niedrigen Wert zuordnet. Im gegensatz zu anderen totalitären Gedanken, die den vermeintlichen politischen Gegner einen absoluten Vernichtungswillen entgegensetzen.
    Faschmismus unterdrückt qua Herkunft oder Abstammung, Totalitarismus unterdrückt Gesinnungen.

    Das Rechte im Faschimus ist, das in den Vordergrund stellen der Nation, der Familie, das was ein konservatives Weltbild ausmacht. Aber im gegensatz zum konservativen Nationalismus duldet Faschismus keine Minderheiten gleichberechetigt neben sich.

    Die Details der politische Umsetzungen enthalten soviele Anleihen an historischen Dingen, dass diese sich weniger eignen den Faschmismus dadurch zu definieren. Fast alles was Mussolini oder Hitler inszeniert haben, ist Theater, vor allem aus dem römischen Reich und dazu ein bisschen Germanen Mystik. Damit aber den Faschmismus zu definieren halte ich nicht für Zielführend.

  23. #23 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Webbär:
    Wobei IMHO das Verhältnis von Faschismus zum Konservatismus auch recht kompliziert ist, auf der einen Seite lehnt sich ersterer natürlich öfters an letzteren an, und etliche “echte” Konservative sehen Faschisten (insbesondere gemäßigte oder gut getarnte) als eine Art Brüder im Geiste an, aber andererseits geben sich Faschisten auch öfters antikonservativ; mag ein bißchen auch am “Kult der Jugend ” liegen. Entsprechend hieß es dann im Horst-Wessel-Lied auch “Kameraden von Rotfront und Reaktion erschossen”. Wobei ich die Idee einer “Konservative Revolution”(für jeden Historiker ein Widerspruch in sich) als einen interessanten Ansatzpunkt oder zumindest Vorläufer sehe. Siehe auch die interessante Geschichte des italienischen Futurismus.

    “Individualismus” als Programmpunkt hingegen sehe ich nicht unbedingt als gegensätzlich zum Faschismus, zunächst einmal wird die moderne Individualisierung gerne mal eher als “Vermassung” (gerne auch “Verhausschweinung” *g*) im Gegensatz zu einer “organischen” Gemeinschaft interpretiert die durch einen “echten” Individualismus aufgehoben werden müßte, man betrachte da einmal Riefenstahls Filme mit den Großaufnahmen, die die glücklichen Individuen im Kollektiv zeigen, außerdem wurde in den historischen “Faschismen” öfters einem extremen Geniekult gefrönt. Andererseits sind “individualistische Bewegungen” ja eh wieder ein Widerspruch in sich[1] und können durchaus ununterscheidbar vom Faschismus bis zum Mussolini-T-Shirt sein, ebenso sind sowohl die Marxisten als auch die Faschisten[2] in meinem Bekanntenkreis ziemliche Nietzsche-Fans, ob sie dessen ziemlich individualistische Philosophie richtig verstanden haben sei dahingestellt.

    Persönlich fand ich Griffins Idee mit der “nationalen Neugeburt” ganz interessant, da sich das gut auf gewisse nicht unbedingt als faschistisch angesehene Autoren mit deutlicher brauner[3] Geschmacksnote anwenden läßt, z.B.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Mircea_Eliade#Sacred_and_profane

    Am Rande zur Beziehung zwischen Faschismus und linken Ideologien, falls es jemanden noch nicht aufgefallen ist, der Titel der von ali verlinkten Analyse the Beale und seinen homies stammt aus einem in gewissen, ähm, linksalternativen Kreisen AFAIK durchaus beliebten Lied von Leonard Cohen:

    https://en.wikipedia.org/wiki/First_We_Take_Manhattan

    Last but not least, zum Thema Fschismus und Antisemitismus:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Betar_Naval_Academy

    [1] Den Verweis auf das “Leben des Brian” kann ich mir wohl sparen.

    [2] BTW in mindestens einem Fall eine Selbstbezeichnung.

    [3] Wobei Scheiße ja zwar im allgemeinen braun, aber durchaus auch grün, gelb, rot oder schwarz daherkommen kann und nicht nur im Schwimmbad nach oben steigt.

  24. #24 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Struppi:
    Man kann gerade Nation nicht nur über Abstammung definieren, letzteres wäre eher die Ethnie. Ein anderer öfters in der faschistoide Ecke gestellten Philosoph, Oswald Spengler, hat ja die Religionen des Späthellenismus als “magische Nationen” bezeichnet.

    Auch im Nationalsozialismus, der unter den faschistischen Bewegungen eine Art Extrempunkt bezüglich des Abstammungsglaubens war, galt ja nicht nur die Abstammung, man mußte auch die rechte(no pun intended) Gesinnung haben, um nicht als “weißer Jude” zu gelten.

    Auf der anderen Seite gibt es dann eher “spirituelle” Faschisten, die sich öfters in “esoterischen” Kreisen besonderer Wertschätzung erfreuen. BTW wieder ein Punkt, bei dem “Faschismus ist antiindividualistisch” IMHO wenig aussagt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Evola

  25. #25 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    @ Struppi :
    Es geht letztlich darum, ob Sie den Begriff “Faschismus” an bestimmte Entwicklung in Italien unter Mussolini verstehen wollen oder als bestimmte politische Tendenz, die sich wie hier beschrieben ausdrückt:
    -> https://scienceblogs.de/zoonpolitikon/2015/04/22/was-ist-faschismus/#comment-15949

    MFG
    Dr. W (der generell zum Gebrauch von Browser-Rechtschreibhilfen rät)

  26. #26 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    * an bestimmte Entwicklung in Italien unter Mussolini gebunden

  27. #27 Alisier
    April 23, 2015

    @Struppi
    Das, was du vorbringst sind deine persönlichen Vorstellungen, was Totalitarismus, respektive Faschismus ist und was nicht. Belegt sehe ich diese nicht, eher im Gegenteil.
    Wie wäre es mit Francos Regime? Faschistisch oder nicht?

