Storr beschäftigt sich auch mit den Skeptikern, also den Leuten, die sich ganz explizit gegen die diversen esoterischen und pseudowissenschaftlichen Lehren stellen. Und seine Auseinandersetzung mit den Skeptikern ist nicht unbedingt schmeichelhaft. Storr besucht ein Skeptikertreffen in Großbritannien und er besucht auch James Randi, den infoffiziellen “Chef” aller Skeptiker. Das Problem, das Storr mit den Skeptikern hat ist das gleiche, das ich selbst auch oft habe, und der Grund, warum ich selbst nicht Mitglied irgendeiner skeptischen Organisation bin.
Nicht, weil ich Skeptiker-Gruppen wie die GWUP für schlecht halte. Ganz im Gegenteil. Ich finde es gut, dass es mit der GWUP einen offiziellen Ansprechpartner für die Medien gibt, wenn es um esoterische und pseudowissenschaftliche Fragen geht. Aber ich persönlich bin der Auffassung, dass “skeptisches denken” nichts ist, wofür man einen Verein brauchen sollte. Für den Normalbürger, der sich weder besonders intensiv mit Esoterik, noch mit Skeptizismus beschäftigt (und das sind die meisten), sind die Esoteriker “Die Einen” und die Skeptiker “Die Anderen”. “Die einen sagen das, die anderen sagen das und wie es wirklich ist, weiß niemand.” Und das ist natürlich die falsche Herangehensweise.
Man muss keinem Verein beitreten, um kritisch zu denken. Das ist eine Eigenschaft, die ganz normal sein sollte. Die Menschen sollten lernen, kritisch über wichtige Dinge nachzudenken; egal was sie tun. Wenn man aber dem skeptischen Denken immer nur in Verbindung mit einem Skeptikerverein begegnet, dann bekommt man das Gefühl, dass skeptisches Denken eben das ist, was diese Leute in dem Verein tun. Ein Hobby quasi, das manchen Leuten Spaß macht und manchen eben nicht. Genauso wie nicht jeder Lust hat, Kaninchen zu züchten, bis auf die Leute im Kaninchenzüchterverein. Skeptische Organisationen sind zwar wichtig, wenn es darum geht, irrationalen Unsinn auch öffentlich zu kritisieren. Aber diese Öffentlichkeit schafft eben auch ein verzerrtes Bild des rationalen Denkens. Skeptisch zu sein ist kein Hobby, es ist eine Eigenschaft, die jeder haben sollte. Natürlich ist es schwer, diesem Vereinsdenken zu entgehen. Wer sich länger mit dem Problem auseinandersetzt, wie man irrationalen Kram wie Astrologie oder Homöopathie etwas entgegen setzen kann, der trifft unweigerlich irgendwann auf gleichgesinnte Menschen, die ähnliches probieren. Und es macht Spaß, Zeit mit Leuten zu verbringen, die sich mit den gleichen Dingen beschäftigen wie man selbst! Daran ist nichts auszusetzen. Aber man läuft dann eben auch Gefahr, dass die Sache mit dem kritischen Denken tatsächlich zu einem reinen Hobby verkommt und die skeptische Organisation (zumindest in den Augen der Öffentlichkeit) zu einem “Dagegen”-Verein, dessen Aufgabe es ist, gegen diverse Dinge zu sein. Skeptisches Denken hat nichts mit der Mitgliedschaft in irgendwelchen Vereinen zu tun, was aber schwer zu vermitteln ist, wenn alle, die sich öffentlich zu diesen Themen äußern, so einem Verein angehören…
Abgesehen von meiner generellen Abneigung gegen Vereine ist das der Grund, warum ich kein Mitglied der GWUP oder anderer, ähnlicher Vereine bin (ich hab darüber auch schon mal kurz hier gesprochen). Weil ich davon überzeugt bin, dass man kein “Skeptiker” sein muss, um vernünftig auf die Welt zu blicken. Um das zu tun, muss man kein Mitglied in einem Verein sein. Man muss Wege finden, alle Menschen davon zu überzeugen, ein wenig mehr nachzudenken und kritisch zu sein. Skeptizismus sollte der Default-Status sein. Wenn das skeptische Denken immer mit der Mitgliedschaft in einem Verein in Verbindung gebracht wird; wenn es immer nur “Die Skeptiker” sind, die kritisch denken, dann ist das eher hinderlich.
Es ist ein schwieriges Thema und auch Storr fand es schwierig. Besonders interessant ist seine Auseinandersetzung mit James Randi. Das, was Storr hier recherchiert und geschrieben hat und vor allem das, was Randi im Interview mit Storr gesagt hat, wird für viele Skeptiker vermutlich schwer zu verdauen sein (einen Teil davon kann man hier im Blog von Hayley Stephens nachlesen, die auch eine gute Rezension von Storrs Buch geschrieben hat).
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