Von Erde zum Mars bzw. vom Mars zur Erde brauchen die Trümmer dabei im Durchschnitt 5 Millionen Jahre; zum Jupiter jeweils knapp 7 Millionen Jahre. Es ist also nach diesen Simulationen durchaus plausibel, dass die Nachbarplaneten Erde und Mars während der 4,5 Milliarden Jahre ihrer Existenz jede Menge Gestein ausgetauscht haben. Dass es zumindest vom Mars in Richtung Erde geklappt hat, wissen wir ja durch die hier gefundenen Marsmeteoriten. Umgekehrt hat man auf dem Mars noch keine Meteoriten von der Erde entdeckt aber dort war ja auch noch niemand um danach zu suchen…
Aber selbst wenn die Erde ihr Leben vor langer Zeit zum Mars geschickt hat, dann ist dort heute nicht mehr viel zu sehen. Wenn überhaupt, dann ist es bei den Mikroben im Gestein geblieben und selbst diese Art von simplem Leben haben wir trotz langer Suche auf dem Mars noch nicht gefunden. Die anderen Planeten des Sonnensystems sind noch schlechter für Leben geeignet als der Mars und selbst wenn die ganz aus dem Sonnensystem geschleuderten Bruchstücke der Erde entgegen aller Wahrscheinlichkeit irgendwann auf dem Planeten eines anderen Sterns einschlagen, ist fraglich ob selbst extremophile Organismen so eine unvorstellbar lange Reise überleben können.
Aber es gibt ja noch die Monde! Jupiter und Saturn werden von großen Monden umkreist und wir wissen, dass auf einigen von ihnen flüssiges Wasser existiert: Zum Beispiel dem Jupitermond Europa oder dem Saturnmond Enceladus. Und der Saturnmond Titan hat einen exotischen Methankreislauf mit Flüssen und Seen auf dem sich unter Umständen auch spezielle Arten des Lebens niederlassen können. Deswegen haben Worth und ihre Kollegen auch nochmal im Detail simuliert, wie viele Bruchstücke der Erde die in die Nähe von Jupiter bzw. Saturn gelangen dann nicht auf dem Planeten selbst sondern auf ihren Monden einschlagen. Viele sind es nicht, aber ein paar waren es doch. Von knapp einer halben Million simulierter Trümmerteile landeten immerhin 73 auf Io, 40 auf Ganymede und 36 auf Europa. Callisto bekam noch 7 Bruchstücke ab. Bei Saturn sieht es schlechter aus; von knapp 28.000 simulierten Trümmern landeten 2 auf Enceladus und 3 auf Titan.
Nur ein winziger Bruchteil eines Prozents aller Trümmer die es bis zu Jupiter oder Saturn schaffen landen also auf den dortigen Monden. Aber ein winziger Bruchteil ist nicht nichts und das Sonnensystem ist 4,5 Milliarden Jahre alt – da ist genug Zeit, damit so etwas auch tatsächlich passieren kann. Vorausgesetzt, die Kollisionen die die Trümmer der Erde ins All schleudern sind entsprechend heftig. Worth und ihre Kollegen haben auch das simuliert und nachgesehen, wie viele Kollisionen während der letzten 3,5 Milliarden Jahren – also ungefähr der Zeitraum, in dem Leben auf der Erde existiert – Material ausreichend heftig ins All geschleudert haben und wie viel Material davon zu den Monden der Gasriesen gelangt.
Überraschend viel! Knapp 2000 Tonnen Gestein von der Erde müssen auf dem Jupitermond Europa gelandet sein (vom Mars kamen ebenfalls knapp 2000 Tonnen). 1000 Tonnen haben es immerhin noch von der Erde bis zum Saturnmond Enceladus geschafft und 1500 Tonnen zum Titan.
Besonders Europa ist ein interessantes Ziel für Bruchstücke der Erde. Wir wissen schon länger, dass unter dem dicken Eispanzer des Mondes Ozean aus flüssigem Wasser liegt. Der Einschlag eines Meteoriten dürfte zwar nicht kräftig genug sein um die kilometerdicke Eisschicht zu durchbrechen. Aber die weist ganz von allein immer wieder Lücken auf. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass das Hubble-Weltraumteleskop Wasserdampf auf Europa beobachtet hat. Man geht nun davon aus, dass es auch dort Eisvulkanismus gibt wie er schon 2005 auf dem Saturnmond Enceladus gefunden wurde. Die Gezeitenkräfte des Jupiters scheinen die Eisschicht von Europa ab und zu aufzubrechen und dann kann Wasser aus dem unterirdischen Ozean an die Oberfläche gelangen.
Kommentare (244)