  28. #28 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    @ Trottel :
    Die Nation bezieht sich auf die Geburtenfolge, der Begriff ist etymologisch klar, es geht hier tatsächlich um Abstammungsverhältnisse, beim deutschen oder germanischen oder germanisch-skandinavischen ‘Volk’ ist nicht so klar, was gemeint ist, es müsste hier aber auch Richtung Abstammung gehen und es könnte tatsächlich das Wort ‘folgen’ gemeint sein.

    Heutzutage wird der Nationenbegriff natürlich anders verstanden, nämlich als Zugehörigkeit zu einer bestimmten Staatengemeinschaft und zu einer bestimmten Kultur, letzteres nicht eindeutig.
    Insofern wird sich ja auch bundesdeutsch seit Längerem gerangelt, ob das Volk oder die Bevölkerung grundgesetzlich aber auch anderswie besonders zu beachten ist.

    MFG
    Dr. W

  29. #29 Andromed
    April 23, 2015

    Faschismus als Herrschaftsform besteht dann, wenn die Bevölkerung systematisch neuronal Manipuliert wurde, sodass durch diese Manipulationen determinierte Fähigkeiten und Eigenschaften erzeugen, die Herarchien ohne besondere weltliche oder spirituelle Qualifikation ergeben. (Irreguläre) Ausnahmen bestätigen diese Regel, welche aber sicher nicht lange existieren gelassen werden.

    Es geht also bei faschistischen Herrschaftsformen darum, die Herrschaft durch grundlegenen Schwarmstrukturkonstellationen zu sichern, während dabei die Ideologie und der Populismus zur Ablenkung und “Unterhaltung” dienen.

    Aber selbst diese Definition unterscheidet sich nicht besonders darin, wie es tausende Jahre lang vorher die Religionen und ihre weltlichen Vasallen (Fürsten und Könige) taten. Der Unterschied besteht darin, dass es im 19. Jahrhundert entscheidende Entdeckungen und Entwicklungen in der Wissenschaft gab, die neuronale Manipulationen effektiv und erfolgreich machbar werden liess (etwa industrielle Herstellung von potenten Nervengiften, Kenntnisse auf Atom- und Molekular-Ebene usw.). Was man demnach als eine Vorstufe der modernen Neuromodulation und Enhancemend bezeichnen kann – die biochemische Manipulation des menschlichen Organismusses mit weitreichender Wirkung für das jeweilige Subjekt.

    Die eindeutigen Eigenschaften eines Faschismusses an seiner Ideologie abzulesen, ist deswegen erfolglos, weil sie keinerlei Begründungen und Folgeschlüsse an real wirksamen Herrschaftsfaktoren entlehnt sind. Eine Definition in üblicher Weise ist also unmöglich. Das geht aus den vielen Versuchen der Definition hervor, die allesamt in eine Allgemeingültigkeit oder Vielseitigkeit münden, weil die ideologisch möglichen und nützlichen Strategien vielseitig sind.

  30. #30 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Webbär:
    Das ist die etymologische Herleitung, die sagt nur nicht unbedingt etwas über die Semantik aus. Steuer bedeutet auch ursprünglich “Stütze”, nur ist das Steuerrad im Auto selten ein tragendes Element. 😉

    Und IMHO gilt zum Thema Nation und Abstammung eben “kann, muß aber nicht zwingend”. Als Extremfall würde ich mal den US-Nationalismus ansehen, wobei diese Nation sogar älter als diverse europäische Nationen ist.

  31. #31 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    @ Trottel :
    Es gibt grundsätzlich zwei Varianten, wenn es um Begriffe, Wörter und Redewendungen geht, A) Sie bemühen etymologisch die Altvorderen, die anzunehmenderweise um Wörter und sprachliche Regelmengen hart gerungen haben oder B) Sie fragen den LInguisten, bspw. Herrn Dr. Anatol Stefanowitsch, “um die Ecke”, wie denn nun dieses oder jenes Wort oder dieser oder jener Begriff oder diese oder jene Redewendung s. E. heute einzuschätzen wäre, was allerdings persönliche Machtabgabe bedeuten würde.

    MFG
    Dr. W (der weiter oben nur im Geundsätzlchen unterwegs war, generell versuchte Begrifflichkeiten abzuklären, auch kein Doitscher ist)

  32. #32 Dr. Webbaer
    April 23, 2015

    Huch:

    * im Grundsätzlichen

  33. #33 ali
    April 23, 2015

    @Trottelreiner #23

    Sorry. Der Kommentar hing im Spamfilter.

  34. #34 Frank Wappler
    https://Gleiches.verhält.sich.zum.Selben--wie.Gleichzeitigkeit.zu.Koinzident
    April 23, 2015

    ali schrieb (April 22, 2015):
    > […] Liste von Robert Soucy (meine Übersetzung):
    > […] 6. Koorporatismus

    What is “Korporatismus“?.

