Komet ISON kommt immer näher. Zur Zeit befindet er sich gerade auf Höhe der Marsbahn und wird in den nächsten Woche der Sonne immer näher kommen. Er wird sie umrunden und auf dem Rückweg in das äußere Sonnensystem nochmal in der Nähe der Erde vorbeifliegen. Mit etwas Glück können wir ihn dann mit freiem Auge am Himmel sehen. Vorerst waren aber unsere künstlichen Augen am Mars an der Reihe und haben den Kometen beobachtet.
Die Rover auf der Oberfläche des Mars haben zwar probiert, Bilder des Kometen aufzunehmen – sind aber leider gescheitert. Dafür hat die High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE) Kamera des Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) mehr Glück gehabt. Die hochauflösende Kamera ist normalerweise dazu da, um die Oberfläche des Planeten möglichst genau zu kartografieren. Diesmal hat das Instrument seinen Blick aber ins All und auf den 11 Millionen Kilometer entfernten Kometen gerichtet. So sehen die Bilder aus:
“Nicht sehr spektakulär”, mag da vielleicht der eine oder die andere einwenden. Richtig, die Bilder sehen nicht dramatisch aus: Schwarzer Hintergrund und weiße Punkte. Aber wenn man sich überlegt, dass die Bilder von einer Kamera stammen, die auf der Erde gebaut wurde und nun einen anderen Planeten umkreist, dann sind die weißen Punkten vielleicht doch nicht so unspektakulär wie sie auf den ersten Blick aussehen.
Abgesehen davon können wir von solchen Bilder durchaus etwas lernen. In der Nähe der Sonne legt sich ein Komet eine große Hülle aus Staub zu, die Koma (ich hab das in einer meiner Podcastfolgen erklärt bzw. auch hier). Je größer die Koma, desto heller der Komet. Die Tatsache, dass HiRISE den Komet ISON nur so schwach ablichten konnte, weißt darauf hin, dass er schwächer leuchtet als man dachte. Eventuell wird ISON also doch nicht der “große Komet” den sich alle gewünscht haben.
Ein kolumbianischer Astronom hat sogar kürzlich behauptet, der Komet würde komplett auseinander brechen. Das ist zwar prinzipiell möglich und zum Beispiel vor zwei Jahren dem Komet Elenin passiert. Aber in diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um einen Fehlalarm. Die Aussage des Kolumbianers wird vom Rest der Astronomen allgemein kritisiert und für eher unwahrscheinlich gehalten (Jan Hattenbach erklärt die Geschichte in seinem Blog genauer).
Ob der Komet ISON nun also im Winter einen spektakulären Anblick am Himmel bieten oder vielleicht ohne Teleskop gar nicht zu sehen sein wird, ist noch unklar. Definitiv sicher ist aber, dass er keinen Weltuntergang oder sonstige Katastrophen verursachen wird. Denn natürlich gibt es schon wieder jede Menge Panikmache und Verschwörungsunsinn. Es sind wieder die üblichen Geschichten die erzählt werden. Die amerikanische Katastrophenschutzbehörde bereite sich auf irgendwas vor; die NASA vertusche die wahre Bahn des Kometen; Nostradamus hätte ein Unglück vorhergesagt, und so weiter. Genau der gleiche Mist der immer wieder erzählt wird und der immer wieder falsch ist. In der aktuellen Folge meines Podcast habe ich ein bisschen mehr über die Jahrtausende alte Kometenpanik erzählt. Seit es Menschen gibt, haben sie Angst vor Kometen. So schnell wird sich das wohl nicht ändern…
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