In den letzten Wochen wurde oft über die Vermittlung von Wissenschaft diskutiert (siehe auch hier). Dabei ging es vor allem um die Arbeit der Pressestellen von Universitäten und andere “offizielle” Bereiche der Wissenschaftskommunikation. Es ging um die Arbeit von Wissenschaftsjournalisten – aber kaum um das, was zum Beispiel Blogger, Podcaster und all die anderen Leute in den “neuen” Medien machen (Und ja, es wird bei den Wissenschaftskommunikatoren tatsächlich immer noch erstaunlich oft die absurde Debatte geführt, ob “das Internet” eine seriöse Alternative zu “normalen” Zeitungen und Fernsehberichten sein kann). Aber auch ein anderer Aspekt kam zumindest meines Wissens nach in der Diskussion nicht vor: kann beziehungsweise darf Wissenschaftsvermittlung auch Unterhaltung oder gar lustig sein? Vielleicht liegt das daran, dass diese Art der Wissenschaftskommunikation im deutschsprachigen Raum kaum existiert (sieht man mal von Science Busters ab). Für mich ist die Antwort ziemlich klar: Ja, Wissenschaftsvermittlung IST im besten Fall auch immer eine gute Unterhaltung und wenn es dabei auch noch lustig ist, dann ist es um so besser. Natürlich wird es immer Menschen geben, die der Meinung sind, dass “echte” Wissenschaft immer kompliziert sein muss und am besten mit jeder Menge Formeln und Diagramme präsentiert wird (genau so wie ja auch im Feuilleton immer noch die Meinung vorherrscht, man könne über Kunst und Kultur nur in einer für die breite Masse unverständlichen Kunstsprache schreiben). Aber, und das sage ich jetzt mal ganz direkt: Diese Leute haben nicht Recht! Viel interessanter finde ich aber die Frage, ob Humor gegen Pseudowissenschaft hilft?
Das Thema hat mich ja früher auch schon oft beschäftigt (zum Beispiel hier oder hier): Was kann man gegen Esoterik, Aberglaube und Pseudowissenschaft unternehmen? Eine aggressive Konfrontation ist meiner Meinung nach kontraproduktiv – denn damit lässt sich niemand von seinem Glauben abbringen. Aber wie ist es mit Humor? Auf salon.com wurde kürzlich eine Liste mit Videos präsentiert (leider davon nicht alle von Deutschland aus abrufbar) in der sich Komiker mit pseudowissenschaftlichen Themen auseinandersetzen. Ein wunderbares Beispiel dafür ist John Oliver. In einer seiner Sendungen spricht er über den Streit über den Klimawandel. Der ja tatsächlich kein Streit unter Wissenschaftlern ist, wie oft suggeriert wird, denn da ist man sich einig. Unter den Klimaforschern gibt es keine einander “bekämpfende Fraktion”; fast einstimmig sieht man hier die Fakten einen von Menschen verursachten Klimawandel stützen. Der scheinbare Konflikt wird in den Medien erzeugt, wo Klimaforschern und diversen Pseudowissenschaftlern der gleiche Raum gegeben wird. Vermutlich soll das eine “ausgewogene Berichterstattung” sein; tatsächlich ist es aber eine Verzerrung der Realität. Dass das keine gute Strategie ist, hat nun zumindest schon die BBC erkannt (darüber haben Holger Klein und ich auch in unserer letzten Podcastfolge gesprochen) und will nun die “wirren Experten” weniger prominent darstellen. John Oliver macht das in Last Week Tonight auch und zwar auf eine sehr humorvolle und eindrucksvolle Art und Weise:
Die Frage ist eben nur wieder: Hilft das? Lässt sich durch Humor tatsächlich irgendjemand aufklären? Oder ist es vielleicht sogar noch kontraproduktiver als die normale Aufklärung? Jemand, der an irgendeinen pseudowissenschaftlichen Unsinn glaubt, ist ja generell schon schwer davon zu überzeugen, dass die Realität nicht mit seiner Vorstellung der Welt übereinstimmt. Es ist für jeden Menschen schwer, sich einzugestehen, dass man sich bei etwas geirrt hat. Und es ist vermutlich noch schwerer, wenn man sieht, wie sich andere über das lustig machen, von dem man überzeugt ist.
Ich bin daher eher skeptisch, ob Humor tatsächlich ein Instrument gegen Pseudowissenschaft sein kann. Aber Humor ist definitiv ein wichtiges Instrument bei der Vermittlung von Wissenschaft! Man kann damit Menschen erreichen, die man sonst mit normaler Wissenschaftskommunikation nie erreichen würde. Die meisten Menschen wissen ja leider nicht, dass sie sich für Wissenschaft interessieren – weil sie sich selbst davon überzeugt haben, dass das alles zu langweilig oder zu kompliziert ist oder sie zu dumm, um es zu verstehen. Aber mit Humor erreicht man alle. Und indirekt wirkt der Humor dann auch gegen Pseudowissenschaft: Denn je mehr Menschen über echte Wissenschaft Bescheid wissen, desto weniger fallen auf den Unsinn der Esoteriker und “wirren Experten” rein…
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