  35. #35 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Webbär:
    Naja, der Konservative in mir geht davon aus, daß die Altvorderen grundsätzlich der ad-hoc-Benennung und dem Malapropismus nicht sehr viel weniger abhold waren als ihre rezenten Vertreter. AFAIR habe ich mich ja in einem meiner ersten Kommentare auf scienceblogs darüber aufgeregt, das wir “Esoterik” über überbordende Regale in öffentlichen Buchhandlungen schreiben.

    Ansonsten sind es ja gerade die Linguisten, die sich mit Etymologien herumschlagen, naja, genaugenommen eine gewisse Untergruppe derselben. Konservativer historischer Linguist und “gender studies” am selben Tisch, das geht nicht unbedingt gut…

    Zurück zum Text, “Nation” ist eben ein extrem vielschichtiger Begriff, und was sich englische und französische Aufklärung oder deutsche Romantik dazu gedacht haben ist nicht unbedingt deckungsgleich.

    Und Stefanowitsch ist mir relativ egal, aber mal einen konservativen (nicht faschistischen) Autor zu bemühen:

    “Für mich ist »Volk« eine Einheit der Seele. Alle großen Ereignisse der Geschichte sind nicht eigentlich von Völkern ausgeführt worden, sondern haben Völker erst hervorgerufen. Jede Tat verändert die Seele des Handelnden. Mag man sich zuerst um einen berühmten Namen geschart haben, – daß hinter seinem Klange nicht ein Haufe, sondern ein Volk steht, das ist die Wirkung und nicht die Voraussetzung großer Ereignisse. Erst durch ihre Wanderschicksale sind Goten und Osmanen geworden, was sie später waren. »Die Amerikaner« sind nicht aus Europa eingewandert; der Name des florentinischen Geographen Amerigo Vespucci bezeichnet heute zunächst einen Erdteil, aber außerdem ein echtes Volk, das durch die seelische Erschütterung von 1775 und vor allem durch den Sezessionskrieg von 1861–65 seine Eigenart erhalten hat.

    Einen anderen Inhalt des Wortes Volk gibt es nicht. Weder die Einheit der Sprache noch der leiblichen Abstammung ist entscheidend. Was ein Volk von einer Bevölkerung unterscheidet, es aus dieser abhebt und wieder in ihr aufgehen läßt, ist stets das innere Erlebnis des »Wir«. Je tiefer dieses Gefühl, desto stärker ist die Lebenskraft des Verbandes. Es gibt energische, matte, flüchtige, unverwüstliche Völkerformen. Sie können Sprache, Rasse, Namen und Land wechseln; solange ihre Seele dauert, eignen sie sich Menschen jeder denkbaren Herkunft innerlich an und formen sie um.

    Der römische Name bezeichnet zur Zeit Hannibals ein Volk, zur Zeit Trajans nur noch eine Bevölkerung.

    Wenn trotzdem mit vielem Rechte Völker und Rassen zusammengestellt werden, so ist damit nicht der heute übliche Rassebegriff der darwinistischen Zeit gemeint. Man glaube doch nicht, daß je ein Volk durch die bloße Einheit der leiblichen Abstammung zusammengehalten wurde und diese Form auch nur durch zehn Generationen hätte wahren können. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß diese physiologische Herkunft nur für die Wissenschaft und niemals für das Volksbewußtsein vorhanden ist und daß kein Volk sich je für dieses Ideal des »reinen Blutes« begeistert hat. »Rasse haben« ist nichts Stoffliches, sondern etwas Kosmisches und Gerichtetes, gefühlter Einklang eines Schicksals, gleicher Schritt und Gang im historischen Sein. Aus einem Mißverhältnis dieses ganz metaphysischen Taktes entspringt der Rassehaß, der zwischen Franzosen und Deutschen nicht weniger stark ist als zwischen Deutschen und Juden, und aus dem gleichen Pulsschlag andererseits die wirkliche, dem Haß verwandte Liebe zwischen Mann und Weib. Wer keine Rasse hat, der kennt diese gefährliche Liebe nicht.”

    Aus: Oswald Spengler, “Der Untergang des Abendlandes”

  36. #36 ali
    April 23, 2015

    @Frank Wappler

    What is “Korporatismus“?.

    Zuerst einmal ein Tippfehler (nur ein ‘o’).

    Ausserdem ist es ein Konzept das man in den Politikwissenschaften häufig antrifft. Ich finde die verlinkte Wikipedia Definition ganz gut als Anfang: Es ist eine institutionalisierte Einbindung von verschiedenen sozialen Gruppen (als Interessengruppen organisiert) in den politischen Prozess. Dies kann sehr unterschiedliche Formen annehmen und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Gute Beispiele findet man zB in der Schweiz mit der sogenannten Konkordanz und dem Arbeitsfriede.

  37. #37 Alisier
    April 23, 2015

    “Für mich ist Volk eine Einheit der Seele.”
    Wie schön….und was möchte uns der Autor wohl mit dem verquasten, komplett sinnfreien Satz sagen?
    Das ist also konservativ. Gut zu wissen.

  38. #38 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Alisier:
    Keine Ahnung. Grundsätzlich hatte ich Spengler auch deshalb als “konservativ” bezeichnet um zu betonen, daß ich ihn nicht als “Faschisten” sehe, auch wenn sich da etliche Ansatzpunkte zum Faschismus ergeben.

