• “Lakritze” von Sylke Tannhäuser. Auf diesen Krimi hätte ich allerdings tatsächlich verzichten können. Irgendwo im Thüringer Wald bringt ein Mörder junge Frauen um und keiner weiß, wer es war. Schon von der ersten Seite an werden von der Autorin so viele so offensichtlich falsche Spuren gelegt, dass man sich als Leser manchmal regelrecht verarscht vorkommt. Dementsprechend unerfreulich ist die ganze Lektüre dann auch – da macht es dann auch fast nichts mehr, dass die Auflösung unlogisch und die Motivation des Mörders höchst unklar bleibt.
  • Was ich bisher schon rezensiert habe

    Zwei Bücher habe ich im April schon in eigenen Artikel vorgestellt. Einmal die lesenswerte Biografie der Physikerin Lise Meitner. Und dann noch die “Biografie” des Hubble-Weltraumteleskops, das kürzlich 25 Jahre alt wurde.

    Was ich sonst noch gelesen habe

    Ansonsten habe ich noch zwei Bücher gelesen, die sich mit alternativen Realitäten beschäftigen. Jedes von ihnen allerdings auf eine ganz eigene Art.

    • Sehr gut gefallen hat mir “Control” von Daniel Suarez. Es handelt von einem Physiker, dem es gelingt, die Gravitation zu überwinden. Anstatt ob dieser revolutionären Entdeckung mit Preisen und Ehrungen überhäuft zu werden, wird er stattdessen von einer seltsamen Geheimorganisation gefangen genommen. Diese Gruppe kontrolliert seit Jahrzehnten den wissenschaftlichen Fortschritt auf der Welt; schnappt sich alle Entdeckungen und ihre Entdecker die “zu revolutionäre” erscheinen und zwingt sie zur Kooperation. Wenn nicht, werden sie lebenslang eingekerkert. Die Zukunft der Menschheit soll kontrolliert stattfinden und die Erfindungen auf geordneten Wegen in die Welt gebracht werden. Die eigentlich staatliche Geheimorganisation spaltet sich dann aber irgendwann vom Staat ab und folgt ihren eigenen Motiven. Und der unkooperative Gravitationsphysiker stellt sich der Aufgabe, die Machenschaften der Organisation zu sabotieren. “Control” ist Science-Fiction und teilweise vielleicht ein klein wenig zu abgehoben. Aber alles in allem ein perfektes Buch für den Sommer. Es ist spannend, es ist ist originell, es regt zum Spekulieren an und es liest sich schnell und leicht. Kann ich nur empfehlen (und vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis das ganze von irgendwelchen Hollywoodstars verfilmt wird…)
    • Völlig anders ist “Was wäre wenn: Alternative Geschichte” von Hans-Peter von Peschke. Der Autor näher sich dem Thema “alternative Geschichte” hier fast schon akademisch. Peschke arbeitet verschiedene Szenarien der Weltgeschichte durch und überlegt, was sein hätte können, wenn alles anders wäre. Das reicht von Klassikern wie “Was wäre, wenn der 1. Weltkrieg verhindert worden wäre?” oder “Was wäre, wenn John F. Kennedy das Attentat überlebt hätte?” bis hin zu eher obskur erscheinenden Alternativen wie “Was wäre, wenn Ludwig II. v1870 die Neutralität Bayerns erklärt hätte?” oder “Was wäre, wenn Ögödei, Sohn des Dschingis Khan, 1241 nicht gestorben wäre?”. Prinzipiell klingt das zwar alles nach sehr spannenden Geschichten. Das Buch ist aber viel zu sehr durcheinander, um wirklich lesbar zu sein. Die Alternativgeschichten werden teils in romanhafter Form präsentiert, teils als normaler Sachbuchtext. Das ganze Buch ist durchsetzt von unübersichtlichen Tabellen mit “realer” und “fiktiver” Geschichte und eingeschobenen Kästen, in denen irgendwas steht, was genau so gut im Haupttext stehen hätte können. Historische Gedanken wechseln mit Rezensionen von Alternativweltromanen ab und alles ist in einem eher trockenen und schwer lesbaren Ton geschrieben. Viele Details in dem Buch sind zwar wirklich interessant. Aber wer sie in dieser Form konsumieren will, muss sich schon wirklich sehr für das Thema interessieren…
    • Das waren die Buchempfehlungen für April! Ich bin gerade mit Renovierungsarbeiten beschäftigt und all meine Bücher liegen in irgendwelchen Kisten überall verstreut herum. Aber ich bin sicher, dass ich auch im Mai das eine oder andere interessante Werk lesen werde. Und für Vorschläge weiterer Lektüre bin ich wie üblich dankbar!

