“Ein sehr dicker Experimentalphysiker, ein dicker Kabarettist und ein alter Professor für Theoretische Physik (…) – warum wollen sich die Menschen das anschauen?”
Weil es die Science Busters sind – und die sind einfach cool 😉 Bis jetzt hat sich das Wirken von Werner Gruber (der dicke Experimentalphysiker), Heinz Oberhummer (der alte Professor für Theoretische Physik) und Martin Puntigam (der dicke Kabarettist) mehr oder weniger auf Wien beschränkt. Über ihren Podcast konnte man aber auch bisher schon ein wenig des tollen Wissenschaftskabaretts mitbekommen und seit kurzem gibt es nun auch endlich das Science-Buster-Buch “Wer nichts weiß, muss alles glauben”.
Die Themen des Buches sind weit gestreut. Im ersten Teil werden “Universum”, “Materie”, “Leben” und “Gehirn” behandelt und im zweiten Teil geht es um “Glaube”, “Liebe”, “Hoffnung” und “Tod”. Wer die Science Busters kennt, der wird in etwa wissen, was ihn erwartet: kurze, knackige, unterhaltsame und vor allem wissenswerte Geschichten aus der Wissenschaft. Dabei wird munter von Thema zu Thema gesprungen; es werden erstaunliche Assoziationen gefunden und ehe man sichs versieht hat man das Buch schon zur Hälfte durchgelesen 😉
Das Kapitel über die Materie beginnt zum Beispiel mit dem Rezept für den perfekten Schweinebraten; kommt von dort auf die Energie zu sprechen und darüber zur dunklen Energie. Die dunkle Materie darf natürlich auch nicht fehlen und auch wenn sie die Science Busters ein bisschen über die Tendenz der Wissenschaftler lustig machen, alles “dunkel” zu taufen, dass sie noch nicht komplett verstanden haben gelingt es ihnen doch recht gut verständlich zu machen, warum es sich bei den “dunklen” Themen nicht um Hirngespinste handelt. Das wird dann gleich als Anlaß genommen um über die Fähigkeit der Wissenschaft sich selbst zu korrigieren zu sprechen und über das Wechselspiel zwischen Theorie und Experiment .
Kapitel 5, über den “Glauben” beginnt mit der – nicht stattgefundenen Marienerscheinung in Kärnten – um dann direkt die interessante Frage zu beantworten, wo im Weltall die Marienerscheinungen am besten funktionieren. So kommt man mit einem kleinen Umweg über die Lagrangepunkte und die Reliquien des Mittealters zum Blutwunder von Neapel was wiederum Anlass ist um den Unterschied zwischen thixotropen und rheotropen Flüssigkeiten zu erklären und ein Rezept zu veröffentlichen mit dem man sich sein eigenes Blutwunder basteln kann. Die Science Busters erklären dann noch, wie man übers Wasser laufen kann und rechnen vor, dass in jedem von uns etwa 20 Millionen Atome von Jesus stecken (wenn es ihn denn gegeben haben sollte). Sie erklären außerdem, wie er ganz ohne Rakete in den Himmel auffahren hätte können: durch Kontakt mit einem “Anti-Jesus” aus Antimaterie. Dann wird gezeigt, dass ein Engel eine Flügelspannweite von etwa 12 Metern haben müsste und Mohammeds fliegendes Pferd Buraq müsste gar 50 Meter lange Flügel gehabt haben. Es hätte dann aber trotzdem nicht fliegen können da die Belastungen für die Knochen des Pferds zu groß wären. Man müsste da schon auf den Zwergplaneten Ceres ausweichen; dort ist die Gravitation gering genug – allerdings fehlt da wieder die Luft zum fliegen:
Das heißt, wenn man fliegende Pferde haben will, braucht man entweder starke Rauschmittel oder einen festen Glauben. Oder sehr, sehr kleine Pferde.
Weiter gehts mit Walter Mixa und den Exorzisten der katholischen Kirche was dann eine ausführliche Erklärung von schizophrenen Psychosen nach sich zieht und in einer Erläuterung der Eigenschaften von Erdbeerjogurth mündet. Wie gesagt – wir sind immer noch bei Kapitel 5!
Die thematische Vielfalt des Buches ist wirklich erstaunlich: schwarze Löcher, der dunkle Fluss, die Entstehung des Lebens, Bakterien und Alpakas, Liebe, Sex und Homosexualität, Gulaschrezepte, Orgasmen im Magnetresonanztomografen und Sex in der Raumstation, freier Wille und Neurophysik, Astrologie, Parabelflüge, Wasser, der Mozart-Effekt, Verschwörungen zur Mondlandung, Lichtfasten, Weltuntergang, Mord, Totschlag und Depression… eine komplette Auflistung aller Themen würde den Rahmen hier wohl sprengen. Und im Gegensatz zu den Buster-Kollegen aus Amerika, den Myth Busters, haben die Science Busters keine Hemmungen auch über Dinge wie Religion, Homöopathie, esoterische Mondeinflüsse und anderen Aberglauben zu sprechen und in klaren Worten zu sagen, wie die Realität aussieht. Besonders schön fand ich hier ihre Demontierung der “verschiedenen” Salzarten: Himalajasalz, Fleur de Sel, Meersalz, Salinensalz – es ist ja alles Salz; alles Natriumchlorid. Der Unterschied liegt nur in den Verunreinigungen und in der Produktionsmethode. Das Salz aus dem Bergwerk unterscheidet in sich in nichts vom Fleur de Sel – nur das dieses eben mit einer komplizierten und veralteten Methode gewonnen wird und deswegen auch viel teurer ist. Und das Himalajasalz (das aus Pakistan oder Polen stammt) ist ebenso nicht vom normalen Küchensalz zu unterscheiden; es hat nur mehr Verunreinigungen und enthält außerdem noch einige Eisenoxidverbindungen – darum ist es auch rötlich. Also:
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