Die geringe Aktivität unseres eigenen schwarzen Lochs ist für das Leben in der Milchstraße natürlich äußerst praktisch; für die Wissenschaft aber nicht ganz so optimal. Je aktiver das Loch, desto mehr kann man beobachten und lernen. Aus der Richtung eines Jets kann man zum Beispiel herausfinden, wie genau die Rotationsachse des Lochs und seiner Scheibe ausgerichtet ist. Und wenn man das weiß, dann kann man mehr über die Vergangenheit und die Entwicklung des Lochs und der Galaxie herausfinden. Wenn zum Beispiel immer nur ein stetiger Fluss kleiner Mengen an Material ins Loch fällt, dann wird sich die Orientierung der Drehachse im Laufe der Zeit nicht ändern und sie wird immer parallel zur Drehachse der gesamten Milchstraße liegen. Wenn dagegen irgendwann in der Vergangenheit mal größere Mengen an Zeug auf einen Schlag mit dem schwarzen Loch zusammengestoßen sind, dann würde sich dabei auch dessen Drehachse verschieben. Die Astronomen haben also großes Interesse daran, einen Jet im Zentrum unserer Milchstraße zu beobachten – aber leider nie einen gefunden.
Beziehungsweise fand man schon etwas, was wie ein Jet aussah, konnte aber nie bestätigen, dass es sich wirklich um einen handelt. Das haben Zhiyuan Li von der Universität Kalifornien und seine Kollegen nun geändert (“Evidence for A Parsec-scale Jet from The Galactic Center Black Hole: Interaction with Local Gas”). Sie haben Beobachtungen im Radiolicht mit Röntgenaufnahmen des Chandra-Weltraumteleskops kombiniert und konnten so zeigen, dass der vermeintliche Jet mit dem Gas in der Nähe des schwarzen Lochs interagiert und somit höchstwahrscheinlich real ist.
In der Mitte des Bildes befindet sich das mit “Sagittarius A*” gekennzeichnete supermassereiche schwarze Loch. Die pinken Bereiche sind die, die im Röntgenlicht leuchten; blau sind die Aufnahmen die mit dem Radioteleskop gemacht wurden. Der Jet ist die vom Zentrum des Lochs weg nach außen zeigende pinke Linie, die auf ihrem Weg ein paar blaue Wolken durchquert. Dabei handelt es sich um eine Schockfront die entsteht, wenn der Jet auf Gaswolken in der Nähe des schwarzen Lochs trifft und das Gas zum Leuchten anregt.
Auch im Zentrum unserer Galaxie gibt es also Jets. Und die Auswertung der Daten zeigt, dass die Drehachse des Lochs immer noch parallel zur Drehachse der Milchstraße ausgerichtet ist. Zur Zeit sind die Jets (es müsste eigentlich noch einen genau in die Gegenrichtung geben, der wird aber vermutlich von Staub verdeckt und wir sehen ihn nicht) noch recht schwach. Aber wer weiß: Vielleicht kriegt das Loch ja bald wieder mal Futter und sie werden ein wenig heller…
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