Im ersten Blogbeitrag in einer langen Weile (zukünftig sollen es aber wieder mehr werden) möchte ich euch das (zumindest meines Wissens nach) erste deutschsprachige Kinderbuch – möglicherweise sogar das erste Kinderbuch überhaupt – zum Thema Lichtverschmutzung ans Herz legen: Gute Nacht, Nacht!

“Ins Bett? Jetzt schon?” Es dürfte wohl kaum Eltern geben, denen die endlosen Diskussionen und Streitereien, die auf diese Sätze meist folgen, nicht leidlich bekannt sind. Und zwischen der immer weiter in den privaten Bereich vordringenden Arbeitswelt, dem Wunsch nach einer möglichst erfüllenden Freizeit und dem “ganz kurzen” abendlichen Blick auf das Smartphone, der den Beginn der Tiefschlafphase um Stunden verzögert, kommt der Schlaf ja leider auch bei den Eltern nicht selten viel zu kurz. Dunkelheit und Ruhe wirken in unserer hellen und hektischen Welt bisweilen geradezu anachronistisch – und das gesamtgesellschaftliche Schlafdefizit nimmt immer beunruhigendere Ausmaße an.

Was aber passiert, wenn die Nacht ausbleibt und niemand mehr schlafen muss – oder kann? Dieser Frage widmet sich das von dem Berliner Sozialpädagogen Sepp Gröfler geschriebene Buch “Gute Nacht, Nacht!” und regt Kinder damit dazu an, sich kritisch mit der Bedeutung von Schlaf, Ruhe und Dunkelheit für ein gesundes Leben sowie der prävalenten “Nacht zum Tag-Macherei” auseinanderzusetzen. Die Geschichte eines kleinen Ortes, dessen Menschen den immerwährenden Tag zunächst feiern und genießen, dann nach und nach aber die gesundheitlichen und ökologischen Folgen der ausbleibenden Nachtruhe erleben und begreifen, wurde von Rosina Lampert eigenwillig – aber interessant – mit Papierschnitten illustriert, die mit verschiedensten Naturmaterialien wie Holz und Federn ergänzt wurden. Ein kurzer “Elternteil” mit Einschlaftipps und Basis-Informationen zu natürlichen Schlafhythmen, Lichtverschmutzung und ungesundem abendlichen Display-Licht rundet das Werk ab.

Das Buch erschien 2016 im kleinen Papierfresserchen-Verlag im malerischen Lindau und ist in jeder Hinsicht für alle Eltern empfehlenswert, die mit ihren Kindern über die Wichtigkeit von Dunkelheit und nächtlicher Erholung ins Gespräch kommen wollen. Einzig die astronomische Lichtverschmutzung kommt in der Geschichte eindeutig viel zu kurz – diese ist ja aber auch ein Thema, mit dem man als Elternteil sehr gut an die abendliche Lektüre anknüpfen kann. Das ultimative Kinderbuch zum allmählichen Verschwinden des Nachthimmels steht damit allerdings noch aus – hat denn nicht irgendein begeisterter Hobbyastronom oder eine Hobbyastronomin in der Blogleserschaft eventuell schriftstellerische Ambitionen…?

[Buchcover © Papierfresserchen-Verlag, Rosnia Lampert]