Quasare sind die aktiven Zentren ferner Galaxien. In den Zentren dieser Galaxien sitzt ein supermassereiches schwarzes Loch, das von jeder Menge Materie umgeben ist. Sie sammelt sich dort in sogenannten Akkretionsscheiben und bewegt sich enorm schnell, bevor sie schließlich in das Loch fällt. Bei dieser Bewegung wird jede Menge Strahlung frei und deswegen leuchten die Zentren dieser Galaxien hell im Radio- und Röntgenlicht. Und weil sie so weit entfernt sind, dass man sie bei ihrer Entdeckung in den 1960er Jahren nur als punktförmige Quellen wahrnehmen konnte, bekamen sie den Namen “Quasar” für “quasi-stellar”. Die Objekte sahen zwar aus wie Sterne, konnten aber keine Sterne sein.
Mittlerweile wissen wir Bescheid, dass es sich bei den Quasaren um die Zentralregionen ganzer Galaxien handelt und wir haben sie überall im Universum beobachtet. Es gibt sie vor allem in großer Entfernung und da man in der Astronomie ja nicht nur in die Ferne sondern immer auch in die Vergangenheit blickt, folgt daraus, dass die Quasare ein Phänomen des frühen Universums sind. Das ist auch logisch: In alten Galaxien, wie unserer eigenen Milchstraße hat das zentrale schwarze Loch schon die gesamte Materie in seiner Umgebung aufgefressen und ist jetzt ruhig. Die jungen Galaxien die wir weit entfernt sehen können haben dagegen noch jede Menge Futter zur Verfügung und sind entsprechend aktiv.
Die Erforschung der Quasare kann uns viel über die Entwicklung von Galaxien beziehungsweise des gesamten Universums verraten. Sie stellt uns aber immer wieder auch vor große Rätsel. Zum Beispiel: Wie kann es sein, dass die Quasare überall im Universum und über Entfernungen von Milliarden Lichtjahren hinweg gleiche Eigenschaften zeigen? Wissenschaftler um Damien Hutsemékers von der Universität Liège in Belgien haben Quasare beobachtet und dabei festgestellt, dass sie sich entlang der großräumigen Struktur des Kosmos ausrichten (“Alignment of quasar polarizations with large-scale structures”, pdf).
Die Materie im Universum ist, zumindest auf großen Maßstäben, nicht zufällig verteilt. Die Sterne bilden Galaxien, die Galaxien bilden Galaxienhaufen, die Galaxienhaufen bilden Superhaufen und die Superhaufen selbst sind in langen (wirklich langen!) Strukturen angeordnet, den Filamenten. Zwischen diesen Filamenten findet man gigantische Bereiche voll mit Nichts, die sogenannten Voids (ich habe das hier und hier genauer erklärt). Wie diese grundlegende Struktur im Universum entstanden ist und warum sich die Materie in Filamenten anordnet, ist noch nicht völlig geklärt (vermutlich hat es etwas mit Quantenfluktuationen unmittelbar zum Zeitpunkt des Urknalls zu tun, als das Universum noch subatomar klein war). Aber, und darin besteht die Entdeckung von Hutsemékers und seinen Kollegen: Die größtmöglichen Strukturen im Kosmos scheinen einen Einfluss auf die einzelnen Galaxien zu haben.
Bei ihrer Untersuchung der Quasare haben sich die Astronomen die Polarisation des Lichts angesehen, das von dort zu uns gelangt. Die Polarisation wird (unter anderem) von der Ausrichtung der Rotationsachse der Akkretionsscheibe im Zentrum der Quasare bestimmt. Und überraschenderweise fanden die Astronomien einen Zusammenhang zwischen der Ausrichtung der Quasare und der Struktur der Filamente. Das kann man in diesem Bild gut sehen:
Sieht ein wenig kompliziert aus, ist es aber nicht. Auf der linken Seite sieht man eine zweidimensionale Darstellung der großräumigen Struktur in dem Teil des Universums den Hutsemékers und seine Kollegen betrachtet haben. Man hat vier Regionen definiert und die Ausrichtung der Filamente in diesen Regionen markiert. Rechts im Diagramm sieht man die Quasare, die man vermessen hat (die Farbe der Datenpunkte entspricht den vier markierten Regionen). Die x-Achse des rechten Diagramms zeigt den Winkel, der zwischen der Ausrichtung des Filaments und der Polarisation des Lichts gemessen wurde. Man erkennt gut, dass dieser Winkel bei den meisten Quasaren entweder 0 oder 90 Grad beträgt (und die farbigen Punkte zeigen das ebenfalls nochmal gut).
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