Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich einen Artikel mit dem Titel “Mars One wird scheitern!” geschrieben. Der erste Satz in diesem Artikel lautete: “Mars One wird scheitern. Oder besser gesagt: Mars One wird nicht einmal die Gelegenheit haben, zu scheitern weil Mars One nie stattfinden wird.” Und genau das ist jetzt auch offiziell bestätigt. Auch wenn schon seit Jahren klar war, dass das Projekt einer privaten Besiedelung des Mars in der geplanten Form nicht nur wissenschaftlich und technisch nicht umsetzbar ist, sondern die ganze Angelegenheit allgemein komplett dubios ist und eher an eine Betrugsmasche erinnert als an ein wissenschaftliches Projekt.
“Mars One” hat vor einigen Jahren die Öffentlichkeit und die Medien massiv beschäftigt. Es war eine niederländische Stiftung, geführt vom Unternehmer Bas Lansdorp und sie wollte Menschen zum Mars bringen. Allerdings keine ausgebildeten Astronauten, sondern Freiwillige aus aller Welt. Und da fanden sich leider genug, die auf die Versprechungen von “Mars One” reingefallen sind. Tausende wollten zum Mars fliegen und das, obwohl das Missionskonzept keine Rückreise vorsah. Das Konzept der Mission war sowieso ziemlich dürftig; echte Wissenschaftler und Raumfahrtexperten erklärten immer wieder, dass das, was sich Bas Lansdorp da vorstellte, nicht funktioneren könne. Was ihn nicht daran hinderte, weiter nach Freiwilligen zu suchen, die zum Mars fliegen wollten um dort zu sterben. Die hauptsächliche Qualifikation der willigen “Astronauten” scheint aber nicht die Beschäftigung mit dem Weltraum gewesen zu sein, sondern ihre Bereitschaft, Geld an “Mars One” zu spenden. Denn neben wissenschaftlicher Expertise fehlte es dem Projekt auch daran.
Man hatte geplant, die Kosten für den Flug zum Mars aus den Einnahmen einer Fernsehsendung zu beziehen, in der man den Mars-Astronauten bei der Vorbereitung, beim Flug und beim Leben (und dem schnellen Sterben) auf dem Mars zusehen konnte. Nur kam diese Sendung nie zustande; genau so wie der ganze Rest des Projekts. Die Zeitpläne wurden nicht nur nicht eingehalten; sie wurden quasi komplett ignoriert. 2015 schon hätten Test-Habitate auf der Erde errichtet werden sollen um dort zu trainieren. 2018 hätte der erste Start zum Mars erfolgen sollen, um dort einen Kommunikationssatelliten zu installieren. Nichts davon ist passiert. Stattdessen hat man die Aktiengesellschaft “Mars One Ventures” gegründet um an noch mehr Geld zu kommen, die nun ebenfalls pleite ist.
Aber anscheinend hat “Mars One” immer noch nicht genug Geld von willigen Raumfahrtenthusiasten eingesammelt. Für den 6. März 2019 ist eine Pressekonferenz angekündigt bei der man erklären will, wie es nach der Abwicklung der Aktiengesellschaft weiter geht:
“Once out of administration, Mars One will redirect its focus. For the execution of the actual voyage to Mars, the company will continue to seek strategic collaboration with renowned companies and organizations involved with the travel to Mars. Mars One itself will focus on the even more inspiring “being there”, the adventurous story of humans actually living on Mars, making The Red Planet their new home.
Utilizing its new investment plan, Mars One Ventures will establish a marketing machine, creating continuous content about these activities, evaluated from all angles, including technological, psychological, economical, and ethical aspects.”
Abgesehen davon, dass dieses Statement mehr als nur nichtssagend ist, ist es an einer Stelle aber auch ziemlich deutlich: Man will eine “marketing maschine” erschaffen – was aber eigentlich nicht nötig ist. Denn “Mars One” war von Anfang an nichts anderes als so eine Maschine, die die berechtigte Faszination der Menschen an der Raumfahrt ausgenutzt hat. Genau das war es, was mich am meisten geärgert hat und was mich jetzt immer noch ärgert. Ich habe vor vier Jahren in meinem Artikel folgendes geschrieben:
“Genau deswegen ärgern mich Projekte wie Mars One auch so sehr. Hier wird dieser großer Traum der Menschheit und die vielen kleinen Träume der Kandidaten für PR-Zwecke ausgenutzt. Ihnen wird erzählt, sie könnten Teil eines gewaltigen Abenteuers sein; könnten Dinge erreichen, die kein Mensch bis jetzt je erreicht hat und die Pioniere eines völlig neuen Zeitalters sein. Aber um das zu verwirklichen braucht es mehr als nur große Worte.”
Mehr als große Worte hat Mars One allerdings nicht zu bieten und mehr hat man dort nie zu bieten gehabt. Mars One ist gescheitert; Mars One konnte nicht anders als zu scheitern weil es nie als ernsthaftes Projekt geplant war. Es bestand kein Zweifel daran, dass Mars One scheitern wird. Es besteht aber auch kein Zweifel daran, dass die Menschen weiterhin vom Flug zum Mars fasziniert sein werden. Und so wie es aussieht, hat Mars One weiterhin vor, diese Faszination auszunutzen und zu Geld zu machen. Ich wünsche mir, dass die Menschen klug genug sein werden, um nicht mehr auf diese fragwürdige Organisation reinzufallen. Niemand wird mit Mars One zum Mars fliegen. Ich bin mir sicher, das wir unseren Nachbarplanet irgendwann erreichen werden. Aber dann mit seriöser Wissenschaft und nicht mit einer moralischen fragwürdigen PR-Masche!
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