Der Ig-Nobelpreis ist eine wunderbare Erfindung. Seit 1991 wird diese Auszeichnung für wissenschaftliche Forschung vergeben, die “die Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringt”. Das ist ein hervorragender Anspruch und ein hervorragendes Konzept um Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu bringen. Der Ig-Nobelpreis ist absolut kein “Anti-Nobelpreis” für schlechte Forschung oder ein “Spaß-Nobelpreis” für unsinnige Wissenschaft, wie man immer noch oft lesen kann. Es wird ernsthafte Forschung ausgezeichnet, die eben nicht nur ernsthaft ist, sondern auch auf eine Art und Weise unser Leben berührt die uns zum Lachen bringt (Ok, ab und zu macht man sich auch tatsächlich ein wenig lustig; zum Beispiel mit der Verleihung eines Ig-Nobelpreises für Chemie an Volkswagen).
Zu den aktuellen Preisträgern des Jahres 2016 gehören zum Beispiel amerikanische Forscher, die die Persönlichkeit von Steinen untersucht haben um zu zeigen, dass vieles was die Werbeindustrie so behauptet und erforscht grober Unfug ist. Oder ein ägyptischer Urologe, der den Effekt von Polyesterunterwäsche auf Ratten und Männer untersucht und dabei ein wunderbar simple Verhütungsmethode gefunden hat. Ausgezeichnet wurde auch die Arbeit mit dem sehr schönen Titel “On the reception and detection of pseudo-profound bullshit”. Belgische und niederländische Wissenschaftler wurden für eine Untersuchung tausender Lügner ausgezeichnet und zwei andere Wissenschaftler für ihre Versuche, als Tiere zu leben. Und das war nur das Jahr 2016! In den vergangenen Jahren gab es ebenso faszinierende und amüsante ausgezeichnete Forschung.
Seit einigen Jahren gibt es nicht nur die große Preisverleihungsshow in Harvard (mit dem tollen Konzept der “24/7-Lecture” über das ich hier berichtet habe) sondern auch eine “Ig-Nobel-Tour” die überall auf der Welt Station macht. Dort halten Preisträger Vorträge über ihre Arbeit und Marc Abrahams, der Gründer des Preises erzählt die besten Geschichten aus mehr als 20 Jahren Ig-Nobelpreis.
Ich habe Abrahams vor ein paar Jahren persönlich kennen gelernt und festgestellt, dass er äußerst mitreißend und lustig erzählen kann. Es würde sich schon lohnen, eine Veranstaltung allein wegen ihm zu besuchen. Bei der Ig-Nobel-Show sind aber auch drei Preisträgerinnen und Preisträger mit dabei. Und am 29. März 2017 kommt die Show das erste Mal nach Österreich! Die Universität Graz ist Gastgeberin und ich kann euch nur dringend raten, die Gelegenheit für einen Besuch zu nutzen.
Neben Marc Abrahams werdet ihr dort folgende drei Preisträgerinnen und Preisträger über ihre Arbeit sprechen hören:
- Elisabeth Oberzaucher, Ig-Nobelpreis-Gewinnerin 2015 und Verhaltensbiologin aus Österreich (und außerdem noch Kollegin bei den Science Busters) spricht über “The case of Moulay Ismael – fact or fancy?”. Darin geht es um die Frage ob der marokkanische Herrscher Moulay Ismael – MATHEMATIKPREIS für den Nachweis, ob der marokanische Herrscher Moulay Ismael im 18. Jahrhundert tatsächlich – wie im Guinessbuch der Rekorde verzeichnet – innerhalb von 32 Jahren fast 888 Söhne zeugen konnte und welche Erkenntnisse aus der Beantwortung dieser Frage man über die Fortpflanzung von Menschen gewonnen hat.
- Laurent Bègue, Ig-Nobelpreis-Gewinner 2013 und Psychologie aus Frankreich spricht über “Beauty is in the eye of the beer holder” und beantwortet nicht nur die Frage, ob man sich andere Menschen schön trinken kann sondern erklärt auch, warum man sich selber attraktiver findet, wenn man ausreichend viel getrunken hat.
- Kees Moeliker, Ig-Nobelpreis-Gewinner 2003 und Biologe aus den Niederlanden hat den wunderbar betitelten Artikel “The first case of homosexual necrophilia in the mallard Anas platyrhynchos” und wird in Graz erklären, wie er es geschafft hat den ersten wissenschaftlich erfassten Fall von homosexueller Nekrophilie bei der Stockente zu dokumentieren und warum er der Meinung ist es wäre eine gute Idee, das zu tun.
Ich werde auf jeden Fall in Graz mit dabei sein und dann natürlich auch danach hier in meinem Blog über die Veranstaltung berichten. Wenn ihr am 29. März die Gelegenheit habt nach Graz zu kommen, solltet ihr sie aber auf jeden Fall nutzen. Die Ig-Nobel-Show gehört zu den Highlights der Wissenschaftsvermittlung und wenn sie schon mal in Österreich zu Besuch ist, sollte man das nicht verpassen (Tickets kann man – solange es sie noch gibt – im Unistore der Uni Graz kaufen – aber leider nicht reservieren sondern nur direkt vor Ort beziehen).
Und zur Einstimmung könnt ihr euch hier noch die Preisverleihungszeremonie des Jahres 2016 ansehen:
Bis bald in Graz!
Kommentare (4)