Die klimatischen Bedingungen auf so einem Planeten müssen wirklich ziemlich wild sein! Gut, ein “Super-Neptun” ist sowieso nicht dafür geeignet, Leben zu beherbergen – aber auch ganz ohne außerirdisches Leben wäre es höchst interessant, dabei zuzusehen wie sich Wetter und Wolkenmuster auf diesem Planeten im Laufe der Zeit wohl dramatisch verändern würden. Warum sich die Bahn so stark ändert, ist noch nicht ganz klar. Das müssen die Himmelsmechaniker jetzt nochmal in Ruhe nachrechnen. Aber wenn zwei Sterne und ein großer Planet sich so nahe beieinander umkreisen, dann kommt da zwangsläufig eine sehr interessante Dynamik raus. Die Variationen in der Bahn des Planeten verursachen übrigens auch Variationen in der Bewegung der Sterne umeinander, die Kostov und seine Kollegen ebenfalls beobachten konnten.
Aber trotz der großen Änderungen ist die Bahn von Kepler-413b nicht instabil. Das haben die Astronomen noch einmal extra überprüft:
Die Bilder sind sogenannte “Stabilitätsdiagramme”. Sie zeigen die Bahnelemente von möglichen Planetenbahnen des Systems an; oben sind es Halbachse und Exzentrizität der Bahn; im unteren Bild Halbachse und Inklination. Für jede Kombination dieser Bahnelemente berechnet man dann ob die Bahn stabil ist oder nicht. In diesem Fall wurde dafür eine Technik verwendet, die den sogenannten MEGNO-Indikator benutzt. Den will ich jetzt nicht im Detail erklären (es geht im Prinzip darum, wie schnell sich der Abstand zwischen zwei eng benachbarten Bahnen im Laufe der Zeit verändert), aber es ist ein in der Himmelsmechanik weit verbreiteter “Chaosindikator”, also eine Zahl, die angibt, ob eine Planetenbahn stabil oder chaotisch ist (siehe hier). In den Bildern oben zeigen die violetten Bereich die stabilen Kombinationen von Bahnelementen an und die gelben Bereiche die instabilen. Die Wert von Kepler-413b sind jeweils markiert und liegen deutlich innerhalb des stabilen Bereichs. Die Bahn dieses Planeten ändert sich zwar sehr viel schneller als wir es von der Erde gewohnt sind, ist aber deswegen nicht instabil.
Ob die Achse von Kepler-413b tatsächlich so schnell wackelt, ist noch nicht klar. Das folgt bis jetzt nur aus der Modellierung der Bewegung des Planeten. Aber vielleicht kann man das in Zukunft auch direkt beobachten. Wenn der Gasplanet nicht exakt rund ist, sondern ein wenig abgeflacht (wie es zum Beispiel bei Saturn in unserem Sonnensystem der Fall ist), dann zeigt er uns bei seiner Wackelei mal eine größere und mal eine geringere Fläche. Er verdeckt also auch mal mehr und mal weniger Sternenlicht und laut den Schätzungen der Astronomen ist dieser Effekt groß genug, um mit genauen Beobachtungen gesehen zu werden.
Wir haben nun zwar schon deutlich mehr als 1000 extrasolare Planeten entdeckt – sind aber weit davon entfernt, schon alles gesehen zu haben, was es zu sehen gibt. Ständig entdecken wir irgendwo dort draußen Welten, die völlig anders sind, als wir es von unserem eigenen Sonnensystem gewohnt sind. Und wir werden in Zukunft mit Sicherheit noch viele weitere Planeten entdecken, die noch seltsamer sind als Kepler-413b…
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