Der April ist fast vorbei und auch in diesem Monat habe ich wieder jede Menge Bücher gelesen. Es waren diesmal hauptsächlich Biografien, aber auch viel anderes. Was ich gelesen habe, was davon empfehlenswert war und was nicht, möchte ich euch heute vorstellen.
Österreichische Grenzgänger
Österreich ist – zumindest zur Zeit – keine große Wissenschaftsnation. Der letzte Wissenschaftsnobelpreis an österreichische Forscher wurde 1973 verliehen. Dass das kleine Land aber durchaus jede Menge höchst interessante Forscher aufzubieten hat und hatte, zeigt Alwin Schönberger in seinem neuen Buch “Grenzgänger – Österreichische Pioniere zwischen Triumph und Tragik” (Disclaimer: Alwin Schönberger ist Wissenschaftsredakteuer beim österreichischen Magazin “Profil” in dem auch immer wieder Artikel veröffentliche). Wie der Titel schon sagt, handelt das Buch nicht nur von den großen Genies, sondern auch von denen, denen der Ruhm aus den verschiedensten Gründen versagt geblieben ist. Im Buch beschreibt Schönberger gemeinsam mit sieben Koautoren und -autorinnen das Leben und Werk von 18 höchst unterschiedlichen Forscherpersönlichkeiten. Dabei ist das ganze Spektrum der “Grenzgänger” abgedeckt: Auf der “erfolgreichen” Seite dieses Spektrums findet man Wissenschaftler wie den berühmten Physiker Walter Thirring, der mit den großen Forschern des letzten Jahrhunderts zusammenarbeitete, Direktor am CERN war und bis zu seinem Tod im Jahr 2014 die physikalische Forschungslandschaft in Österreich stark geprägt hat. Oder den Geologen Eduard Suess, der im 19. Jahrhundert nicht nur grundlegende Arbeit über die Bewegung und Veränderung der Kontinente leistete (und unter anderem auch die Begriffe “Lithosphäre”, “Hydrosphäre” und “Biosphäre” einführte) sondern mit der Planung für die Wiener Hochquellwasserleitung die Trinkwasserversorgung und die hygienischen Zustände der österreichischen Hauptstadt massiv verbessert hat. Viele der vorgestellten Forscher und Erfinder hätten es fast geschafft, weltberühmt zu werden. Friedrich Hasenöhrl zum Beispiel, der noch vor Einstein einen Zusammenhang zwischen Energie und Masse fand und dafür die Formel E = 4/3 M c² aufstellte. Die allgemeinere und wesentlich berühmtere Formel E=mc² wurden dann aber doch erst von Einstein selbst aufgestellt. Oder der Klavierbauer Wilhelm Kress, der noch vor den Gebrüdern Wright ein Motorflugzeug baute und damit fast abhob – stattdessen aber bei einem Unfall ums Leben kam. Oder die Physikerin Marietta Blau, die grundlegende Arbeit zum Nachweis von Elementarteilchen leistete, dafür mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen und am Ende doch jedes Mal übergangen wurde. Und schließlich findet man in “Grenzgänger” auch noch diejenigen, die auf ihrem jeweiligen Gebiet sehr spezielle Arbeit geleistet haben, heute aber außerhalb der Fachdisziplin wie so viele andere Pioniere weitestgehend vergessen sind: Ferdinand von Hebra, den Begründer der Dermatologie. Wolfgang Schleidt, Pionier der Bioakustik. Oleh Hornykiewicz, Hirnforscher und der erste, der verstand was bei der Parkinson-Krankheit vor sich ging. Und noch viele mehr, über die Bescheid zu wissen sich lohnt…
“Grenzgänger” ist ein vielfältiges und sehr faszinierendes Buch. Die Biografien österreichischer Forscher und Erfinder aus mehreren Jahrhunderten zeigen, dass nicht jede große wissenschaftliche Leistung immer gewürdigt wird. Sie zeigen, dass “Ruhm” oder “Erfolg” von vielen Faktoren abhängt, unter denen der Zufall eine nicht geringe Rolle spielt. Vor allem aber ist es ein sehr informatives Buch in dem man Menschen kennen lernt, von denen man vorher noch nie gehört hat, aber definitiv hören sollte. Und auch bei den bekannteren Namen erfährt man neue Details (ich wusste zum Beispiel nicht, dass der Raumfahrtpionier Hermann von Oberth in den 1960er Jahren Mitglied in der NPD war…). Manchmal sind die Biografien fast ein wenig zu knapp; das Buch hätte gerne ein bisschen länger sein dürfen. Schön wären auch Bilder gewesen – gerade bei so einem “archivarischen” Thema wäre das eine gute und hilfreiche Ergänzung gewesen. Aber insgesamt ist es ein lesenswertes Buch und das nicht nur für Österreicher.
Der größte Mathematiker
Definitiv erfolgreich und mit all dem Ruhm ausgestattet den man sich wünschen kann, ist der Mathematiker, Astronom und Physiker Carl Friedrich Gauß. Und das völlig zu Recht! Gauß gehört zu den Wissenschaftlern, die ich so richtig cool finde (und es ist auch der einzige, von dem tatsächlich ein großes Poster in meiner Wohnung hängt). Gauß war ein klassisches Wunderkind, der seine ersten wichtigen mathematischen Arbeiten noch als Schüler verfasste. Er entwickelte eine nicht-euklidische Geometrie; fand als erster eine Möglichkeit, die Verteilung von Primzahlen zu beschreiben, fand einen strengen Beweis für den Fundamentalsatz der Algebra und sein Buch “Disquisitiones Arithmeticae”, das er als 18jähriger verfasste, hat die Mathematik bis heute beeinflusst.
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