    Ich würde Spengler hier so interpretieren, das für ihn “Volk”(oder Nation) etwas subjektives ist, das sich u.a. auch aus einer gemeinsamen Geschichte ergibt. Was sich wiederum verdächtig nach diversen “linken” Diskussionen zur Ethnogenese anhört:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnogenese

    Ansonsten ist verquaste Sprache nicht unbedingt typisch konservativ, aber Kulturpessimisten scheinen besonders zu verquaster Sprache zu neigen.

  39. #39 Alisier
    April 23, 2015

    @Trottelreiner
    Gut, Hitler fand er nicht so toll, Mussolini allerdings schon, soweit ich informiert bin.
    Weswegen genau meintest du eigentlich diese Passage Spenglers hier posten zu müssen? Und bin ich der Einzige, der sich an den Kopf fasst, wenn er sowas lesen muss?
    Nicht weil ich es für faschistisch halte, sondern für ausgesprochen merkwürdig und schräg, und nur teilweise verstehbar, wenn man sich mit der ganzen Zeit um 1918 herum beschäftigt.
    Es ist mir schon klar, dass dieses pseudowissenschaftliche Raunen, das sich durch den ganzen “Untergang” zieht immer noch Fans hat. Weil es so gut und unangreifbar klingt, und jeder Versuch Spenglers Erkenntnisse zu begreifen dem Versuch ähnelt, Suppe mit der Gabel zu löffeln?

  40. #40 Trottelreiner
    April 23, 2015

    @Alisier:
    Ähm, gibt es irgendeinen Ausdruck für das rhetorische Mittel, einen dem Gegenüber mutmaßlich nahestehenden Autor zu zitieren, der der Meinung des Gegenübers widerspricht?

    Stafanowitsch (den ich oft interessant finde, aber das gilt auch für die FAZ) zu zitieren bringt eher wenig wenn man zeigen möchte, daß nicht nur Leute mit ähnlichem Stallgeruch wie Stefanowitsch eine bestimmte Meinung vertreten.

    Und gerade wegen der von dir angeführten biographischen Punkte erschien der gut^w alte Oswald als interessante Wahl.

  41. #41 Hobbes
    April 23, 2015

    Interessanter Beitrag. Mich stört dieser Begriff auch immer mehr. Einen neuen Gipfel der Beliebigkeit hat der Begriff ja in der Ukrainekriese erreicht wenn Faschisten Faschisten vorwerfen Faschisten zu seien und deshalb Faschisten schicken müssen um das einfache Volk von den Faschisten zu befreien. Wohlgemerkt auf beiden Seiten wird so argumentiert.

    Aber um mal konstruktiv zu bleiben Arbeite ich mich mal an den 23 Punkten ab.
    Punkt eins und zwei sehe ich da schon eher kritisch da es sich dabei nur um die historischen Gegebenheiten handelt. Dies aber keinerlei Notwendigkeit hat. Viele sich auf den Marxismus berufenden Ideologien sind zutiefst Faschistisch und mir sind auch nur wenige Interpretationen des Marxismus bekannt die faschistischen Tendenzen per se nicht zulassen würden. Einzig die jenigen die Marx gerne zu einer Vorstufe eines Anarchisten erklären wären hier zu nennen. Aber diese Interpretation halte ich für ziemlich Falsch.
    Die Parlamentarische Demokratie ist ebenfalls möglich. Zumindest im eigentlichen Verständnis. Indem sie Volkes Willen umsetzt. (Faschismus Definiert den Demos nur sehr Speziell) In unserem Verständnis in dem Demokratie Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und Minderheitenschutz bedingt steht der Faschismus natürlich oppositionell.
    3,4,6 und 7 sehe ich auch so.
    5 sehe ich wieder anders. Es wird ein Wirtschaftsprogramm gefahren was in Deutschland konservativ ist. In anderen Ländern könnten solche sehr progressiv seien. Konservativ war früher zum Beispiel das Kaisertum oder Feudalherrschaft.
    8 Bin ich mir nicht sicher. Ich glaube eher das Faschismus auf der Sicherung des Raumes für das eigene Volk bzw. Auslöschung anderer Völker ausgelegt ist. Den Unterhalt von Kolonien sehe ich nicht zwingend. (Man könnte sich das daran überlegen ob solche Regime Theoretisch A-Waffen gegen andere Zivilvölker einsetzen würde. Was ich glaube. Also nicht Ausbeutung sondern Vernichtung steht da im Vordergrund.)
    9 bis 21 Stimme ich zu.
    22 bin ich mir nicht sicher. Zwar waren die Regime eigentlich alle “Natürlich Spirituell” aber auch Technokratische Utopien scheinen mir da möglich.
    23 bin ich mir auch nicht sicher ob es zwingend ist. Zwar ist es dank der Geburtshirarchie nicht unwahrscheinlich aber ob innerhalb eines Standes noch weiter diskriminiert wird muss nicht seien. Da der Faschismus aber Werte vertritt die Traditionell eher als Männlich angesehen werden verwundert es nicht das die Regime die mir einfallen alle zutiefst misogyn waren.

    Hinzufügen würde ich eventuell noch Antikapitalistisch. Von dem Ideal her glauben faschistische Regime nur die “ehrliche Fleißarbeit” könne Wohlstand schaffen.

    Doch länger geworden als ich dachte…

    Achja spaßeshalber werde ich den nächsten Antifaflyer den ich sehe mal auf faschistische Tendenzen untersuchen.

