Man kann die Sache vielleicht so zusammenfassen: Planeten können sich überall dort in einem Doppelsternsystem problemlos bewegen, wo sie nur die Gravitationskraft eines einzelnen Objekts spüren. Entweder, weil beide Sterne aus Sicht des Planeten annähernd gleich weit weg sind und sie so wirken, wie ein einzelner, massereicherer Stern (P-Typ), oder weil ein Stern dem Planet sehr und der andere weit weg ist, so dass wieder nur die Gravitationskraft eines einzelnen Sterns die Bewegung bestimmt. Wer mehr wissen möchte: Ich habe die Sache mit der Bewegung von Planeten in Doppelsternen hier genauer erklärt.
Und wie sieht es mit Leben auf solchen Planeten aus? Die Frage ist genau so schwer zu beantworten wie die nach Leben auf Planeten, die nur einen einzigen Stern umkreisen. Wir haben keine Ahnung, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit irgendwo Leben entstehen kann und wir haben derzeit (noch!) nicht die technischen Möglichkeiten, Planeten anderer Sterne so genau zu untersuchen, um zum Beispiel herauszufinden, wie ihre Atmosphäre zusammengesetzt ist und ob die Bedingungen dort der Erde ähneln. Die Ausgangslage ist bei den Planeten in Doppelsternsystemen aber nicht grundlegend anders. Da es Planeten nur dort geben kann, wo die Gravitationskraft von einem der beiden Sterne dominiert, wird auch im Allgemeinen die Strahlung von nur einem Stern dominieren.
Im Fall der P-Typ-Bewegung sind beide Sterne aus Sicht des Planeten fast gleich weit weg. Man wird am Himmel so eines Planeten dann vielleicht sogar tatsächlich zwei Sonnen sehen können. Aber auf solchen Planeten ist es vermutlich auch eher zu kalt für Leben; eben weil sie weit außen um beide Sterne kreisen (siehe hier für das Beispiel eines realen Planeten in so einer Konfiguration). Beim S-Typ muss der zweite Stern weit genug weg sein, damit sein gravitativer Einfluss nicht stört und damit ist er im Allgemeinen auch weit genug weg, um am Himmel nicht mehr großartig aufzufallen. Er wäre zwar vermutlich das hellste Objekt am Nachthimmel und unter Umständen sogar am Taghimmel zu sehen. Aber es gäbe eben mit ziemlicher Sicherheit einen Nachthimmel und keine zweite Sonne, die den Planeten in eine glühende Wüste verwandelt.
Natürlich können die Dinge auch wesentlich komplizierter sein. Das, was ich gerade beschrieben habe, ist ein allgemeines Szenario. Aber je nachdem um welche Sterne es sich handelt, kann die Lage auch ein wenig komplexer werden. Die Sterne eines Doppelsternsystems sind zwar zum gleichen Zeitpunkt wie die Planeten entstanden. Aber es müssen deswegen nicht unbedingt “Zwillingssterne” sein. Einer der Sterne könnte wesentlich massereicher sein als der andere und damit auch wesentlich heißer und heller. Unterschiedlich massereiche Sterne machen auch die Grenzen zwischen den stabilen und instabilen Regionen ein wenig verwirrender und man müsste das ganze dann wohl tatsächlich jedesmal im Detail am Computer simulieren, um herauszufinden, wo sich Planeten aufhalten können und wie dort der jeweilige Strahlungsfluss von den Sternen aussehen würde (siehe zum Beispiel hier für solche Simulationen).
Man kann aber auch – und das mit gewissem Recht – argumentieren, dass Doppelsternsysteme mit einem winzigen und einem riesigen Stern sowieso eher ungeeignet für Leben sein werden. Denn je mehr Masse ein Stern hat, desto heißer ist er und desto schneller verbrennt er sein Material. Die heißen Riesensterne leben also kürzer als die Winzlinge. Unsere vergleichsweise kleine Sonne hat eine Lebensdauer von etwa 10 Milliarden Jahren. Noch kleinere rote Zwerge können viele hundert Milliarden Jahre leben. Große und heiße Sterne dagegen schaffen oft nur ein paar Millionen Jahre, bevor sie in einer Supernova explodieren und das ist der Entwicklung von potentiellem Leben nicht unbedingt förderlich. Wenn wir also nach Doppelsternen suchen, in denen sich erdähnliche Planeten befinden, dann werden wir das eher dort tun, wo beide Sterne auch sonnenähnlich sind.
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