Ich habe schon Anfang Januar über ein interessantes Raumfahrtprojekt berichtet. Wirklich interessant. Man will nicht, so wie sonst, einfach nur irgendwo hin fliegen und beobachten. Sondern aktiv eingreifen und sich einen Himmelskörper aus den Weiten des Alls schnappen und in die Nähe der Erde transportieren, wo man ihn dann in Ruhe und im Detail untersuchen kann. Natürlich kann das nur ein kleiner Himmelskörper sein; ein Asteroid. Aber das ist immer noch eine ziemlich spektakuläre und schwierige Aufgabe. Eine Aufgabe, die aber nun immerhin auch offiziell im NASA-Budget des Jahres 2014 inkludiert wurde. Das heißt natürlich nicht, dass die Mission auch tatsächlich schon 2021 (wie derzeit geplant) stattfinden wird oder das sie überhaupt stattfinden wird. Aber es lässt hoffen…
Diese Asteroiden-Mission der NASA wäre wirklich außergewöhnlich und zwar aus vielen Gründen. Ich habe einige davon schon in meinem früheren Artikel erklärt. Asteroiden sind wichtig! Vor allem wichtig für die Grundlagenforschung: Will man über die Anfänge Bescheid wissen, muss man die Asteroiden untersuchen. Sie sind die ältesten Himmelskörper des Sonnensystems; sie sind die übrig gebliebenen Bausteine aus der Zeit der Planetenentstehung; sie sind das, was schon da war, bevor es überhaupt Planeten gab und sie haben sich seitdem kaum verändert. Und leider sind sie verdammt schwer zu erforschen. Ab und zu fällt man einer auf die Erde und wir können die übrig gebliebenen Meteoriten aufsammeln und untersuchen. Aber durch den Impakt sind diese Asteroidenreste verändert und man weiß auch meistens nicht, woher diese Asteroiden gekommen und wann sie genau auf der Erde eingeschlagen sind, was die Analyse weiter erschwert.
Raumsonden haben zwar auch schon ein paar Asteroiden direkt im All besucht. Aber eben nur ein paar und so gut wie immer nur aus der Ferne, ohne dabei konkret Proben zu sammeln und zu analysieren. Wenn die NASA nun einen Asteroiden einfängt und zum Mond schleppt, dann haben wir unseren eigenen Asteroiden direkt vor der Haustür und können ihn nach Lust und Laune analysieren.
Manchen mag die reine Grundlagenforschung nicht “wichtig” genug sein, um so eine Mission zu rechtfertigen (dabei sollte uns Grundlagenforschung viel mehr Wert sein als die 2 bis 3 Milliarden Euro, die diese Mission kosten wird). Die Erforschung von Asteroiden hat aber natürlich auch ganz konkrete Anwendungen. Zum Beispiel, wenn es um Asteroidenabwehr geht. Da haben wir ja erst vor kurzem wieder gesehen, dass Asteroiden immer noch mit der Erde kollidieren und dabei auch große Schäden anrichten können. Wir können aber auch etwas dagegen tun. Es ist möglich, die Bahn eines Asteroiden so zu verändern, dass eine Kollision verhindert werden kann – siehe dazu meine Serie über Asteroidenabwehr (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Damit das klappt, muss man vor allem zwei Dinge beherrschen. Man muss Ahnung haben, wie man Raumfahrzeuge weit hinaus ins All zu einem Asteroiden schickt. Und man muss genau wissen, wie Asteroiden funktionieren; wie sie aufgebaut sind und aus welchem Material sie bestehen. Genau diese Dinge wird man bei der NASA-Mission lernen.
Und dann ist es natürlich auch eine technische Herausforderung. Nicht nur das Einfangen selbst; auch die spätere Analyse des Asteroiden in der Nähe der Erde. Man muss dazu wieder Menschen ins All bringen (etwas was die NASA derzeit nicht kann); man muss Menschen über die Erdbahn hinaus bringen; Menschen, die sich für längere Zeit im All aufhalten. Die Asteroidenmission ist eine gute Vorbereitung für einen Flug zum Mars und als genau das wird sie von der NASA auch betrachtet. Dieses Video der NASA zeigt recht schön, was von der Mission zu erwarten ist:
Ich finde, dass es sich dabei um eine gute Mission handelt. Und das sage ich nicht nur, weil ich selbst lange Zeit als Wissenschaftler über Asteroiden gearbeitet habe und mich dieses Thema mehr interessiert als andere Themen. Sondern auch, weil es ein Projekt ist, bei dem man enorm viel lernen kann und das uns befähigen wird, danach andere Projekte durchzuführen, bei denen man noch mehr lernen kann. Aber vor allem ist es seit langer Zeit wieder ein Projekt, das so richtig spektakulär ist! Und damit geeignet, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wieder auf die Astronomie und die Raumfahrt zu richten und die Menschen zu faszinieren. Immerhin werden da nicht einfach nur ein paar schöne Fotos von anderen Planeten gemacht, so wie sonst. Diesmal wird ein ganzer Himmelskörper bewegt! Zwar nur ein kleiner (nur ein paar Meter groß und damit besteht auch keine Gefahr, falls das Ding doch mal in Richtung Erde fallen sollte) aber es ist ein Anfang! Und irgendwer muss den Anfang ja machen…
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