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Die Aufnahme stammt von der Tunguska-Seite der Universität Bologna.

Die umgefallenen Bäume sind ein deutliches Zeichen für die große Explosion, die hier stattgefunden haben muss. Aber warum hat man keinen Krater und keine Überreste des Asteroiden gefunden? An Theorien, was damals passiert ist, mangelt es nicht. Die meisten davon sind allerdings – naja – seltsam… Es wurde über abgestürzte UFOs spekuliert; über freigesetzte Antimaterie; ein fehlgeschlagenes Experiment von Nikola Tesla oder (LHC-Gegner aufgepasst!) die Kollision der Erde mit einem kleinen schwarzen Loch. Die seriöseren Theorien beschäftigen sich aber fast alle mit vulkanischer Aktivität oder Asteroideneinschlägen.

Forscher aus Bologna, die seit 1991 mehrere Expeditionen in das Gebiet durchgeführt haben, haben aus der Fallrichtung der Bäume folgende Grafik erstellt:

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Die Aufnahme stammt von der Tunguska-Seite der Universität Bologna.

Man erkennt hier deutlich den Einflussbereich der Explosion. Wenn es sich tatsächlich um einen Asteroiden gehandelt haben muss, dann ist dieser schon in der Luft explodiert und die dadurch entstandene Druckwelle hat die Bäume gefällt. Anhand dieser Daten schlossen die Forscher, dass es sich um mindestens 2 Körper gehandelt haben muss, von denen der größere in etwa 6 bis 8 km Höhe explodiert ist; der andere ein bisschen weiter oben.

So ein Ereignis nennt man “Airburst” und es kommt eigentlich relativ häufig vor. Nur meistens bekommen wir davon nichts mit, weil sich diese Explosionen weit oben in der Atmosphäre abspielen. Wenn ein kleinerer Himmelskörper in die Erdatmosphäre eindringt und dann auf dichtere Luftschichten trifft, wird er schlagartig abgebremst und bricht auseinander. Seine Bewegungsenergie wandelt sich in thermische Energie um: er explodiert! Man schätzt, dass ein Asteroid, der ein Ereignis wie in Tunguska auslösen kann, etwa 80 bis 100 m groß sein muss. Und da der Asteroid schon in der Luft zerstört wurde, finden sich natürlich auch keine großen Krater am Erdboben.

Die Forscher aus Bologna glauben aber, nun vielleicht doch einen Krater gefunden zu haben. Der Cheko-See hat einige seltsame Eigenschaften die sich vielleicht dadurch erklären lassen, dass er kein echter See sondern ein Einschlagskrater ist. Aus exakten Vermessungen des Sees und der Umgebung wurde ein 3D-Modell erstellt. Das sieht man auf dem nächsten Bild auf dem auch der Wasserspiegel künstlich gesenkt wurde um die Form des Sees besser sichtbar zu machen:

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Dieses Bild stammt von der Tunguska-Seite der Universität Bologna.

Auch der Untergrund des Sees und die darunterliegenden Schichten wurden untersucht. Dabei fand man direkt unter dem Zentrum des Sees eine verdichtete Schicht. Das ist ein möglicher Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um einen Einschlagskrater handelt – oder vielleicht auch darauf, dass ein Bruchstück des Asteroiden noch dort liegt! In zukünftigen Expeditionen ist geplant, dort Bohrungen anzustellen und so vielleicht das Rätsel um Tunguska ein für allemal zu lösen!


Katastrophe am Mars

Betrachtet man die Oberfläche des Mars, dann fällt sofort eines auf: der Mars ist deutlich zweigeteilt:

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Die nördlichen Hälfte des Mars wird von einer ausgedehnten Tiefebene dominiert (auf der Karte in blau dargestellt), die südliche Hemisphere zeigt Krater und Berge (rot). Über die Entstehung dieser Zweiteilung machen sich die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten Gedanken. Manche vermuteten, dass es sich bei der Tiefebene (mit dem Namen Vastitas Borealis) um einen ehemaligen Ozean handelt; andere führen die Unterschiede der Hemisphären auf einen gigantischen Asteroideneinschlag zurück.
 
