Wie haben ihre Kollegen und Vorgesetzen auf ihre Beschäftigung mit der Öffentlichkeitsarbeit reagiert? Als ich noch als Wissenschaftler gearbeitet habe, wurde meine Beschäftigung mit der Öffentlichkeitsarbeit manchmal kritisch betrachtet; von Kollegen die der Meinung waren, ein Wissenschaftler müsse all seine Zeit mit reiner Forschung verbringen. Zumindest in Deutschland werden Forschungsgelder und Arbeitsstellen immer noch hauptsächlich anhand der Länge der Publikationsliste vergeben, was ein Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit weiterhin schwierig macht. Sind sie auf ähnliche Probleme gestoßen oder hat die Öffentlichkeitsarbeit in Großbritannien einen anderen Status?
Die Dinge haben sich in den letzten 10 Jahren viel geändert. Heute sind die Universitäten bestrebt, die Bemühungen in der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen und mein Chef scheint sehr zufrieden mit dem zu sein, was ich tue. Und ich bin sehr zufrieden damit, dass langsam anerkannt wird, dass Forscher auch in der Lage sein müssen, den Wert ihrer Arbeit einer breiten Öffentlichkeit zu erklären.
Wenn ich mir das britische Fernsehprogramm ansehe, dann scheint es da eine ziemliche Menge an Sendungen über Gärten, Pflanzen und ähnliche Themen zu geben. Haben die Menschen in Großbritannien eine spezielles Verhältnis zur Natur (oder zumindest zu ihren Gärten) und macht es das einfacher, sie für Themen wie Biodiversität und Arterhaltung zu begeistern?
Die Briten haben tatsächlich eine seltsame Faszination mit der Natur und es gibt zahlreiche Vereine die sich mit allerlei seltsamen Arten des Tier- und Pflanzenlebens beschäftigen. Es gibt spezielle Vereine, die sich nur mit Käfern oder Schwebfliegen, Schmetterlingen, Vögeln, Reptilien, Stabschrecken und vielen anderen Arten beschäftigen. Die Royal Society for the Protection of Birds alleine hat über eine Million Mitglieder. Die Briten sind auch begeisterte Gärtner und vielen von ihnen wird nun klar, dass die Gärten wichtige Reservate für Tiere und Pflanzen sein können. In der Hinsicht ist es ein guter Arbeitsplatz obwohl es schade ist, dass unsere feuchte, überfüllte Insel genaugenommen weniger Arten beheimatet als der Rest von Europa.
Viele Menschen leben in Städten und haben vermutlich nur wenig Kontakt zur lokalen Tier- und Pflanzenwelt. Sie besuchen Zoos und schauen sich Fernsehsendungen über bedrohte Arten wie Pandas, Wale, Tiger, usw an. Haben Insekten ein Imageproblem? Was kann man machen, um die Bedeutung von angeblich “langweiligen” Tieren wie Hummeln, Käfern und anderen Insekten zu vermitteln?
Insekten sind unendlich viel faszinierender, seltsamer und wunderbarer als die großen, knuddeligen Tiere, die die ganze Aufmerksamkeit bekommen. Sie sind also viel wichtiger für das Leben auf der Erde. Wenn zum Beispiel die Pandabären aussterben würden, würde das für die Welt keinen großen Unterschied machen (obwohl es natürlich eine fürchterliche Schande wäre). Wenn aber die Bienen verschwinden würden, würden es große Ernteausfälle geben und die meisten Blütenpflanzen wären zu einem schnellen Ende verdammt. Ohne Fliegen und Käfer würden sich Berge von Tierfäkalien ansammeln. Ohne Würmer und Asseln würden sich überall riesige Haufen abgestorbener Blätter auftürmen. Wir müssen uns der Bedeutung dieser kleinen Tiere bewusst werden. Es ist eine große Schande, dass so viele Menschen losgelöst von der Natur leben und ihre erste Reaktion auf den Anblick eines Insekts darin besteht, es totzuschlagen.

Insekten sind großartig! (Bild: Bugboy52.40, CC-BY-SA 3.0)
Während ihrer Arbeit benutzen sie oft sehr simple Experimente und Werkzeuge. Als Astronom finde ich diese Art der Forschung sehr faszinierend. In der modernen Astronomie (und Physik) kann fast nichts mehr getan werden, ohne dabei großes und teures Equipment zu benutzen. Natürlich existieren auch in der Biologie große Labore mit komplizierten Maschinen aber wenn man ihr Buch liest, bekommt man das Gefühl, dass ein großer Teil der Forschung in ihrem Arbeitsgebiet erledigt werden kann, in dem man einfach durch die Natur spaziert, sich umsieht und dabei nachdenkt. Ist das wirklich so oder nur eine idealisierte Darstellung der Forschung?
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