Wenn Astrologen Astrologie-Kurse anbieten wollen oder Kartenleger Geld dafür haben wollen, dass sie anderen das Kartenlegen beibringen, dann sollen sie das gerne machen. Aber nicht im Rahmen der – meistens auch noch staatlich geförderten – Volksbildungseinrichtungen! Hier bräuchte es ernsthafte Qualitätskontrolle, klare Richtlinien und den Mut, sich zur Wissenschaftlichkeit zu bekennen. In Österreich hat man dazu schon im November des letzten Jahres einen ersten Schritt getan. Der Verband Österreichischer Volkshochschulen hat Richtlinien zum Umgang mit Esoterikangeboten veröffentlicht. Darin wird völlig richtig festgestellt:
“Volkshochschulen sind in erster Linie Bildungsvermittler. Sie sind innovativ mit einer hohen Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit neuen Ideen. Das erfordert eine aufmerksame Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung und einen verantwortlichen Umgang mit Bildungsangeboten. Eine besondere Herausforderung stellen Angebote in Grenzbereichen der Religion, Gesundheitsbildung, Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung dar, insbesondere im Zusammenhang mit Esoterik.”
Unter den abzulehnenden Angeboten sind unter anderem solche, “die rassistisches und extremistisches Gedankengut verbreiten” oder “in denen Werkzeuge für Prophetie oder die Ausbildung dazu in den Mittelpunkt gestellt werden”. Aber auch angebote, “bei denen überirdischen/außerirdischen Wesen ein entscheidender Einfluss auf den Menschen zugeschrieben werden, wie Engelskult, Geisterglauben, Satanismus oder Dämonenkult”, “in denen Einweihungen und Riten vorgenommen werden” oder “die Allmachtsphantasien betonen” werden abgelehnt. Genau so wie “Spekulative Verfahren ohne Wirkungsnachweis”, womit eigentlich die gesamte Pseudomedizin von den Volkshochschulen fliegen sollte. Homöopathie (WebCite) findet man aber dann doch noch im Kursprogramm der VHS Wien (das ansonsten aber tatsächlich erfreulich frei vom üblichen Esoterik-Quatsch ist). Es ist wohl noch ein weiter Weg, bis sich die Richtlinien durchsetzen und die Volksbildungseinrichtungen (vor allem in Deutschland) echte Bildung vermitteln anstatt mit ihrem Esoterik-Angebot die Wissenschaftsfeindlichkeit und den Wissenschaftsanalphabetismus zu unterstützen.
Aber das soll euch nicht davon abhalten, eure lokale Volkshochschule zu besuchen! Denn zum Glück gibt es dort ja nicht nur Pseudowissenschaft sondern normalerweise immer auch viele interessante und informative Angebote! Und wenn das Publikum bei den echten Bildungsangeboten groß genug ist, bemerken vielleicht auch die Volkshochschulen, dass sie auf den Esoterikkram ruhig verzichten können.
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr im Dezember auch nach Wien kommen. Am 17. Dezember halte ich dort an der Volkshochschule einen Vortrag zum Thema “Kosmische Weihnachten: Wie viel Astronomie steckt in Glühwein und Vanillekipferl?” (und wenn ihr Glück habt, bringe ich selbst gebackene Demonstrationsobjekte für alle mit!)
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