Diese zweite These scheint sich nun bestätigt zu haben. Dieser Einschlag muss allerdings schon vor sehr langer Zeit stattgefunden haben und die Oberfläche des Mars hat sich (z.B. durch Vulkanausbrüche) verändert; entsprechend schwierig ist es, heute noch Spuren davon zu finden. Mit genauen Messdaten verschiedener Marssonden ist es nun allerdings einem Team von Wissenschaftlern gelungen, in einem Modell die jüngeren Oberflächenschichten quasi “abzuschälen”. Und das sah dann so aus:

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Kommentare (19)

  1. #1 chris
    28. Juni 2008

    Um das Tunguska Thema zu vertiefen kann man sich auch noch mit dem PC Adventure “Geheimakte Tunguska” beschäftigen, und auch dem Nachfloger, der bald in die Läden kommt…

    Danke für die interessante Zusammenfassung, Tunguska war schon immer so eine Art Halbwissen bei mir…

  2. #2 florian
    28. Juni 2008

    @Chris: “Die Suche nach ihrem Vater führt Nina und Max über Moskau und die Antarktis sowie nach einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Tunguska selbst. Dabei sind ihnen stets die Häscher des FSB, des russischen Geheimdienstes, auf den Fersen, die Vladimir Kalenkow offensichtlich gefangen genommen haben und unter allen Umständen verhindern wollen, dass dessen Forschungsunterlagen an die Öffentlichkeit gelangen. Doch es gibt noch andere Verfolger: schwarze Kuttenträger, die ebenfalls einer Entdeckung des wahren Geheimnisses von Tunguska zuvorkommen wollen.” (aus Wikipedia)

    Also ich wäre ein bisschen vorsichtig, dieses Spiel als Quelle heranzuziehen. 😉 Als Spiel selbst klingt es aber recht nett. Mal schauen, vielleicht find ich das ja nochmal irgendwo billig bei ebay.

  3. #3 chris
    30. Juni 2008

    Naja -Quelle soll das Spiel ja auch nicht sein, aber einweiteres Medium, um sich mit dem Phänomen Tunguska zu beschäftigen – gerade Verschwörungstheorien, die in der derzeitgen Forschung schon “abgeschrieben” wurden, werden dort als Klischee noch mal genommen … und das Spiel macht Spaß – wenn du magst kann ich dir das auch mal zukommen lassen 🙂

  4. #4 florian
    30. Juni 2008

    Gibts da auch die Geschichte mit notgelandeten Außerirdischen? Die Jahrzehntelang versteckt irgendwo in China wohnen und darauf warten, dass sie endlich gerettet und avgeholt werden? Und dann kommt das Rettungsschiff und explodiert blöderweise über Tunguska… Hab grad keinen Link parat – aber auch das ist eine der Tunguska-“Theorien”

  5. #5 Manfred Hofemann
    12. Juni 2012

    Das Problem bei dem Tungaska Einschlag ist, das es keinen Einschlagkrater gibt, was eigentlich bei einem Asteroiden zu erwarten waere.Ich denke es war ein Komet der dort explodiert ist. Ein Asteroid ist ein Felsbrocken, ein Komet eine lose Verbindung von Geroell und Eis den es in der Atmosphaere zerrissen hat.Das voellige Fehlen eines Einschlagkrater hat ja auch zur Annahme gefuehrt das hier einen gewalten Gasausbruch
    gegeben und dadurch die Zerstoerungen verursacht haette.

  6. #6 Alderamin
    12. Juni 2012

    @Manfred Hofemann

    Warum sollte ein Komet keinen Einschlagkrater verursachen? Diese Theorie stammt aus den 1930er-Jahren und ist nicht mehr aktuell.