  42. […] ist Faschismus? Wie definiert man ihn am besten? Zoonpolitikon versucht sich an Antworten und lädt dazu ein, eine bessere Definition zu […]

  43. #43 Dr. Webbaer
    April 24, 2015

    (…) wenn Faschisten Faschisten vorwerfen Faschisten zu seien (…)

    Nicht unwitzig diese Beobachtung, die Ukraine-Problematik ist sicherlich nicht derart zu bearbeiten, dass die eine Seite nur gut ist und nur recht hat und die andere das Gegenteil davon.
    Ist Putin Faschist? (Vermutung: eher ein Meritokrat, das Fachwort, vielleicht ein Rechter)
    Was mit der ukrainischen Führung? (Vermutung: Faschisten sind dabei, aber nicht bestimmend, derartige Kriege generieren zudem, vgl. mit dem Auseinanderfallen Jugoslawiens, Faschisten)

    Ist es heutzutage sinnhaft mit dem Faschismusbegriff zu hantieren?
    Faschisten dürften sich heute bei der NPD, wenn auch nicht durchgehend, finden lassen, bei anderen sehr rechten europäischen Parteien in Europa, bei stalinistischen oder kulturrevolutionären Linken (auch wenn die’s nicht wahrhaben wollen) und generell in strengen politischen Richtungen, auch in islamisch geprägten.
    Besonders sinnhaft scheint dem Schreiber dieser Zeilen heute aber nicht Faschisten zu erkennen, auch deshalb nicht, weil er den Faschismus als Methode (vs. Ideologie) versteht und es fast immer besser geht: Bei der NPD sind z.B. Nationalsozialisten dabei, Putin & China: Meritokraten, die sogenannten Islamisten dürfen in dieser Aufzählung nicht fehlen, die sich nicht nur durch den Bart und bestimmte Kleidung uniformieren etc.

    MFG
    Dr. W

  44. #44 Phil
    April 24, 2015

    Ich schließe mich #10 an.

    Kennzeichen für Faschismus ist eine starke Gruppenüberhöhung und ein gnadenloses Hetzen gegen Feinde, wobei Freund und Feind beliebig ideologisch gewählt sind und die Überhöhung i.d.R. nicht rational zu begründen ist. Es ist die Methode die Faschismus

    So wird der Begriff Faschismus jedenfalls in Deutschland verwendet. In den Staaten wird er anders verwendet, deswegen sollte man Quellen zu den Begriffen nicht einfach durcheinander werfen.
    Ähnlich steht es um den Begriff Nazi. In Deutschland meint man damit eine rechts-nationalistische Gesinnung (i.d.R. gekoppelt mit Antisemitismus). In den Staaten beschreibt der Begriff eher eine blindwütige, dem Sachzweck nicht zuträglichen Regelbefolgung. Im Internet wird auch im Deutschen häufig die US Version verwendet; symbolhaft bei dem Begriff Rechtschreibnazi.
    Manchmal steht Nazi in den Staaten allerdings einfach auch nur für das Böse™, selten auch in der deutschen Verwendung, dann allerdings eher in der Langform.

  45. #45 Dr. Webbaer
    April 24, 2015

    @ Phil :
    Sehr nett.
    Ansonsten: Der ‘Nazi’ ist Nationalsozialist, das Sozialistische am NS ist vielleicht in der Erinnerung bei einigen verloren gegangen, kann aber gut bspw. an Hand der Geschichte der SA verfolgt werden (Herr Hitler hat diese sozialistische Bewegung nicht nur sozusagen geköpft, Vermutung: kriegerische Auseinandersetzung wollte er auf Basis anderer Unterstützung führen), und beim Faschismus könnte sich um die Etymologie bemüht werden, die ist wichtig. [1]

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Schlimm bspw. auch, wie in den Staaten heutzutage der “Liberal” dem politisch Linken zugeordnet wird, abgrenzend zum Progressiven oder “Progressiven”, was erkennbar falsch ist, wenn sozialdemokratische, also nicht umstürzlerische Bewegung gemeint ist, die aber eben nicht liberal ist.

  46. #46 Roland B.
    April 24, 2015

    “Kennzeichen für Faschismus ist eine starke Gruppenüberhöhung und ein gnadenloses Hetzen gegen Feinde, wobei Freund und Feind beliebig ideologisch gewählt sind und die Überhöhung i.d.R. nicht rational zu begründen ist.” Wieso muß ich an die Jesuiten und andere religiöse Orden und Gruppen denken, jedenfalls in früheren Jahrhunderten? Es ist aber doch wohl unbestritten, daß, sagen wir für Zeiten der Katharerverfolgung oder des Dreissigjährigen Krieges der Faschismus-Begriff völlig anachronistisch ist.

  47. #47 Dr. Webbaer
    April 25, 2015

    Es könnte durchaus versucht werden historisch vorhanden gewesenen Gruppen Faschismus nachzuweisen, es wäre dann ähnlich wie bspw. zu versuchen nachzuweisen, dass Demokratien in der Antike, trotz solider Ansätze, nicht aufklärerisch gewesen sind.
    Der Begriff Faschismus ist vielleicht 100 Jahre alt und vielleicht deswegen nicht geeignet ‘anachronistisch’ verwendet zu werden.
    Das, was er meinen könnte, vgl. mit ‘Ideologie’ vs. ‘Methode’ weiter oben, dürfte aber zeitlos sein.

