P.S. Auch der Asteroid 2013 TV135 macht derzeit wieder die Runde als Bringer des Weltuntergangs. Dass das Unsinn ist, habe ich schon im Oktober 2013 erklärt.
Die Apokalypse der Wikinger
Bleibt (vorerst) noch ein letzter Weltuntergang. Am 22. Februar 2014 soll die Welt untergehen. Vorhergesagt hat es wieder mal ein altes Volk; diesmal waren es allerdings nicht die Maya sondern die Wikinger! Am 22. Februar soll Ragnarök stattfinden, die letzte große Schlacht zwischen den Göttern und den Eisriesen. Ragnarök, die “Götterdämmerung”, bei der am Schluß nur noch zwei Menschen – Líf and Lífþrasir – übrig bleiben, die dann die “neue Welt”, die nach Ragnarök entstehen wird, bevölkern sollen…
Ragnarök ist eine ein spannender Teil der sowieso schon recht spannenden nordischen Mythologie (ich erinnere mich noch gut, wie ich als Kind das Buch “Midgard” von Wolfgang und Heike Hohlbein gelesen habe). Aber mit der Realität haben diese alten Geschichten natürlich genau so wenig zu tun wie alle anderen mythologischen Geschichten und Märchen. Und natürlich gibt es in der germanisch-nordischen Mythologie auch kein konkretes Datum, an dem Ragnarök stattfinden soll. Die ganze Geschichte mit dem Weltuntergang am 22. Februar ist eine (etwas blöde) PR-Aktion eines englischen Wikingermuseums…
Das Jórvík Viking Centre ist ein Museum in England, in dem das Alltagsleben der Wikinger anschaulich rekonstruiert worden ist. Dort feiert man im Februar das 30. Jorvik Wiking Festival und zum Abschluss dieses Wikingerfestes gibt es eine große Schlachtaufführung in der Ragnarök nachgespielt wird. Das findet am 22. Februar 2014 statt; am Castle Green von York und der Eintritt für Erwachsene kostet 12 Pfund.
In der Ankündigung für diese Veranstaltung (WebCite) hat es das Museum aber vermutlich ein wenig übertrieben.
“THE WORLD WILL END IN 100 DAYS” Ragnarok – the Viking Apocalypse – predicted for 22 February 2014
kann man da lesen. Liest man dann weiter, wird aber schnell klar, dass Ragnarök nur der Aufhänger für das Festival und die Museumsarbeit ist:
“During the week of the JORVIK Viking Festival, we will be doing everything we can to equip the people of York, and visitors from afar, with the tools to survive the apocalypse, from hunting for the mightiest and strongest warriors to training children in combat skills,” adds Danielle. “Following a study published in 2010* that bearded men are more trustworthy than those without, we’re also looking for fantastic displays of facial hair, so that we can identify those with the potential to take us into the brave new world that is foretold to follow Ragnarok.”
Das Museum zeigt einem also netterweise alles, was ein guter Wikinger kennen und wissen muss, um auf Ragnarök vorbereitet zu sein 😉
Aber für die Medien ist so eine Geschichte natürlich eine großartige Gelegenheit. Natürlich hat man vor allem in Großbritannien darüber berichtet (siehe zum Beispiel Daily Mail (WebCite) oder Mirror (WebCite)) aber auch der Rest der Welt macht natürlich mit. Und wie das halt so ist, wenn Nachrichten nicht recherchiert sondern immer weiter voneinander abgeschrieben werden, weiß am Ende niemand mehr, was eigentlich los ist. In Österreich (WebCite) kann man zum Beispiel nur noch lesen, dass die Wikinger irgendwas für den 22. Februar vorhergesagt haben und man in York die Apokalypse abwenden will, in dem man ein Fest macht und ein Wikingerhorn bläst…
Und die üblichen Internetforen und Blogs verbreiten sowieso ungeprüft jeden Mist, so lange er nur halbwegs spektakulär klingt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Apokalypse der Wikinger auch die sozialen Medien trifft und sich überall ausbreitet. Dass es sich dabei nur um Werbung für ein Wikingerfest in einer englischen Stadt handelt, interessiert da natürlich schon lange nicht mehr…
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