Der Start des Kinofilms zum angeblichen Weltuntergang 2012 rückt immer näher – und damit wächst leider auch die allgemeine Hysterie derjeniger, die ernsthaft an eine Katastrophe am 21.12.2012 glauben. Es wird also Zeit für eine neue Runde an vernünftiger Astronomie, die mit den falschen Behauptungen und Mißverständnissen aufräumt.
Eine der populärsten Behauptungen zum Jahr 2012, ist die des mysteriösen, bisher unbekannten Planeten, der mit der Erde kollidieren wird. Er wird von den Weltuntergangspropheten “Nibiru” oder “Planet X” genannt.
Genau das ist die Quelle vieler Mißverständnissen. Denn “Planet X” ist auch eine Bezeichnung, die in der Wissenschaft verwendet wird. Aber in völlig anderem Zusammenhang…
Neptun und Uranus
Die Geschichte um den “Planet X” geht zurück bis in das 18. Jahrhundert. 1781 entdeckte William Herschel den ersten Planeten der Neuzeit: Uranus.
Dieser Planet verhielt sich aber nicht so, wie man es erwartet hatte. Seine beobachte Position stimmte nicht mit der berechneten Position überein. Man vermutete, dass dieser Unterschied durch den Einfluß eines weiteren unbekannten Planeten verursacht wurde. Durch langwierige Berechnungen schaffte es Urbain LeVerrier dann schließlich, so den verantwortlichen Planeten tatsächlich zu finden: 1846 wurde der Neptun entdeckt.
Aber auch hier schien es Abweichungen zu geben – ein weiterer Planet, außerhalb des Neptun wurde vermutet. Ermutigt durch den Erfolg bei der Suche nach Neptun machten sich die Astronomen daran, diesen Planeten zu finden. Ende des 19. Jahrhunderts war es vor allem der amerikanische Astronom Percival Lowell, der diesen Planeten finden wollte. Und er war es auch, der ihm den Namen “Planet X” gab. “X” stand hier einfach für “Unbekannt”.
Lowell hat einige solcher Planetenkandidaten “gefunden” – die sich aber später alle als nicht-existent heraustellten.
Pluto
Ebenfalls auf der Suche nach Planet X war später Clyde Tombaugh. An Lowells Sternwarte in Arizona war er 1930 endlich erfolgreich – ein neuer Planet war entdeckt: Pluto.
Aber man fand schnell heraus, dass Pluto viel zu klein war, um die bei Neptun gesehenen Abweichungen zu erklären. Pluto war also nicht der gesuchte “Planet X“.
Man suchte in den folgenden Jahren weiter – ohne Erfolg zu haben. Schließlich zeigten Analysen der Daten der Raumsonden Voyager 2, dass die Masse von Neptun etwas geringer war als bisher angenommen – und die weiteren Raumsonden, die in die äußeren Bereiche des Sonnensystems flogen (Voyager 1, Pioneer 10 & 11) zeigten ebenfalls, dass kein Bedarf für einen weiteren Planeten war.
Planet X hat es also nie gegeben. Aber mittlerweile hat der Name “Planet X” eine weitere Bedeutung bekommen. Mit Pluto war der neunte Planet des Sonnensystems entdeckt und das “X” wurde nun als römische “10” interpretiert – “Planet X” stand ganz allgemein für eventuelle weitere Planeten außerhalb der Plutobahn.
Die Asteroiden
Ich erinnere mich noch gut, als 1992 der erste Asteroid im äußeren Sonnensystem gefunden wurde: man hatte endlich den schon länger postulierten Kuipergürtel entdeckt – ein Asteroidengürtel so wie der zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter.
Aber natürlich konnte die Presse nicht widerstehen und der Asteroid – der den Namen 1992 QB1 bekam – wurde als “der zehnte Planet” bezeichnet.
Im Laufe der Jahre fand man immer mehr Asteroiden des Kuipergürtels und darunter auch einige große Brocken. Diese Entdeckungen wurden regelmäßig als “zehnte Planeten” in den Medien präsentiert.
Ganz besonders traf das auf den Asteroiden “Eris” zu. Denn Eris war tatsächlich größer als Pluto! Sogar die NASA schrieb in einem Artikel: “10th Planet Discovered“.
Eris und ihr Mond Dysnomia, fotografiert vom Hubble Teleskop (Bild: Hubblesite)
Den Status des potetiellen 10. Planeten bzw. “Planet X” hatte Eris allerdings nur kurz. Die Lage im äußeren Sonnensystem wurde immer unübersichtlicher und die Astronomen bemühten sich um eine neue Klassifikation der Himmelsobjekte. Das Ende der Geschichte ist bekannt: seit 2006 ist Pluto kein Planet mehr und auch Eris bleibt weiterhin ein Asteroid.
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