Ich lese gerade “The Calculus Diaries” von Jennifer Ouellette. Noch kann ich nicht viel sagen; ich bin erst im ersten Kapitel. Aber es zeichnet sich schon ab, dass es ein hervorragendes Buch werden wird! Besonders ein paar Sätze aus der Einleitung haben mir sehr gut gefallen.
Ouellette beschreibt hier ihre Motivation, das Buch zu schreiben. Sie selbst ist keine Mathematikern und hatte eigentlich auch nie viel Ahnung von der Infinitesimalrechung (eng. “Calculus”); also dem Differenzieren und dem Integrieren. Sie erzählt von ihren vielen Freunden und Bekannten, die sich an den Horror des Matheunterrichts in den Schulen erinnern und von ihrer Studienzeit als sie stolz ein T-Shirt mit der Aufschrift “Englisch major – you do the math” trug. Diese Einstellung hat sich im Lauf der Zeit geändert. Und im Prolog zu ihrem Buch über Infinitesimalrechung das aus ihrer Beschäftigung und neuen Liebe zur Mathematik erwachsen ist, schreibt sie:
“Galileo famously observed, “Nature’s great book is written in mathematicakl symbols.” Unfortunately, to the untrainend eye and ear, that language resembles ancient Sanskrit, and math teachers may as well speak gibberish. Most of us never get past the strange symbols and jargon, and thus meander through life without any quantitative tools beyond basic arithmetic. We can balance a checkbook, but have no grasp of statistics, compound interest, or probability, for example – and this puts us at the mercy of those who do understand them, and thus can manipulate us at will. Knowledge is power and we forfeit that power when we choose to remain willfully ignorant.”
Die Aussage ist eigentlich trivial: Wissen ist Macht – und indem wir uns dazu entschliessen einen großen Teil dieses Wissens zu ignorieren geben wir auch einen großen Teil dieser Macht ab und in die Hände derer, die dieses Wissen haben und uns – sofern sie das wollen – damit problemlos manipulieren können. Und obwohl das eigentich offensichtlich ist, wird die Konsequenz daraus doch erschreckend wenig oft gezogen.
Politiker und Bevölkerung debattieren über Themen wie globale Erwärmung, Stammzellenforschung oder Gentechnik und sowohl Politiker wie Bevölkerung haben dabei i.A. keine wirklich Ahnung. Das heisst aber auch das beide wunderbar von den diversen Interessensgruppen manipuliert werden können.
Hätten mehr Menschen Ahnung von Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, dann hätten es Börsenmakler, Finanzhaie, Banken etc wesentlich schwerer, den Leuten mit windigen Methoden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Gleiches gilt für Wahrsager, Astrologen etc – wenn die Menschen mehr über statistische Relevanz, Falsch-Positiv-Raten, Zufallsprozesse usw wissen würden, dann würden sie viel schneller sehen, dass diese Leute nichts können für das es sich lohnt zu bezahlen.
Ich könnte jetzt noch seitenweise Beispiele aufzählen. Aber Ende läuft alles auf das hinaus was Ouellette gesagt hat: Wissen ist Macht und wir geben diese Macht auf wenn wir uns entscheiden ignorant zu bleiben! Aber vermutlich wird sich kurzfristig daran nichts ändern – und viel zu viele Menschen werden sich weiterhin an ihrer Ignoranz erfreuen…
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