Im November 2012 hat das Weltraumteleskop CoRoT seinen Geist aufgegeben. Nun scheint auch der zweite Exoplanetenjäger im All kurz vor dem Aus zu stehen. Das Weltraumteleskop Kepler hat technische Problem und es ist fraglich, ob sie gelöst werden können.
So ein Teleskop muss ja ganz exakt ausgerichtet werden, damit man damit etwas anstellen kann. Man muss es genau auf den richtigen Punkt am Himmel richten können und dort muss es auch für längere Zeit bleiben, damit die nötigen Aufnahmen gemacht werden können. Kepler hat für diesen Zweck ein paar Trägheitsräder an Bord (hier gibt es Bilder davon). Das ist im wesentlichen sowas wie ein Gyroskop. Solche Räder sind schwer und dreht man sie in die eine Richtung, dreht das Teleskop sich als Ausgleich in die andere Richtung. Mit drei Rädern, die alle Richtungen abdecken, kann man das Teleskop so beliebig im Raum drehen. Kepler hat vier Räder, eines davon ist aber schon im Jahr 2012 ausgefallen. Nun macht ein weiteres Rad Probleme. Schon im Januar hatte man erhöhte Reibungswerte bei den verbleibenden Rädern gemessen und das Teleskop daraufhin 10 Tage lang in einen Sicherheitsmodus versetzt. Man hoffte, dass sich in dieser Zeit das Schmiermittel besser in den Lagern verteilen würde. Seitdem lief das Teleskop wieder nach Plan.
Aber als die Wissenschaftler gestern mit dem Teleskop kommunizieren wollten, fanden sie es im Ruhemodus. Offensichtlich hatte Kepler Probleme mit der Positionierung und die Software hat das Teleskop automatisch heruntergefahren und in einen sicheren Modus versetzt. Die Techniker fanden es um seine Achse rotierend vor, was problematisch ist, weil man jetzt immer nur dann Befehle an Kepler schicken kann, wenn die Antennen bei der Rotation in die richtige Richtung zeigen. Die Techniker starteten die Trägheitsräder neu um Kepler zu stabilisieren und stellten dabei fest, dass eines der Räder defekt ist.
Das ist natürlich ein ziemlich ernstes Problem. Mit nur zwei Trägheitsrädern kann Kepler nicht mehr exakt auf bestimmte Sterne ausgerichtet werden. Seine eigentliche wissenschaftliche Mission wäre vorbei, wenn das Rad nicht repariert werden kann. Aber es sieht nicht so aus, als würde man das schaffen. Diese Räder sind Verschleißteile und offensichtlich sind sie nun eben verschlissen. Damit war zu rechnen, denn Kepler hat seine geplante Lebensdauer schon überschritten. Die Mission begann im März 2009 und war für drei Jahre geplant. Letztes Jahr wurde sie bis 2016 verlängert. Aber vermutlich ist jetzt schon Schluss.
Das ist schade, denn Kepler war höchst erfolgreich. Laut Stand vom Januar 2013 hat Kepler 2740 extrasolare Planetenkandidaten gefunden und 132 bestätigte Planetensysteme. Darunter waren einige äußerst interessante Objekte (siehe z.B. hier, hier, hier, hier, hier oder hier). Was Kepler nicht gefunden hat, war das, was sich alle (und ganz besonders die Medien) wünschen: Einen erdähnlichen Planeten der sich in der habitablen Zone seines Sterns befindet.
Es gibt natürlich noch jede Menge Daten die nicht ausgewertet worden sind und da kann sich noch einiges drin verstecken. Aber selbst wenn Kepler so eine “zweite Erde” gefunden hätte bzw. noch findet, ist das keine eindeutige Sache. Mit der Beobachtungsgenauigkeit von Kepler und derzeitigen restlichen Technik lässt sich nicht herausfinden, ob so ein Planet wirklich wie die Erde ist, also mit flüssigen Wasser, angenehmen Temperaturen und eventuell sogar Leben. Dazu braucht es bessere Teleskope und nach dem Ausfall von Kepler brauchen wir sie nun dringender als vorher. Glücklicherweise gibt es dazu schon jede Menge Pläne. Im Jahr 2017 soll der Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA starten. Und schon dieses Jahr im September soll der ESA-Satellit Gaia ins All fliegen. Dessen Aufgabe ist zwar nicht explizit die Suche nach Exoplaneten, aber es wird erwartet, dass er trotzdem ein paar zehntausend von ihnen finden wird.
Kepler war eine tolle Mission und hat die Exoplanetenforschung einen gewaltigen Schritt vorwärts gebracht. Seine Daten werden die Wissenschaftler noch Jahre beschäftigen. Es ist schade, dass er nicht noch länger den Himmel beobachten kann. Aber seine Nachfolger werden dort weiter machen, wo Kepler aufgehört hat. Da draußen gibt es noch genug zu entdecken!
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