Erst kürzlich haben wir auf einer Konferenz über “Citizien Science” diskutiert. Also Forschung, bei der sich jeder beteiligen kann; egal ob Wissenschaftler oder nicht. Das reicht von Projekten wie SETI@home bei dem man nur Rechenzeit auf seinem Computer zur Verfügung stellt und so bei der Suche nach außerirdischen Signalen hilft (an vielen anderen ähnlichen Aufgaben kann man via BOINC teilnehmen) bis hin zu Projekten, bei denen man tatsächlich selbst etwas tun muss um den Wissenschaftlern zu helfen.
Im Allgemeinen handelt es sich bei den Aufgaben der Citizien Science um große Datenauswertungskampagnen. Das können zwar auch Computer erledigen – aber die sind meistens nur schneller als Menschen aber nicht klüger. Und gerade wenn es darum geht, spezielle Dinge zu erkennen stellen sich Computer oft extrem dumm an. Da braucht es dann Menschen, die sich die Daten ansehen. Zum Beispiel all die schönen Bilder und Daten des Zooniverse.
Ursprünglich ging es nur darum, viele Aufnahmen von Galaxien zu sichten und deren charakterstische Parameter zu bestimmen. Aber das Projekt Galaxy Zoo war so erfolgreich (auch das berühmte “Hannys Vorweerp” wurde bei dieser Kampagne entdeckt) und so viele Menschen beteiligten sich daran, dass man überlegte wie man die Kraft und den Enthusiasmus der Menschen weiter sinnvoll einsetzen konnte. Es entstanden neue Projekte wie Galaxy Zoo Mergers, Solar Stormwatch, Moon Zoo oder Old Weather (hier soll aus alten Schiffslogbüchern das Wetter der Vergangenheit rekonstruiert werde). Und seit kurzem gibt es Planet Hunters.
Planet Hunters basiert auf den Daten des NASA-Weltraumteleskops Kepler. Das beobachtet schon seit einiger Zeit den Himmel um extrasolare Planeten zu finden und produziert dabei viele Daten. Sehr viele Daten. Die alle auszuwerten ist schwierig und auch hier gilt, dass die Computerprogramme die das machen vieles übersehen können. Deswegen probiert man es nun mit Menschen.
Die Aufgabe ist ganz einfach: Kepler zeichnet die Helligkeitsänderungen von Sternen auf. Ein ganz normaler Stern ändert seine Helligkeit normalerweise nicht wirklich. Wird er aber von einem Planet umkreist und blicken wir zufällig gerade so auf Stern und Planet dass er von uns aus gesehen vor dem Stern vorüberzieht, dann wird das Licht des Sterns in periodischen Abständen ein klein wenig dunkler (Ludmila erklärt es hier genau). Aber natürlich gibt es jede Menge Dinge die die automatische Datenauswertung schwierig machen. Die realen Beobachtungen sind nie so schön und exakt wie man sich das vostellt und die Verdunkelung des Sterns ist oft schwierig zu erkennen.
Bei Planet Hunters bekommt man nun der Reihe nach jede Menge Lichtkurven von Kepler präsentiert. Zu jeder Lichtkurve werden einige Fragen gestellt. Zum Beispiel ob sich die Helligkeit verändert oder konstant bleibt:
Und natürlich wird man gefragt, ob man in der Lichtkurve die typischen “Löcher” sieht, die auf Transits hindeuten:
Hier zum Beispiel sind drei Transits zu sehen:
Wenn man Transits entdeckt hat, dann heisst das aber leider noch nicht, dass man auch gleich einen Exoplanet gefunden hat. Transits können auch durch braune Zwerge (die zu entdecken aber auch nicht schlecht ist!) erzeugt werden oder in Doppelsternsystemen. Auch Sternflecken und andere astrophysikalische Phänomene können scheinbare Transits erzeugen. Man muss also jede Menge Lichtkurven ansehen und alle potentiellen Transits überprüfen – und mit etwas Glück ist tatsächlich ein Exoplanet dabei.
Also: macht euch auf die Suche! Wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja wirklich euren eigenen Exoplaneten! Ich mach mich jedenfalls gleich an die Arbeit!
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