  48. #48 chrisou
    bodensee
    April 27, 2015

    ohne eine quelle nennen zu können, meine ich mich an einen artikel erinnern zu können, wo es speziell um den italienischen faschismus unter mussolini ging, und wo faschismus u.a. als die überzeugung präsentiert wurde, dass eine elite bessere entscheidungen für eine gesellschaft treffen könne als die gesellschaft selbst.

    das halte ich für bemerkenswert weil heute diese überzeugung überhand zu nehmen scheint. das wiederum halte ich für fatal weil man damit der gesellschaft das recht abspricht falsche entscheidungen zu treffen und daraus zu lernen und als demokratische gesellschaft zu wachsen.

  49. #49 Hobbes
    April 28, 2015

    “als die überzeugung präsentiert wurde, dass eine elite bessere entscheidungen für eine gesellschaft treffen könne als die gesellschaft selbst.”
    Das ist ja kein Faschismus sondern ein allgemeines Diktaturenmerkmal. Aber auch faschistische Demokratien sind möglich. Zumindest wenn die Abstimmungen nur über die grobe Richtung entscheiden und der “Demos” vorher entsprechend “gereinigt” wurde (widerliche Wortwahl).

    Die heutige Entwicklung geht eher in Richtung einer Technokratie. Was man zwar Teilweise begrüßen kann aber auch Teilweise zu absurden Situationen führt. So nimmt der Glauben an Experten in reinen Technikfragen immer mehr ab und der in politischen Fragen eher zu obwohl es ja nur anders herum Sinn machen würde. Wahrscheinlich liegt das daran das niemand eine politische Entscheidung heute noch als solche nennen will. (Einzige Ausnahme evtl. der Euroraum). Besonders Absurd ist das beispielsweise bei der Energiewende.

  50. #50 Lao
    Mai 13, 2015

    Mir gefällt Phils Definition vom 24. April besonders gut – auch wenn nach der Definition des gnadenlosen Hetzens gegen andere Gruppen jeder Linke ein Faschist sein müßte. Ich finde, diese Ansicht hat etwas für sich.

    Vor allem sind Linke blind irrational und stets beleidigend, wie man an den Beiträgen von Alisier idealtypisch beobachten kann. Dabei sind Beleidigungen die Argumente derer, die über keine Argumente verfügen 🙂

    Über die Linken sage ich: wo immer der Linke in der Geschichte aufgetaucht ist, hat er Zerstörung und Ruin hinterlassen, ob in Frankreich (Revolution), der Sowjetunion, dem übrigen Ostblock oder China oder der westlichen Welt der Nach-Sechziger Das linke Prinzip ist das rein zerstörerische, was sich gegen alles Gute und Normale wendet. Links zu sein, bedeutet im Prinzip stets den Aufstand der Minderwertigen (z. B. der unteren Kasten) gegen die Höherwertigen.

  51. #51 Dr. Webbaer
    Mai 15, 2015

    @ Lao :
    Es könnte statt zwischen Sitzordnungen und deren Metaphoriken, “rechts”, “links” etc. – gar die politische Mitte soll es geben, vielleicht besser und politologisch zwischen Kollektivisten, Liberalen und Reaktionären [1] unterschieden werden.

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Bei der Feststellung von Wert, Gruppen meinend, wäre hier wohl mit ‘reaktionär’ brauchbar adjektiviert.

  52. #52 Gerd
    Dezember 16, 2015

    FASCHISMUS IST DIE HERRSCHAFTSFORM DES FINANZKAPITALS.!!
    Diese Herrschaftform nutzt Bewegungen innerhalb von Bevöklkerungen aus, um ihre perfiden Ziele durchzusetzen.
    Der Hitler- Faschismus hat dazu die patriotischen Gefühle ausgenutzt und aufgestachelt und bis hin zu den Nazis geführt.
    Der Neue Deutsche Faschismus Märkelscher Prägung nutzt auf perfide Weise die Hilfsbereitschaft und Menschenliebe der deutschen Bevölkerung.
    Jeder Faschismus liebt nur das Geld und die Macht.
    Eine Liebe zum eigenen Volk und zur Heimat gibt es
    nicht.
    Dabei werden die Mitkämpfer für das faschistische Regim selbst am meisten betrogen.
    Auch unsere Gutmenschen werden ausgenommen und verarscht. Je eher es gelingt die gesellschaftliche Grundlage zu zerbreche, umso eher wird die faschistische Phase überwunden.
    Es bedarf dabei einer Einheitsfront von allen gesellschaftlichen Kräften!

  53. #53 all jackpots casino
    März 3, 2016

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  54. #54 Andreas B.
    Absurdistan
    Juni 20, 2016

    Radikal betrachtet: Faschismus ist irrationale Überhöhung Gegen-Mensch.

    Beispiel: Juden als Juden zu bezeichnen.

    Leider und wegen dem Faschismus hat sich das in jeder Völkischen Gemeinschaft, auch in Israel, so eingebürgert. Das ist Rassismus, welcher sich nicht rational mit Rassentheorie begründen lässt. Gleichzeitig ist es eine Glaubensgemeinschaft die sich ebenso wenig rational erklären lässt. Eine Rassenideologie ist es definitiv die einzig mir bekannte, aber nicht Biologigistisch. Die Überhöhung war das Weltjudentum, was sowohl Hitler, wie auch Stalin, wie auch Amin Al-Husseini auslöschen wollten. Man neigt schnell dazu den Ursprung bei Paulus von Tarus und seinen Antijudaismus zu suchen, worauf sich der gemeine Antisemitismus begründet, weswegen es ganz klar Judenfeindlichkeit gab. Im 16. Jahrhundert wurden Juden im Zaristischen Russland verfolgt, allerding aufgrund der anti-katholischen Polemik der Orthodoxen Staatskirche. Diese galten als Katholiken freundlich.

    Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war keine rede vom Weltjudentum, bis die “Protokolle der Weisen von Zion” veröffentlicht wurden, ein auf Fälschungen beruhendes antisemitisches Pamphlet. Dieses fand eine relativ schnelle Weltweite verbreitung. Darauf basierend gab es noch eine weitere Überhöhung mit dem “Jüdischer Bolschewismus”, welcher meiner Meinung nach Stalin viel mehr dazu diente die Kommunisten zu beseitigen. Unter den Kommunisten gab wie im jeden Europäischen Volk natürlich auch Juden.

    Darin sehe Ich allerdings noch nicht die begründung für den Holocaust, weil nichts davon das logisch Systematische Töten von Juden fordert. Die Systematic wurde meiner Meinung nach von Stalin selber beigetragen, durch seine auf dem “Marxismus-Leninismus” basierende Theorie. Karl Marx seine Wissentschaftlichen Theorien des zu grunde gelegten Sozialismus, in der Realität praktisch anzuwenden wäre ebenfalls Irrational. Diese waren rein Theoretisch ohne wertige bezüge, ohne dynamiken oder irgendeinen realen bezug.

    Die Grundlegende Kapitalismu Theorie:

    Nach der Theorie von Marx und Engels stehen sich in der Epoche des Kapitalismus die Kapitalistenklasse (Privateigentümer auf Produktionsmittel) und die Arbeiterklasse (Proletariat) als Gegenspieler gegenüber. Die Arbeiter seien gezwungen ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen. Der jeweilige Kapitalist stelle die Arbeiter als Lohnabhängige ein und profitiere von deren Arbeit, weil er den Arbeitern immer nur einen Teil des durch ihre Arbeit erwirtschafteten Geldes auszahle, den Rest behalte er für sich. Demnach entstehe Ausbeutung. Die verschiedenen Interessen der beiden Klassen würden sich in einem stetigen Widerstreit befinden, also in einem Klassenkampf. Die Zuspitzung dieses Widerstreits würde es nach Marx und Engels erforderlich machen, dass die organisierte Arbeiterklasse die Macht erobern müsse, um sich selbst zu befreien.

    Nach Sozial-ismus abgeschlossen ist Klassenkampf nicht Sozial und somit Kapital-ismus. Karl Marx hatte auf den Kapitalismus seine erste Faschismustheorie gebildet, daher die heutige “Denkweise das Kapitalismus laut Marx” etwas schlechtes war. Das war es rein Theoretisch, somit ist auch das Irrational.

    Stalin hatte seine Marxismustheorie zu diesem Zweck erdacht, weil Er kein Stück weniger Faschist wie Hitler war. Stalin hat jede andere Klasse gesäubert, weswegen Ich stark bezweifel das es danach überhaupt “legitime” Kommunisten gab. Auch Erich Honnecker seine Begriffe Realsozialismus, realer Sozialismus oder real existierender Sozialismus, dienten dazu Menschen als Linksfaschistisch zu verklären, nach Stalins Sozialfaschismusthese.

    “Der antimilitaristische Kommunist Otto Rühle schrieb als Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt 1939 im mexikanischen Exil einen Aufsatz mit dem Titel Brauner und Roter Faschismus. Er verglich darin die Entwicklungen in Deutschland und Russland seit 1914 und fand in den Diktaturen Adolf Hitlers und Stalins, die er beide als „totalitär“ bezeichnete, eine „verblüffende Übereinstimmung in den Grundanlagen der Systeme – in der Machtdoktrin, dem Autoritätsprinzip, dem Diktaturapparat, der Gleichschaltungsdynamik, den Gewaltmethoden. Die ökonomische Ursache dafür fand er im „ultraimperialistischen Monopolismus, der zum System des Staatskapitalismus drängt.“

    In der Epoche des Faschismus sehe Ich darin Den Faschismus. Die KPD oder die KPdSU hatten ebenfalls Politik nach der Sozialfaschismusthese betrieben und die SPD verklärt. Da gabs aller möglichen Faschismus, der Mord an den Juden erfolgte aber durch die Irrationale Überhöhung von Opfer und motiv. Ich betrachte das als höchstmögliche Ent-Menschlichung.

    Weswegen Ich die eigentliche Faschismus-frage auf genau das herunter breche, den Mensch. Für mich bedeutet Faschismus, aufgrund Irrationaler Ideologie Gegen-Mensch zu sein. Ein Faschist ist jemand der keine andere Ideologie als seine eigene akzeptiert. Aufgrund dessen gegen andere zu sein ist Faschistisch, diesen damit ausgesprochen als Mensch zu verklären ist Faschismus.

    Dies hat sich als Gegen-Kultur schon wieder stark in der Gesellschaft etabliert, durch die Gegen-Bewegung von Linken und Grünen begründet. Links und Grün sind mystische Begriffe und in einer Demokratie als Poliische Ideologie Irrational. Das Politishe handeln und Sprechen entsteht nicht aufgrund real exestierender diskrepanzen, diese entstehen in dessen Ideologie. Zur Zeit des Faschismus gab es die so genannten “Romantik-Grünen”. Stammvater der Gegen-Bewegung war Friedrich Wilhelm Nietzsche.

