Das Weltraumteleskop Spitzer hat seine eigentliche Missionsdauer schon hinter sich. Das Kühlmittel ist verbraucht und das Teleskop kann nicht mehr genug gekühlt werden um die Aufgaben zu erfüllen, für die es vorgesehen war. Aber auch wenn es sich langsam ein bisschen aufwärmt hat, kann es immer noch andere Aufgaben erfüllen. Es kann z.B. extrasolare Planetensysteme beobachten.
Und nun scheint man beim Stern HD 172555 etwas außergewöhnliches entdeckt zu haben: eine Kollision zwischen einem extrasolaren Planeten und einem mondgroßen Körper!
Bei der Analyse des Lichts von HD 172555, einem Stern der sich 100 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, hat Spitzer die Spuren von verdampften Gestein und Tektiten entdeckt.
Tektike sind Glasstücke, die beim Einschlag von Meteoroiden auf der Erde entstehen. Damit solche Tektikte in den gemessenen Mengen bi HD 172555 entstehen können, muss dort eine enorme Kollision zwischen zwei Himmelskörpern stattgefunden haben. Aus den Daten lässt sich auch die Masse bestimmen: es handelte sich wahrscheinlich um einen Planeten, vergleichbar mit Merkur, der mit einem Objekt von Mondgröße zusammengestoßen ist.
So in etwa stellt man sich das vor:
(Phil Plait von Bad Astronomy weist allerdings auf einige Ungenauigkeiten beim Video hin)
Die Kollision kann auch höchstens ein paar tausend Jahre zurückliegen – ansonsten würden wir diese Spuren nicht mehr messen. Es scheint ein großer Zufall zu sein, dass Spitzer genau zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Stern beobachtet hat um dieses Ereignis zu beobachten. Zu groß… viel wahrscheinlicher ist es, dass solche Kollisionen relativ häufig vorkommen.
Und immerhin wissen wir ja, dass solche Kollisionen auch in unserem Sonnensystem stattgefunden haben. Die junge Protoerde ist mit einem marsgroßen Körper kollidiert: dabei entstand unser Mond. Es gibt auch Hypothesen, die nahelegen, dass der Merkur mit einem großen Objekt zusammengestoßen ist und dabei seine äußere Schicht verloren hat. Deswegen scheint er auch einen so überproportional großen Eisenkern zu haben. Auch bei der Venus hält man eine große Kollision für möglich.
In der Frühzeit des Sonnensystems war noch viel mehr los als heute! Die Planetenbildung war noch nicht ganz abgeschloßen und viel mehr “Planetenbausteine” (d.h. Asteroiden) und Protoplaneten schwirrten herum. Darum gab es auch viel mehr Kollisionen. MIttlerweile hat sich die Lage weitesgehend beruhigt. Zusammenstöße zwischen planetengroßen Objekten sind äußerst unwahrscheinlich (obwohl da natürlich immer noch die Asteroiden sind, die uns gefährlich werden können).
Das Sonnensystem ist also mittlerweile erwachsen und ruhig. Aber es spricht nichts dagegen, dass die gleichen großen Kollisionen anderswo in jungen Planetensystemen stattfinden. Und HD 172555 ist ein junges System: der Stern ist gerade einmal 12 Millionen Jahre alt!
Beobachtungen solcher “singulären” Ereignisse sind wichtig! Nur wenn wir genügend verschiedene Daten sammeln, haben wir eine Chance, daraus eine konsistente Theorie zu erstellen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch mehr Anzeichen solcher Kollisionen entdeckt werden und das wir dadurch unser Verständnis der Planetenentstehung und der Entwicklung von Planetensystemen verbessern können!
Ähnliche Artikel:
Kollidierende Planeten: Velikovskys seltsame “Theorie”, Velikovsky reloaded: Martin Heinrichs “Venus-Katastrophe”, Einschlag auf Jupiter, Chaos im Sonnensystem, Weltuntergang reloaded: Jacques Laskar und seine kollidierenden Planeten, Neues aus der Forschung: Kollidierende Planeten, Tunguska, Riesenkrater und die Asteroidenabwehr, Der Mond: Entstehung durch Chaos, Der Mond: Entstehung durch Chaos (Nachtrag)
Kommentare (5)