Bei Artikel, deren Überschrift aus einer Frage besteht, lautet die Antwort darauf am Ende meistens “Nein!”. So ist es auch diesmal – aber ihr dürft trotzdem gerne weiter lesen 😉
Bei den Kollegen von ScienceBlogs.com hat PZ Myers kürzlich einen Artikel über den Unterschied zwischen Astronomen und Biologen geschrieben und deren angeblich unterschiedliche Auffassung was die Suche nach außerirdischem Leben angeht. Dabei bezieht er sich auf einen älteren Beitrag von Nathan Taylor, der über das “Sagan-Syndrom” (nach dem bekannten Astronom Carl Sagan) schreibt. Es geht um die Frage, ob Astronomen bei der Suche nach intelligenten Leben auf anderen Himmelskörpern zu optimistisch sind und bei ihrer Arbeit mehr auf die Biologen hören sollten…
Die Argumentation dabei lautet ungefähr so: Die Astronomen sind zu sehr vom Kopernikanischen Prinzip überzeugt, das besagt, dass die Erde im Universum keine Sonderstellung einnimmt. Sie gehen davon aus, dass es auch anderswo im Universum überall (intelligentes) Leben geben muss, weil es auf der Erde intelligentes Leben gibt. Die Biologen dagegen wissen um die enorme Vielfalt des Lebens auf der Erde und die Sonderstellung, die wir Menschen als einzige intelligente Spezies (diverse Diskussionen über die Intelligenz von Menschenaffen/Delfinen bzw. doofe Witze á la “Wer weiß ob überhaupt intelligentes Leben auf der Erde existiert?” ignorieren wir jetzt einfach mal) einnehmen. Und sie gehen deswegen davon aus, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass sich irgendwo anders ebenfalls eine intelligente Alienspezies entwickelt hat.
Wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich da allerdings keinen großen Widerspruch. Ja, das kopernikanische Prinzip war in der Vergangenheit tatsächlich ein recht guter Maßstab. Wir haben gelernt, dass die Erde nur einer von vielen Planeten ist, der die Sonne umkreist und nicht der Mittelpunkt des Universums. Wir haben gelernt, dass die Sonne nur ein ganz normaler Stern unter vielen ist, und nicht der Mittelpunkt der Galaxie (wie man noch bis vor knapp 100 Jahren glaubte). Wir haben gelernt, dass die Galaxie nur eine von vielen ist, die sich überall im Universum befinden. Wir haben gelernt, dass so gut wie alle anderen Sterne ebenfalls von Planeten umkreist werden und wir haben gelernt, dass unter diesen Planeten viele sind, die der Erde in Masse und Größe gleichen. Es ist daher nicht unlogisch, davon auszugehen, dass irgendwo auch Planeten existieren, auf denen die gleichen Bedingungen herrschen wie auf der Erde. Immerhin gehen wir davon aus, dass die Naturgesetze im ganzen Universum identisch sind und warum sollen die Dinge, die hier bei uns passieren, nicht auch anderswo zum gleichen Resultat führen? Wenn sich in unserem Sonnensystem ein lebensfreundlicher Planet gebildet hat, warum dann nicht auch anderswo?
Und natürlich ist es auch ziemlich offensichtlich, dass intelligentes Leben NICHT der Normalfall des Lebens zu sein scheint, zumindest auf der Erde. Leben gibt es auf unserem Planeten seit knapp 3 Milliarden Jahren und die meiste Zeit ist es wunderbar ohne die Eigenschaft ausgekommen, die wir heute “Intelligenz” nennen. Je nach Definition existieren wir Menschen erst seit ein paar hunderttausend oder zehntausend Jahren auf diesem Planeten; quasi nichts verglichen mit der gesamten Existenzdauer des Lebens. Und sollten wir in ein paar zehntausend Jahren wieder aussterben, dann ist das immer noch nichts im großen Ganzen der Weltgeschichte und das Leben auf der Erde wird auch ohne unsere Intelligenz wunderbar weiter existieren können. Es ist also ebenfalls nicht unlogisch davon auszugehen, dass intelligentes Leben ein Sonderfall ist.
Oder halt auch nicht. Weder wissen die Astronomen mit Sicherheit, ob die Erde selbst nicht doch ein besonderer Planet ist und lebensfreundliche Planeten im Universum nicht doch selten sind. Und noch wissen die Biologen, ob intelligentes Leben im Zuge der Evolution zwangsläufig irgendwann einmal auftaucht oder nur sehr selten und zufällig. Wir wissen nicht genau, unter welchen Bedingungen Leben entsteht und unter welchen Bedingungen sich Intelligenz entwickelt und wir wissen nicht, welche astronomischen Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein Planet lebensfreundliche Eigenschaft aufweist und wie oft sie im Universum tatsächlich realisiert sind.
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