Vor knapp einer Woche ist die Raumsonde Phoenix auf dem Mars gelandet. Uns schon kurz danach gab es die ersten Verschwörungstheorien. Natürlich ist die NASA wieder heftig damit beschäftigt, Bilder zu zensieren und die Öffentlichkeit zu täuschen. Das meint zumindest der amerikanische Verschwörungstheoretiker Ted Twietmeyer.
Es hat nicht lange gedauert: Schon kurz nach der Landung der Raumsonde Phoenix auf dem Mars gab es auf den einschlägigen Internetseiten die ersten Verschwörungstheorien. Ted Twietmeyer, der auf seiner Homepage Data4Science.net unter anderem über die gefälschte Mondlandung, Polverschiebungen und anderen pseudowissenschaftlichen Unsinn schreibt, ist der NASA auf die Schliche gekommen: die tollen Bilder, die Phoenix zur Erde gesandt hat werden zensiert und sind gefälscht! Nicht, weil die NASA die Landung nur vorgetäuscht hat – sondern weil sie etwas verbergen will!
Wer einen Überblick über die gängigen Verschwörungstheorien bekommen möchte, der kann sich auf der Homepage von Jeff Rense “informieren”. Von Morgellons bis hin zu den unvermeidlichen UFOs findet sich dort alles. Und dort hat auch Ted Twietmeyer, kurz nach der Landung von Phoenix auf dem Mars, seine “Theorie” veröffentlicht. Die NASA hat nämlich die Bilder vom Mars zensiert – in Wirklichkeit ist der Himmel am Mars blau, die Atmosphäre lebensfreundlich und der Mars (wenn nicht noch heute, dann zumindestens früher) belebt. Als Beweis dafür kann man sich sein Buch “What NASA isn’t telling you about Mars” kaufen. Aber das enthält auch nur die üblichen Bilder mit den üblichen Pareidolien und unlogischen und falschen Interpretationen.
Der neueste Beweis dafür, dass NASA Bilder fälscht um uns die Existenz eines bewohnbaren Mars vorzuenthalten ist der folgende: Die Bilder die Phoenix am Anfang übermittelt hat sind schwarz-weiß!
Ich hab darüber schon im Beitrag zur Titan-Verschwörungstheorie geschrieben. Das ist ein Argument, dass man recht häufig findet – und darum möchte ich doch noch etwas dazu sagen. Es basiert im Allgemeinen auf mangelnder Vorstellungskraft und mangelndem Wissen über Astronomie, Raumfahrt und Fotografie. Twietmeyer schreibt zum Beispiel:
“Here in 2008, WHY are we still seeing MONOCROME images?
This is absolutely unforgivable to still be doing this trick. The color
images from Mars are obtained from a solid state camera, very similar
to a typical camcorder or cell phone which almost everyone owns today
(but much higher resolution.) Color information is already present in
Mars images, but clearly this was deleted for reasons not explained.”
Es ist ja doch ein bisschen unverständlich: jedes popelige Handy kann heutzutage tolle (Farb)Aufnahmen machen – und eine sündteure NASA-Raumsonde soll das nicht können? Aber wie immer gibt es gute Gründe dafür – wenn man ein bisschen genauer darüber nachdenkt. Der Grund für die monchromen Bilder (die eigentlich nicht monochrom sind sonder verschiedene Grautöne zeigen) ist die große Entfernung zwischen Erde und Mars. Da dauert es schonmal einige Minuten bis die Daten übermittelt werden können. Und wenn eine Raumsonden gerade gelandet ist, dann will man schnell wissen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn man sich nun überlegt, wie farbige Digitalbilder entstehen, ist klar, das graue Bilder schneller übermittelt werden können. Eine Digitalkamera erhält (im Gegensatz zur alten analogen Filmkamera) keine direkten Farbinformationen. Dort kommt, simpel gesagt, nur “hell” oder “dunkel” an. Macht man also eine normale Aufnahme, erhält man verschiedene Graustufen. Um farbige Bilder zu machen, werden verschiedene Filter vorgeschalten die jeweils nur Licht bestimmter Farben durchlassen und die dann zu einem einzigem Farbbild kombiniert. Bei Phoenix wird auch noch eine andere Methode verwendet: um etwaige dunkle und schlecht beleuchtete Stellen gut fotografieren zu können, wird das Motiv der Reihe nach mit verschiedenfarbigen Licht bestrahlt und aufgenommen. Diese Aufnahmen werden dann wieder kombiniert. Es dauert also länger Farbbilder zu machen und es dauert länger, diese Daten zur Erde zu senden. Daher macht man meistens erstmal ein schnelles Bild ohne Farbe um zu sehen, ob alles passt – und wenn es sich dann lohnt, dann macht man eine Farbaufnahme. Die Phoenix-Wissenschaftler haben einen engen Zeitplan und nicht die Freiheit einfach alles zu knipsen und sich dann die besten Aufnahmen rauszusuchen.
Damit erklärt sich auch diese “mysteriöse” Begebenheit, die Twietmeyer bei der Live-Übertragung der Phoenix-Sonde beobachtet hat:
“The woman interviewing a project engineer eventually
asked, “Will we be seeing color images?” The answer was “Yes
indeed, we will be seeing color images [short pause here in his voice]
in the future.” But she never asked why these images today were in
black and white today.”
So wie oben beschrieben waren eben die ersten Bilder in Graustufen; die Bilder die später gemacht werden, werden dann auch in Farbe sein. Aber Verschwörungstheoretiker sehen eben überall das Geheimnisvolle und Mysteriöse und spekulieren lieber wild drauf los anstatt sich zu informieren:
“Technically, there is NO reason for these live
images to not be in color except for one major reason – people will realize
that Mars isn’t red after all, but it has a blue sky almost identical
to that of Earth”
Ja – mit einem minmalen Aufwand an Internet-Recherche hätte man natürlich schnell rausgefunden das es genügen Gründe gibt, die Bilder so zu machen, wie sie gemacht wurden. Aber wilde Theorien aufstellen ist doch viel schöner:
“Color
image information is being sent to Earth right now, and there is no real
reason whatsoever not to show these historic, polar images from Mars in
black and white. Perhaps that’s was “processing” does to Mars
images – it alters them look so they will look like what NASA thinks the
public expects to see.”
Da stellt sich dann natürlich wieder die übliche Frage: Wenn die NASA wirklich so große Geheimnisse auf dem Mars zu verbergen hat, warum macht sie eine öffentliche Mission dorthin? Hätte sie die komplette Phoenixmission geheimgehalten, dann würde sie sich die ganzen Schwierigkeiten mit dem Fälschen der Bilder ersparen.
Naja – es wird wohl immer Menschen geben, denen die Realität nicht aufregend genug ist und die sich deswegen ihre eigene, mysteriöse und geheimnisvolle Welt erschaffen müssen. Ich finde die Bilder und Informationen die Phoenix bisher übermittelt hat faszinierend genug – und warte gespannt auf den weiteren Verlauf der Mission!
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