Den Podcast von 365 Days of Astronomy hab ich euch doch sicherlich schon empfohlen, oder? Wenn nicht, dann tu ich es jetzt: hört ihn euch an, er ist wahnsinnig toll! Jeden Tag gibt es eine neue spannende Folge über Astronomie und im Archiv habt ihr schon über 600 Folgen zur Auswahl! Ich bin leider ein wenig zu spät eingestiegen und tue momentan mein bestes, mich durch alle Folgen zu hören 😉
Gestern habe ich meine bisherige Lieblingssendung gehört. Sie wurde von Ben Lillie aufgenommen; einem Physiker der sich beim Story Collider-Project mit den Geschichten beschäftigt, die Menschen über Wissenschaft zu erzählen haben. Und Ben Lillie selbst hat eine äußerst interessante Geschichte zu erzählen.
Das ich Astronomie und den Rest der Naturwissenschaft spannend und schön finde, ist keine Überraschung. Und den meisten meiner Leserinnen und Leser wird es ähnlich gehen. Aber nicht alle sehen das so. Lillie sagt:
“And, while those things are very cool, sometimes when you’re talking about it to people you get that annoying question that I think many of the listeners hear will have heard, which is: “Yeah, but what is it good for? What it do for us? I mean it’s not curing cancer. It’s not finding new ways to blow people up.” I think a lot of us would consider that last one a good point, but the question still stands: what does this kind of research do for us?”
Ja – diese Frage hört man leider oft. “Wozu ist das gut?” oder “Was bringt uns das denn überhaupt?”. Wer das fragt, hat den Sinn hinter Grundlagenforschung nicht wirklich verstanden. Lillie selbst erzählt von dem, was er “Krebs-Neid” (“cancer envy”) nennt:
“And this leads to something that I call cancer envy, which is not being envious of having cancer, but this feeling that it would be so much easier in conversations about what we do for living to just say we’re curing cancer.”
Er hätte auch Biologie studieren können und sich mit Medizin beschäftugen. Krebsforschung betreiben. Etwas “sinnvolles” tun. Aber weil er keine toten Tiere sezieren konnte, hat er es gelassen und sich lieber mit Physik beschäftigt. Und siehe da: auch in der Teilchenphysik, die früher für die Entwicklung der Atombombe verantwortlich war entwickelt man heute Methoden, mit denen Krebs bekämpft werden kann. Ist damit also die “sinnlose” Teilchenphysik; die “nutzlose” Grundlagenforschung rehabilitiert und Lillies Entscheidung sich mit Physik zu beschäftigen nachträglich gerechtfertigt? Darum geht es überhaupt nicht, meint Lillie. Diese Geschichten sind zwar schön, aber nicht relevant:
“I didn’t do physics because I was okay with it not making a bomb and I certainly didn’t do it because I couldn’t be a biologist. I did it because I read a book on quarks and I couldn’t stop reading and I kept reading and I kept taking classes and then I had to go to grad school and then I had to keep learning it and keep reading and keep researching. Nowhere in there was there a choice; nowhere in there did I have an option to not do it.”
Grundlagenforschung betreibt man, weil man einfach wissen will. Nicht weil man irgendeine konkrete Anwendung entwickeln möchte; weil man irgendein konkretes Ziel vor Augen hat (so funktioniert es sowieso nicht) – sondern weil wir unsere Welt verstehen wollen:
“We do it for the same reason that people create art. I know a lot of artists now and I’ve never met, for example, a painter who thought that they had any options about whether they could paint. And that’s why we send those missions out to other planets. It’s not because we expected to find something useful or important in our daily lives. It’s because we had to explore, we had to go and see what’s out there.”
Und weil die Grundlagenforschung die Grundlage für alles andere ist, ist es auch nicht überraschend, wenn wir bei dieser “Suche ohne Ziel” nicht nur interessante sondern auch wichtige Erkenntnisse gewinnen:
“That kind of thing is uplifting in the same way that good art is, but the thing about science is that sometimes as were lifted up, things come with us. Unexpected cures for cancer, penicillin, computers, or even nuclear warheads, and we never know ahead of time what it’s going to be.”
Hört euch aber unbedingt die ganze Sendung an! Lillie hat noch jede Menge andere interessante und wichtige Sachen zu sagen! Und er sagt sie sehr eindringlich und schön. Seine Schlußworte sind so gut formuliert, dass ich nichts weiter mehr dazu zu sagen habe:
“And so this is what we do. We go out and explore because we have to, and when we go out there we find things we don’t expect. And sometimes those things are beautiful, sometimes they’re useful, sometimes they’re evil, and sometimes when we find them we just look at that and say, ‘Huh. We needed to know that, and now we do.'”
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