    Bei Tunguska ist der Asteroid mit einigen 10 m Durchmesser anscheinend nicht groß genug gewesen, um den Erdboden zu erreichen, er ist in der Luft explodiert und hat so eine Druckwelle (Airburst) verursacht, die unten den Wald in 30 km Umkreis umgenietet hat, ohne einen Krater zu verursachen. Die kleineren Bruchstücke haben sich hinreichend verteilt und keine größeren Krater hinterlassen.

    Man hat wohl auch Partikel in Bäumen gefunden, die eher auf einen Steinasteroiden als einen Kometen hindeuten. Siehe dazu hier.

  7. #7 Bullet
    12. Juni 2012

    Ein Asteroid ist ein Felsbrocken

    Steile These. Es gibt inzwischen genügend Nahaufnahmen von Asteroiden, deren Oberfläche zu glatt ist, als daß sie aus solidem Fels bestehen könnte …

  8. #8 threepoints...
    17. August 2012

    Na, mir ist es nicht so sicher, dass ein Objekt einfach nur aus der termischen Belastung herraus derart explodieren kann, dass dabei im Umkreis von 30 Km alle Bäume umfallen. Einige Aussagen reichen dabei bis zu einem Vielfachen von Hiroshima… wie man das so macht, wenn man grandiose Explosionen in ihrer Energie und Wirkung beschreiben will. Aber … ich bin mir eben nicht sicher, ob dass ein Objekt aus Eis und Felsbrocken leisten kann… oder/und ob eine Hiroshima-Atombombe einen derart großen Radius verwüsten würde können.

    Und dass offensichtlich in den Baumringen der Jahre nach dem Ereignis radioaktive Substanzen gefunden wurden, scheint mir ein besonderer Hinweis zu sein. Auch könnte es (wie es entsprechende Aussagen gab) mehrere Explosionen gegeben haben.

    Vielleicht nämlich war es eine “natürliche Atombombe” – also ein Asteroid, der sich beim Fallen thermisch derart aufgeheizt hat, dass eine Kettenreaktion zur Anreicherung der dazu benötigten Urans (was dann also auch darin enthalten sein müsste) und eine entsprechende Vermengung von Reaktionssubstanzen stattfand, die dann zu einer Kernreaktion in besonderen Ausmaße führte.
    Das radioaktive Substanzen in solchen Objekten enthalten sind, ist ja sicher nicht unmöglich.

  9. #9 Florian Freistetter
    18. August 2012

    @threepoints: Tunguska hat nichts mit dem Thema zu tun,

  10. #10 threepoints...
    19. August 2012

    Nö, absolut nichts. Dafür verbirgt sich der Autor in aller Sachlichkeit.

  11. #11 Alderamin
    19. August 2012

    @threepoints

    Na, mir ist es nicht so sicher, dass ein Objekt einfach nur aus der termischen Belastung herraus derart explodieren kann, dass dabei im Umkreis von 30 Km alle Bäume umfallen. […] … ich bin mir eben nicht sicher, ob dass ein Objekt aus Eis und Felsbrocken leisten kann…

    https://impact.ese.ic.ac.uk/cgi-bin/crater.cgi?dist=30&diam=100&pdens=1500&pdens_select=1000&vel=70&theta=45&tdens=2500&tdens_select=0

    Zum Selberrechnen:
    https://impact.ese.ic.ac.uk/ImpactEffects/

  12. #12 Stefan
    Deutschland (Norden)
    19. September 2012

    Der Asterorid der am 30.Juni.1908 einschlug – wieso wurde es nicht verhindert, was ja heutzutage möglich ist? War die Technik damals noch nicht in der Lage gewesen dies zu verhinden bzw. den Asteroid zu entdecken?

    Ist Asteroid und Meteorid eigentlich dasselbe? Oder ist Meteorid ein anderes Wort für Meteor?

