Die Astronomen suchten also nach großen Planeten mit langen Umlaufzeiten. Wenn so ein Planet 10 Jahre für einen Umlauf braucht, dann muss man auch mindestens 10 Jahre lang Daten sammeln, bevor man überhaupt irgendwas entdecken kann und noch länger, um die Entdeckung zu bestätigen. Es war also nicht unbedingt nötig, die Daten sofort auszuwerten, man konnte erst mal in Ruhe sammeln. Das aber stellte sich als Fehler heraus. In den 1990er Jahren konkurrierten weltweit verschiedenste Teams und alle wollten als erste einen Planeten finden. Was die Technik anging, waren alle im Wesentlichen gleich auf. Jeder hätte das Rennen gewinnen können. Gewonnen haben es aber dein zwei Astronomen aus der Schweiz mit einem Fund, der alle verblüffen sollte.
Michel Mayor und Didier Queloz machten das, was alle anderen auch machten. Sie namen Spektren von Sternen auf und suchten darin nach dem charakteristischen Wackeln. Aber bei der Datenauswertung hatten die beiden einen Vorteil. Ihre Computerprogramme waren viel schneller als die der Kollegen. Sie konnten die Daten im Wesentlichen sofort nach der Beobachtung auswerten. Und das brachte schließlich den Durchbruch! Denn so konnten sie das finden, mit dem niemand gerechnet hatte.
1995 entdeckten Mayor und Queloz das der Stern 51 Pegasi genau die hin und her schwankenden Spektrallinien zeigte, die alle suchten. Sie konnten berechnen, wie schwer das Objekt ist, das diese Schwankungen verursacht: mindestens halb so schwer wie Jupiter; vermutlich größer. Es musste sich also um einen Planeten handeln. So weit so gut. Dieser Gasriese aber umkreiste seinen Stern nicht in großer Entfernung mit einer langen Umlaufzeit. Der Planet brauchte dafür keine Jahrzehnte, sondern nur wenig mehr als 4 Tage! Damit hatte niemand gerechnet. So eine kurze Umlaufzeit war absurd. Selbst Merkur, der sonnennächste Planet in unserem Sonnensystem, braucht für einen Umlauf 88 Tage. Der Abstand zwischen Stern und Planet betrug nur knapp 8 Millionen Kilometer!
Zuerst glaubten die anderen Astronomen diese Ergebnisse nicht. Dann aber sahen sie in ihren eigenen Daten nach (die immer noch unausgewertet im Archiv lagen) und bestätigten die Ergebnisse. So absurd dieser Planet auch war, er war eindeutig vorhanden. Man hatte den ersten extrasolaren Planet entdeckt, der einen normalen Stern umkreiste und er war anders als irgendwer erwartet hatte. Wie konnte ein großer Gasplanet so nah an seinen Stern gelangen? Er konnte dort ja nicht entstanden sein…
In den folgenden Jahren fand man immer mehr dieser Planeten, die man mittlerweile “Hot Jupiters” getauft hatte. Und man fand heraus, wie sie dort hin gekommen sind, wo sie gefunden wurde. Sie entstanden tatsächlich weiter entfernt von ihrem Stern, dort wo Gasriesen normalerweise entstehen. Aber dann begannen sie zu wandern. Die gravitative Wechselwirkung zwischen dem Planeten und der Scheibe aus Gas, Staub und Trümmern sorgte dafür, dass Planeten näher an ihren Stern rücken können (ich habe das hier ausführlich erklärt).
Die letzten Jahre des letzten Jahrtausends waren eine aufregende Zeit in der Exoplanetenforschung. Endlich hatte man die Planeten gefunden, die man so lange gesucht hatte. Wir waren nicht allein, es gab da draußen auch noch andere Sterne, die von Planeten umkreist wurden. Das war eine großartige Entdeckung; meiner Meinung nach gehört sie zu den größten Entdeckungen der Menschheit (und Mayor und Queloz sollten gefälligst mal einen Nobelpreis bekommen!). Aber ansonsten war die neue Welt der Exoplaneten völlig verwirrend. Die fremden Sonnensysteme waren tatsächlich fremd und überhaupt nicht so, wie man es erwartet hatte. Aber genau deswegen forscht man ja schließlich! Man will neue Dingen entdecken; Dinge mit denen man nicht rechnet. Denn genau diese Dinge sind es, die uns vorwärts bringen und von denen wir völlig neue Sachen lernen können. Und von den ersten Exoplaneten haben wir verdammt viel darüber gelernt, wie Planeten entstehen und wie sich Planetensystem verhalten.
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