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    Kommentare (18)

    1. #1 Ludger
      29. April 2015

      Deine Buchvorstellungen sind schon gut. Das Buch über Lise Meitner habe ich mir jedenfalls schon bestellt. Ich wundere mich nur, dass bei den “österreichischen Grenzgängern” der Name Eugen Sänger nicht auftaucht ( https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_S%C3%A4nger ). Selbst bei einer aufgrund seiner Nazivergangenheit berechtigten Ambivalenz ihm gegenüber, sind doch seine technischen Visionen bemerkenswert.

    2. #2 Franz
      29. April 2015

      Mich würde nur das Vorwort von Brigitte Ederer abschrecken, falls es die ist die in Österreich tausende Jobs in der Hochtechnologie zerstört hat, beim EU Beitritt mit Bauernfängerei unterwegs war und sich jetzt auf einem eigens geschaffenen Aufsichtsratsposten der ÖBB wiederfindet.

      Die wär so ziemlich das genaue Gegenteil von dem was im Buch behandelt wird 🙂

    3. #3 Moss the TeXie
      Ladenburg
      29. April 2015

      Mal wieder vielen Dank für die Literaturtipps. Wann liest Du das alles eigentlich?

      Noch ein bißchen Mäkelei:

      […] diejenigen, die auf ihrem jeweiligen Gebiet sehr spezielle Arbeit geleistet haben, heute aber außerhalb der Fachdisziplin wie so viele andere Pioniere weitestgehend sind: […]

      … weitestgehend vergessen, nehme ich an.

    4. #4 Tina_HH
      29. April 2015

      Die beiden Bücher von Hubert Mania stehen schon auf meiner Leseliste. Wenn er gut schreiben kann, um so besser.

      Sehr gerne habe ich damals “Die Vermessung der Welt” von Daniel Kehlmann gelesen, mit Gauß und Alexander von Humboldt als Protagonisten. Teilweise sehr lustig. Wurde inzwischen auch verfilmt.

    5. #5 ChristianS
      29. April 2015

      Mathematiker, Österreicher, Grenzgänger: ich habe Kurt Gödel erwartet.

    6. #6 Karla Kolumna
      29. April 2015

      Das Buch über Gauß muss ich mir mal näher ansehen.
      Finde seinen Werdegang und Persönlichkeit auch sehr spannend.
      Klassische Biografien sind mir meist zu langatmig und staubig (seit Jahren steht eine kurze Einstein-Biografie in meinem Regal und staubt vor sich hin, Außen wie Innen…).
      Die Vermessung der Welt habe ich ebenfalls gerne gelesen, der Film ist irgendwie Murks und erzählt auch eine ganz andere Geschichte.

      Offtopic:
      Wirklich bewundernswert wie unterschiedlich deine Bücherlisten aufgebaut sind. Mir passiert es schnell, dass ich in eine Art Trott verfalle und immer wieder zu den gleichen Sachen greife, andere Themengebiete etc. habe ich dann gar nicht auf dem Radar.
      Außerdem weiß ich gar nicht wie ich in ein “neues Thema” einsteigen sollte.

      Ansonsten wünschte ich, ich könnte soviel lesen! Aber neben meinem Job, indem ich zwar auch viel lese, aber doch eher dröge Normen und Fachartikel…, muss ich ja auch noch essen, schlafen und zwischenmenschlichen Kontakten nachgehen…

      Oder beherrscht du die “schwedische” Schnelllesetechnik?

      Mein heimlicher Traum war es immer Lektorin zu werden, fürs lesen bezahlt werden und ein wenig rumkorrigieren. Aber mir war schon früh klar, dass man vermutlich ziemlich viel Schund lesen muss um davon leben zu können 😀

    7. #7 Bjoern
      29. April 2015

      Die Biographie von Gauß ist gleich auf meiner Wunschliste gelandet. Ich finde den Mann auch faszinierend. 🙂

      Was man noch erwähnen sollte: Gauß ist meines Wissens der einzige Mathematker, von dem nicht nur das Porträt, sondern sogar ein Funktionsgraph und Funktionsterm (!) auf einem Geldschein verewigt wurden. (10 Deutsche Mark)

    8. #8 Florian Freistetter
      29. April 2015

      @Christian: “ich habe Kurt Gödel erwartet.”

      Es sollte mWn in dem Buch eher um die Leute gehen, die man normalerweise nicht kennt.

    9. #9 Florian Freistetter
      29. April 2015

      @Karla: “Oder beherrscht du die “schwedische” Schnelllesetechnik?”