  13. #13 unwissend hat nen Akku Schrauber AAARRRRR
    19. September 2012

    “War die Technik damals noch nicht in der Lage gewesen dies zu verhinden bzw. den Asteroid zu entdecken?”

    Genau die Technik war damals einfach nicht weit genug… ARRRRRRrr

  14. #14 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. September 2012

    @ Stefan:

    Die Raumfahrt begann erst in den 1950er-Jahren, wie sollte man da 1908 einen Meteoriteneinschlag verhindern?

  15. #15 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. September 2012

    @ unwissend:

    Auch an Dich der Tip: checke vor dem Absenden immer Deinen Nick, insbesondere, wenn Du vorher im Plauderblog gepostet hast.

  16. #16 Florian Freistetter
    19. September 2012

    @Stefan: “Der Asterorid der am 30.Juni.1908 einschlug – wieso wurde es nicht verhindert, was ja heutzutage möglich ist? War die Technik damals noch nicht in der Lage gewesen dies zu verhinden bzw. den Asteroid zu entdecken?”

    Dir ist schon klar, dass 1908 mehr als 100 Jahre in der Vergangenheit liegt. In welche Klasse gehst du denn grade? Aber eigentlich solltest du irgendwann in der Schule gelernt haben, dass die Welt von 1908 ganz anders war als die von 2012. Damals war man nicht in der Lage, die Asteroiden zu entdecken. Und selbstverständlich existierte damals keine Raumfahrt – man hätte ihn auch nicht abwehren können.

    “Ist Asteroid und Meteorid eigentlich dasselbe? Oder ist Meteorid ein anderes Wort für Meteor?”

    Siehe hier: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/07/kometen-asteroiden-meteoroide-meteore-und-metorite-was-ist-der-unterschied.php

  17. #17 Alderamin
    19. September 2012

    @Stefan

    Das Ding heißt “Meteoroid”, wenn es durch den Weltraum fliegt und ein Meteor werden könnte (jedenfalls rein theoretisch). “Meteor” heißt die Leuchterscheinung am Himmel, die im wesentlichen aus der erhitzten Luft besteht. “Meteorit” heißen die Klumpen, die man vom Meteoroid nach dem Aufschlag auf der Erde findet.

    “Asteroid” heißen Objekte, die klein wie Sterne (griech. Aster, der Stern) erscheinen, sich aber am Himmel bewegen. Das sind nichts anderes als große Meteoroiden, groß genug sind, dass man sie im Teleskop sehen kann, aber eben nur als sterngleiche Pünktchen. Es gibt da keine feste Grenze, ab wann man “Asteroid” sagt. Meteoroid sagt man eher zu den Objekten von maximal einigen 10 Metern Größe.

    Manchmal hört man auch “Planetoid”, das sind die größten Asteroiden von bis zu hunderten km Durchmesser (die gibt’s auch, die kennen wir alle, und die kreisen alle weit hinter dem Mars um die Sonne).

    Gegen den Tunguska-Meteorit (oder Asteroid) konnte man nichts unternehmen, weil man das im Weltraum hätte tun müssen, und fünf Jahre vorher war gerade mal das Flugzeug erfunden worden. Außerdem gab es damals keine systematische und vollautomatische Himmelsüberwachung, deswegen hat man den Meteoroiden auch nicht kommen sehen. Da sind wir heute schon wesentlich weiter.

  18. #18 Roland
    19. September 2012

    @unwissend hat ….
    einen roten?

  19. #19 noch'n Flo
    Schoggiland
    19. September 2012

    @ Roland:

    Das mit unwissends Nick ist das Ergebnis eines Experiments aus dem Plauderblog – siehe hier:
    scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/03/29/verschworungsgeplauder-vii-die-wahrheit-kommt-zu-ostern-ans-licht

    Die Blogsoftware ergänzt im Namensfeld immer den Nick, unter dem man zuletzt gepostet hat. Spielt man mit den Nicks, kommt so etwas heraus wie bei unwissend.