Bücherflohmärkte sind ja eine tolle Sache. Da kann ich immer Stunden verbringen – und auch wenn es da doch oft hauptsächlich nur Schrott gibt ist es meistens sehr billiger Schrott und so kommt man auch an Bücher, für die man normalerweise kein Geld rauswerfen würde.
Auf diese Art bin ich gestern in den Besitz des tollen Werkes “Kreisrunde Zeichen” gelangt. Verfasst haben es die Ingenieure Pat Delgado und Colin Andrews und der Untertitel klingt schön technisch und will wohl eine seriöse/wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema andeuten: “Eine Untersuchung des Phänomens der spiralförmig flachgelagerten Bodenmuster in Kornfeldern”.
Aber man merkt schnell, dass es sich hier nur um ein weiteres pseudowissenschaftlich/esoterisches Buch handelt – aber immerhin ein halbwegs lustiges 😉
Besonders gut sieht man das an dem Kapitel “Thereotische Ansätze”. Denn Menschen dürfen die Kornkreise natürlich nicht gemacht haben; das ist viel zu wenig spannend und mysteriös! Und die Autoren erklären auch mit einem tollen Experiment, warum menschengemachte Kornkreise äußerst unwahrscheinlich sind:
“Um festzustellen, wie sich mit dieser Methode ein flach gelagerter Kornkreis herstellen läßt, machte ich folgendes Experiment. Ich legte ein 1 Meter langes Stück Holz am Rand eines normalen Weizenfeldes zwischen die Halme auf den Boden. In der Mitte des Holzes befestigte ich ein ebenfalls 1 Meter langes Stück Kordel und daran eine Federwaage mit einer maximalen Belastbarkeit von 10 Kilogramm. Ich zog waagerecht an der Federwaage, bis die Maximalbelastung erreicht war. Das Holz hatte sich etwa 30 Zentimeter nach vorne bewegt und zwar in einem Steigungswinkel von ungefähr 45 Grad; es war mir nicht möglich, es in einer horizontalen Bahn zu halten. Die zuerst umsinkenden Halme lehnten sich gegen die nächste Halmreihe, die sich im Umsinken wieder gegen die nächste lagerte und so weiter; diese stufenweise Schichtung des Getreides ließ das Holz wie auf einer schiefen Ebene nach oben gleiten. Um es auf einen Abstand von etwa fünf Zentimetern an den Boden zu drücken, wäre ein Druck von 15 Kilogramm erforderlich. Werden diese Zahlen auf einen Kreis von 10 Metern Radius hohgerechnet, dann wäre ein Gewicht von etwa 150 Kilogramm nötig, um einen Balken am Boden zu halten. Dieses Gewicht in einem Kreis herumzuziehen, würde sehr viel Kraft erforderlich. Selbst wenn es gelingen sollte, wäre das Korn stark beschädigt, vor allem durch die Füße des Ziehenden, der vor dem Balken herlaufen müßte. Welche Varianten wir uns auch vorstellen mögen, die oben beschriebene Merkmale ließen sich auf diese Weise nicht herstellen. Welch ein Gewicht müßte die Ausrüstung haben, die für diese Operation erforderlich wäre!”
Tja! Was für ein “Experiment”… Wer kann mir sagen, warum es unsinnig ist? 😉
Nach einigen weiteren Erklärungen dieser Art, kommen die Autoren zu dem Schluß, dass die “echten” Kreise nicht von Menschen gemacht werden können denn
“Die echten Kornkreise sind, wie bereits beschrieben, von großer Schönheit, enormer Präzision und voller rätselhafter Einzelheiten.”
Nun… wer sehen möchte, wie man einen Kornkreis von großer Schönheit, enormer Präzision und voller rätselhafter Einzelheiten macht, der kann sich dieses Video ansehen:
Ok – ein paar schwitzende Typen im Kornfeld sind jetzt nicht das, was sich der durchschnittlche Mystiker und UFO-Freak so wünscht – aber die Wahrheit kann man sich halt nicht aussuchen 😉
Das Delgado und Andrews auch sonst nicht viel Ahnung von echter Wissenschaft haben, zeigt sich schön am Schluß des Kapitels:
“Der größte aller Physiker, Albert Einstein, hat bewiesen, daß es Photonen gibt, aber sie existieren nicht in der Zeit. Das heißt, sie unterliegen nicht der Zeit. Er hat auch gesagt, daß jede Existenz auf Photonen basiert. Das Photon hat eine unbegrenzte Lebensdauer und kann jede Form annehmen, die der Materie und die der Antimaterie. Mit dem Antiproton, dem Photon, das weder Masse noch Ladung hat, ist eine unbegrenzte Lebensdauer gegeben, die eine lebenswichtige Brücke zwischen dem Zustand des Seins (Jetzt) und dem Zustand des Nichtseins in der physischen Welt schlägt. Das scheint die Theorie zu bestätigen, nach der diese Kreise von einer unbekannten Intelligenz mit einem unbekannten Kraftfeld geschaffen werden.”
Ähh – ja. Kleiner Tipp an die Autoren: nicht alles, was auf “-oton” endet ist identisch. Zwischen Photonen und Protonen gibt es einen gewaltigen Unterschied (und ein Antiproton hat sowohl eine Ladung als auch eine Masse). Aber warum sich mit Physik beschäftigen? Einfach irgendwas technisch-physikalisches Schwurbeln und am Besten noch Einstein erwähnen und dann reicht das schon als Erklärung für den Durchschnittsesoteriker…
Naja – aber was soll man auch schon von Leuten erwarten, die Kornkreise für Botschaften vpn Aliens halten. Ernsthaft: mal angenommen, wir würden es tatsächlich schaffen, zu einem anderen Stern zu fliegen und würden dort einen Planeten mit intelligenten Lebewesen entdecken. Was würden wir dann machen? Mir fallen da sehr viele Optionen ein. Aber “Lass uns heimlich landen und in ihren Getreidefeldern rumtrappeln!” steht ganz, ganz unten auf der Liste…
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