Dieses Thema beschäftigt die Blogwelt schon seit einiger Zeit: “Geben Gibt – Das Bündnis für Engagement” hat einen Wettbewerb veranstaltet, bei dem Hilfsorganisationen ausgezeichnet werden. Daran ist erstmal absolut nichts Schlechtes. Seit knapp einem Monat nun sind die Internetbenutzer aufgerufen, für ihre Favoriten abzustimmen und den Gewinner des 10000 Euro Preises zu wählen.
Die Institutionen und Vereine, die dort vertreten sind, haben alle wichtige Anliegen und verdienen Geld, Öffentlichkeit und Preise. Mit einer Ausnahme: den Homöopathen ohne Grenzen.
Die Ärzte ohne Grenzen sind bekannt und das zu Recht. Sie leisten bewunderswerte Arbeit um Menschen zu helfen die sonst keinen Zugang zu vernünftiger Medizin haben. Die Homöopathen ohne Grenzen (HOG) hingegen verfolgen ein anderes Ziel.
Sie betreiben:
die Verbreitung der klassischen Homöopathie in den Ländern, in denen sie bisher unbekannt ist
Das ist Antiaufklärung in Reinkultur. Und wahnsinnig zynisch. Es gibt leider immer noch sehr viele Länder, in denen eine vernünftige medizinische Versorgung Mangelware ist. In denen sich nur die reichen Leute wirksame Medikamente leisten können. Und diesen Menschen soll nun “geholfen” werden, in dem man ihnen erzählt, sie könnten ihre Krankheiten mit Zuckerkügelchen heilen?
Die Popularität der Homöopathie ist bei uns ein Ausdruck unserer wohlhabenden Gesellschaft. Wir haben eine vernünftige medizinische Grundversorgung; die hygienischen Zustände führen nicht zur Verbreitung von Krankheiten und den Menschen stehen ausreichend vernünftige Nahrungsmittel zur Verfügung. Wir können es uns leisten, mit unwirksamen “Medikamenten” herumzuspielen und unsrere alltäglichen Wehwehchen damit zu “heilen”.
Aber es gibt auch Länder, da ist das nicht so. Dort sterben die Menschen an Krankheiten, die bei uns schon längst nicht mehr vorkommen. Dort könnten Menschen ganz einfach vor Krankheiten geschützt werden, indem man die hygienischen Bedingungen verbessert und für ausreichend Nahrung sorgt. Dort könnten viele Menschen geheilt werden, wenn sie Medikamente zur Verfügung hätten, die es bei uns für ein paar Euro in jeder Apotheke gibt. Die Menschen dort sind arm, oft ungebildet und bereit, alles zu versuchen, was verspricht, ihre Situation zu verbessern.
Und genau diesen Menschen erzählen die Homöopathen ohne Grenzen ihr Märchen von der Macht der Homöopathie. Und dabei geht es nicht nur um simple Krankheiten – die Homöopathen wollen mit ihren Zuckerkugeln auch AIDS und ähnlich schwere Fälle behandeln!
Diese Leute sollen also nun mit einem Preis und 10000 Euro geehrt werden.
Internetabstimmungen in dieser Form sind ja generell immer eine etwas zwiespältige Sache. Da geht es selten um echte Qualitätsargumente sondern darum, wer die größere Lobby hinter sich vereinen kann, die dann auch abstimmt.
Leider scheinen die Homöopathen hier großes Mobilisierungspotential zu haben. Sie lagen lange auf Platz 1 und auch als sie von den SOZIALHELDEN überholt wurden, fielen sie nicht weit zurück. Wie es im Moment steht, ist unbekannt. Die Abstimmung wurde – “um die Spannung zu erhöhen” – verblindet.
Bis Sonntag kann noch abgestimmt werden und ich hoffe wirklich, dass es da draußen noch genügend vernünftige Menschen gibt und die Homöopathen ohne Grenzen keine 10000 Euro für den gefährlichen Unsinn bekommen, den sie treiben. Ich empfehle, für die SOZIALHELDEN abzustimmen – dieser Verein hilft den Menschen nämlich tatsächlich!
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