Im Jahr 1945 fand der junge US-Soldat Robert L. Capp in einer Höhle in der Nähe der japanischen Stadt Hiroshima einige Rollen unentwickelten Films, die dort von einem unbekannten Japaner versteckt worden waren. Wie sich nach seiner Rückkehr in die USA herausstellte, enthielten die Rollen Fotografien, die vermutlich in den ersten Stunden nach der Atomexplosion vom 6. August 1945 entstanden sind.
Zehn der Bilder ließen sich retten und verblieben im Privatbesitz von Robert Capp. Dieser übergab sie 1998 an die Kuratoren des Hoover Archives, einer Einrichtung des Hoover Institution on War, Revolution, and Peace an der Stanford University. (Beim Hoover-Institut handelt es sich um einen konservativen “Think Tank”, der 1919 von Herbert Hoover gegründet wurde, dem 31. Präsidenten der USA.) Robert Capp verband die Schenkung der Bilder allerdings mit der Bedingung, dass sie nicht vor 2008 veröffentlicht werden dürften.
Sean L. Malloy, Geschichtsprofessor an der Cornell University, durfte die Bilder nun erstmals für sein gerade neu erschienenes Buch “Atomic Tragedy” verwenden – und hat sie parallel dazu auch ins Internet gestellt. (Malloy, S.: Atomic Tragedy: Henry L. Stimson and the Decision to Use the Bomb Against Japan, Cornell University Press, ISBN 978-0801446542).
In Ermangelung besserer und passender Worte kann ich nur feststellen, dass diese Bilder – mehr als alle mir bisher bekannten Aufnahmen aus Hiroshima und Nagasaki – die menschliche Tragödie verdeutlichen, die sich dort 1945 abgespielt hat. Während die “offiziellen” Aufnahmen der US-Armee, die zumeist Wochen nach der Explosion entstanden und die sich heute in den meisten Geschichtsbüchern finden, ausgebrannte Ruinen ohne einen einzigen Toten zeigen, führen einem diese neuen Bilder ganz eindrücklich vor Augen, wie es in der Stadt kurz nach dem Angriff wirklich ausgesehen haben muss.
In einer Zeit, in der mehr und mehr Nationen sich wieder ohne Rücksicht auf internationale Abkommen atomar bewaffnen, sind diese Bilder eine eindringliche und erschreckende Warnung aus der Vergangenheit – eine Warnung vor dem wahren Horror und Wahnsinn der atomaren Massenvernichtung. Der große George Santayana stellte einmal fest, dass wer die Geschichte nicht kennt dazu verurteilt ist, sie zu wiederholen. So mancher Schrecken der Vergangenheit sollte daher um unserer eigenen Zukunft willen nie in Vergessenheit geraten – und die schrecklichen Szenen aus den Straßen Hiroshimas gehören mit Sicherheit dazu….
“Ich bin der Tod geworden, der Zerstörer von Welten.”
– Robert Oppenheimer nach dem ersten Atombombentest
“Die Anwendung einer einzigen Atombombe würde Israel völlig zerstören, während die der islamischen Welt nur begrenzte Schäden zufügen würde. Es ist nicht unvernünftig, eine solche Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.”
– Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī, Vositzender des iranischen Expertenrats
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