Ich als Astronom habe ein bisschen Ahnung vom Licht der Sterne. Immerhin ist das das einzige, was uns für unsere Arbeit zur Verfügung steht. Wir haben nur das Licht und nicht mehr und daraus müssen wir all unsere Informationen über das Weltall ableiten. Die Astronomen sind also recht kreativ, wenn es darum geht, dem Licht seine Geheimnisse zu entlocken. Was also stecken da für “geheimnisvollen” Kräfte im Sternenlicht?
Nun, “geheimnisvoll” ist da erst mal wenig. Das Licht der Sterne ist auch nur Licht. Und Licht ist eine elektromagnetische Welle. Licht ist Licht, egal ob es aus der Glühbirne im Wohnzimmer kommt oder von einer riesigen Gaskugel in ein paar tausend Lichtjahren Entfernung. Das sichtbare Licht ist eine Mischung von elektromagnetischen Wellen mit bestimmten Wellenlängen. Je nach Wellenlänge nehmen wir es unterschiedlich wahr. Rotes Licht hat eine längere Wellenlänge als grünes Licht und das wiederum eine längere Wellenlänge als blaues Licht. Und all diese Wellen unterschiedlicher Wellenlänge entstehen in Sternen. Wenn dort im Kern des Sterns Wasserstoff zu Helium fusioniert, wird auch Energie frei, die in Form von Licht den Stern verlässt. Nicht nur sichtbares Licht übrigens, auch alle anderen Arten von elektromagnetischen Wellen. Radiowellen, Mikrowellen, Röntgenstrahlung, Infrarotstrahlung: All das ist nichts anderes als Licht, das wir mit unseren Augen nicht sehen können.
Sterne erzeugen also Licht. Das Licht der Sterne unterscheidet sich durch nichts von dem Licht der Sonne. Die verschiedenen Anteile des Lichts können unterschiedlich gemischt sein; je nach Temperatur des Sterns – heiße Sterne leuchten blau und kühle Sterne leuchten rot (siehe hier) – und Zusammensetzung. Aber das Licht selbst ist immer gleich und nicht mysteriöser wenn es von den Sternen kommt als wenn es aus einer Glühbirne oder der Sonne stammt. Es macht also meiner Meinung – und der der restlichen Astronomen – nicht viel Sinn, wenn man gerade dem Sternenlicht irgendeine “mysteriöse” Bedeutung zuschreibt, die uns Menschen beeinflussen soll. Wir mögen das Licht der Sterne schön finden oder interessant – aber würde es unsere DNA beeinflussen, wie in einschlägigen Publikationen behauptet wird (“Denn das Licht der Sterne aktiviert das verborgene Potenzial unserer DNA und vereint uns wieder mit der schöpferischen Energie des Universums.”), dann müsste das Licht der Glühbirne oder das der Sonne die gleichen Veränderungen hervorrufen.
Ich halte es auch nicht für sonderlich praktikabel, das Licht der Sterne durch Teleskope oder Kristalle zu “veredeln”. Ein Teleskop verändert das Licht eines Sterns nicht. Ein Teleskop ist ein optisches Instrument das aus Linsen oder Spiegeln besteht, die das Licht nur umleiten. Ein Teleskop ändert die Richtung des Lichts, das durch seine Öffnung fällt. Eine Öffnung, die größer ist als die des Auges und das ist es, worum es beim Teleskop geht: Viel mehr Licht kann im Teleskop gesammelt werden als im kleinen Auge und weil die Lichtstrahlen im optischen Instrument von einer großen Fläche gesammelt und zu einer kleinen Öffnung geleitet werden, durch die dann das Auge oder ein anderes Instrument, zum Beispiel eine Kamera, blicken kann, können Teleskope das leisten, was sie tun. Aber ein Teleskop verändert weder das Licht, noch wird es verstärkt (sonst müsste man die schwachen Himmelskörper ja nicht so lange belichten, um sie in der Kamera sichtbar zu machen).
Man kann es sich also sparen, das Licht der Sterne durch ein Teleskop zu schicken. Wer Lust hat, sich vom Sternenlicht “aufladen” zu lassen, kann sich einfach in der Nacht unter den Himmel stellen und sich beleuchten lassen. Das Licht wird einen genauso erreichen wir durch das Teleskop. Es ist das gleiche Licht; unverändert.
Es ist technisch außerdem ziemlich schwer, nur das Licht eines einzigen Sterns zu empfangen. Sternenlichtjuwelen kann man sich in speziellen Editionen für spezielle Sterne kaufen. Um nur das Licht eines einzelnen Sterns zu empfangen reicht es allerdings nicht, das Teleskop nur in die richtige Richtung zu drehen. Blickt man durch ein Teleskop oder macht man ein Foto, sieht man immer mehrere Sterne. Man sieht einen kleinen oder größeren Ausschnitts des Himmels mit jeder Menge Lichtpunkte darin. Denn im Teleskop bleibt ein Stern immer ein Punkt, egal wie gut das Teleskop ist. Die Sterne sind einfach zu weit weg. Das Teleskop sucht ja keinen Stern aus, sondern bildet einfach die Region des Himmels ab, auf die es gerichtet ist. Dieses Bild fällt dann ins Auge oder auf die Kamera. Das Licht das dort ankommt ist eine Mischung aus allem: Sternenlicht, Licht von fernen Galaxien, Streulicht von Straßenlampen oder vorbeifahrenden Autos – es sammelt sich dort alles.
Wenn Astronomen sich also mit einem speziellen Stern beschäftigen wollen, müssen sie die Rohdaten am Computer noch lange und aufwendig bearbeiten, damit sicher gestellt wird, das sie wirklich nur die Informationen aus dem Licht eines einzigen Sterns haben. Manchmal wird auch ein großer technischer Aufwand getrieben. Als man Ende der 1990er Jahre den Sloan Digital Sky Survey (SDSS), eine große Himmelsdurchmusterung, startete, stand man im Wesentlichen vor dem gleichen Problem, das auch die Hersteller von “Sternenlichtjuwelen” haben. Man hatte einen Himmel voller Sterne, wollte aber nur die Information eines bestimmten Sterns haben. Denn beim SDSS wollte man nicht nur die Position der Sterne bestimmen, sondern auch ihr Spektrum aufnehmen. Man wollte also, in einem völlig unesoterischem Sinn, die “versteckten” Informationen aus dem Licht der Sterne holen. Bei einem Spektrum untersucht man die Zusammensetzung des individuellen Sternenlichts und kann so herausfinden, woraus der Stern besteht, wie alt er ist, und noch viel mehr. Dazu muss man das Licht aber auch isoliert betrachten und keine Mischung.
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