    “Dieser war Nihilist und ging bis zur vollständigen Verneinung der wissenschaftlichen und humanistischen Erklärung der Einheit der menschlichen Entwicklung, und war damit Vorläufer von Spengler, Rosenberg und der „grünen Ideologen“. So kam er zur „biologischen Weltanschauung“, die nur noch mit mystischen Begriffen wie „Blut und Boden“, „Rasse“ und „Symbol“ um sich warf. Eine solche „biologische Weltanschauung“ liegt denn auch folgerichtig dem heutigen ins Gegenteil verkehrten „Umweltschutz“ in dem Begriff „Ökologie“, „Bioethik“ usw. zugrunde.”

    Nietzsche ist insofern ein Wendepunkt, als er mit seiner Anti-moral Hemmungen abbauen half, eben bis zum berühmten „alles ist erlaubt“ der Nazis oder bis zu der Überzeugung des gewalttätigen Teils der „Grünen“, daß alles erlaubt sei, um den eigenen irrationalen Willen gegenüber der Mehrheit durchzusetzen.

    Ich sehe dadurch meine Aufgestellten Thesen, im Rückschluss belegt. Ich bin kein Wissenschaftler oder Akademiker. Mir ist das auch erst vor kurzen klar geworden, durch einen Medien Artikel von 1982. Auch wenn Stalin sich anscheinend als Gewinner aus der Geschichte gestrichen hat, klärt es die Frage des “Warum” für mich logisch auf. Das war jedenfalls meine motivation hier etwas beizutragen. Ich bin jetzt nicht direkt hysterisch, aber wenn ein Politiker egal ob man diese mag oder nicht, aufgrund der Annahme schon zu Menschenfeind verklärrt wird – von der Gesellschaft bereitwillig gefeiert und beklatscht, hat mein Demokratie- und Gemeinschaftsverständnis da so seine Probleme mit. Was haltet “Ihr” davon?

    https://www.bueso.de/artikel/historischen-wurzeln-des-gruenen-faschismus

  55. #55 Wilhelm Leonhard Schuster
    Juni 23, 2016

    Die Ausage : “Der ist ein Faschist” oder :
    “Der hat faschistische Ideen” ct.,
    ist heutzutage lediglich ein Totschlag Instrumentarium
    für jeweils “Andersdenkende”.
    Welche Ideen und Ansichten der” Andere” hat , ist völlig unerheblich.

    Im übrigen: Richtig ist, daß Hitler das Kapital an langer Leine führte und dessen Auswüchse mittels seiner “Volks-Ethik” zu unterbinden suchte.
    Dies ist ihm auch weitgehend gelungen.
    Die “Deutsche soziale Marktwirtschaft”, hat diese Ideen nach dem Kriege, richtigerweise, unter anderem Namen, übernommen und erst in neuerer Zeit teils vergessen. (Unverhältnismäßig hohe Boni und Gehälter allerorten, ct.)
    Die Chinesen und Putin, haben diesbezüglich mit Sicherheit eifrig vom Deutschland jener Zeit (von Hitler mit Ausnahme der vertrakten “Judensache”), gelernt.)

  56. #56 Jean-Pierre
    August 25, 2016

    Vielen Dank für den Eintrag. Ich fand ihn sehr hilfreich. Ich war ehrlich gesagt durch andere Seiten die einfach das was sie als faschistische Regimes sehen auflisten ziemlich verwirrt. Die hier vorgeschlagene Definition passt eindeutig zu gewissen totalitären Regimes, aber nicht zu allen. Schade, dass die Kommentare zum großen Teil nicht sehr konstruktiv waren.

    Ich bin selber sehr vorsichtig mit dem Wort Faschismus eben weil es so schwer zu definieren ist.

    Mir ist besonders das Wort Nation in der Definition aufgefallen. Davon gibt es auch viele Definitionen…

  57. […] Was ist Faschis­mus? […]

  58. #58 Beautylovin
    August 23, 2017
  59. #59 Daniel
    Greiz
    März 6, 2020

    Der Begriff Faschismus läßt sich nach vielen Versuchen von sehr vielen Personen über einen langen Zeitraum nicht genau definieren. Weswegen man ihn fallen lassen sollte. Doch gibt es merkwürdigerweise wenig Tendenz dazu. Vielmehr scheint es ein recht gern verwendeter Begriff zu sein.
    Was zu der Frage führt, warum ein undefinierter Begriff, der auch in vielerlei Hinsicht gefüllt und motiviert worden ist so gerne benutzt wird? Ich glaube es gibt nur selten Begriffe wie der des Faschismus über den sich über alle philosophischen, ideologischen, ethnischen, geschlechtlichen, sozialen differierende Gruppierungen einig zu sein scheinen; Faschismus ist schlecht. Nicht anzustreben und auf jeden Fall abzulehnen und zu vermeiden, sogar zu bekämpfen.
    Und wo eine solche Einigkeit herrscht, bei gleichzeitiger Unmöglichkeit der Definition kann man von einem äußerst scharfen Instrument sprechen, das gegen einfach jeden gerichtet werden könnte. Um einfach alles zu erreichen. …Sehr bedenklich!

  60. #60 Larsen
    April 4, 2021

    Rutenbündel aus Politik, Justiz, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirche, Kultur, Medien… usw.
    Alles fest in einer Hand haltend.