      Wie sieht die aus? Ich lese einfach nur schnell – immer schon, seit ich lesen gelernt habe. Und ich lese auch gerne und immer, wenn ich ein paar Minuten Zeit übrig habe. Da kommt dann im Laufe der Zeit einiges zusammen.

    10. #10 Kyllyeti
      29. April 2015

      Ein Gaußkuchen könnte doch einfach ein normalverteilter Kuchen sein. (Der Inhalt wäre erstmal zweitrangig.)
      Bei hinreichend großer Nachfrage würde der Handel auch sicher bald entsprechende Backformen anbieten.

    11. #11 Florian Freistetter
      29. April 2015

      @Kyllyeti: Oder einen 17eckigen Kuchen… da hätte ich auch gern eine passende Form. Oder zumindest nen Keksausstecher (hat wer nen 3D-Drucker?)

    12. #12 rolak
      29. April 2015

      17eckigen Kuchen .. nen 3D-Drucker?

      Wenns denn unbedingt gedruckt sein soll, Florian, reichen such zwei Dimensionen. Einen 17 strahligen Stern * aufs ausreichend große Papier bringen, den noch runden Kuchen mittig aufsetzen, mit einem Messer den Sekanten entlang abschneiden.

      Aus den Kreisabschnitten einen schönen Bröselkuchen machen 😉

    13. #13 peer
      29. April 2015

      Drei Bücher möchte gerne empfehlen:
      Quasi Pflicht für Leser dieses Blogs ist “The last policeman” von Ben Winters (auch auf Deustch erschienen): Dies ist eigentlich ein normaler Krimi, aber unter dem Hintergrund, dass ein riesiger Meteroit auf die Erde zurast und dort vermutlich jegliche Zivilisation auslöschen wird. Die Astronomie wird ein bisschen “nebenbei” erläutert (weiß nicht, wie realistisch die ist, klang aber zumindest nicht total daneben), aber der Hintergrund ist cool, denn der taucht eher subtil auf: Versicherungen machen dicht, die Selbstmordquote steigt, Alkohol wird verboten, um Anachie zu verhindern usw. Dabei steht -wie gesagt – der eigentliche Krimifall im Vordergrund. Sehr empfehlenswert!

      Dann -ebenfalls SF: Der Geschmack von Wasser von Emma Itäranta. Eine Dystopie, aber eine mit einer realistischen Hintergrundgeschichte und nicht so actionreich-abgehoben, sondern eher eine “kleine” Geschichte. Für Freunde von 1984 & co.

      Und letztlich : Sonic Wonderland von Trevor Cox (auch gerade auf Deutsch raus) – Cox ist Akkustiker und er macht sich auf die Reise nach “akkustischen Sehenswürdigekeiten”. So liebe ich Populärwissenschaftlcihe Bücher: Ein enthusiastischer Autor, der selbst Fragen stellt und begeistert ist, von dem was er tut! Nebenbei lernt man interessante Orte kennen und jede Menge über Akkustik. Gut geschrieben und hochinteressant!

    14. #14 Florian Freistetter
      29. April 2015

      @peer: ““The last policeman” von Ben Winters “

      Kannte ich noch gar nicht. Muss ich aber wohl lesen. Danke!

    15. #15 Tina
      Frankfurt
      29. April 2015

      Oh, ich bin immer dankbar für Mysterie Thriller Tipps, bin sehr gespannt auf die Feengrotte! Die Art des Buches erinnerte mich direkt an “Nebra” von Thomas Thiemeyer, kennst du das Buch? Das Thema ist für den Roman natürlich sehr weit hergeholt, aber es dreht sich um die Himmelsscheibe von Nebra. Ich fand’s gut 😀 Vielleicht passt das ja auch mal eben in deinen schnell-lese-Plan 😉

    16. #16 Florian Freistetter
      29. April 2015
    17. #17 Karla Kolumna
      30. April 2015

      @Florian

      Die Schnelllesetechnik habe ich mal durch ein Buch kennengelernt, dass ich in der Buchhandlung in der Hand hatte. Ich glaube es ist diese hier: https://www.amazon.de/BrainRead-Effizienter-lesen-behalten-Schweden/dp/3709305071

      Schwedisch habe ich es nur genannt, weil die Autoren das in der Beschreibung erwähnen. Es kommt wohl daher, dass schwedische (und vermutlich auch die restlichen skandinavischen etc.) Kinder lernen so schnell zu lesen, weil sie fast alle Filme mit Untertitel sehen und daher soviel besser sind als die meisten Kinder aus anderen Nationen.

      Da ich selber schon ziemlich schnell lese (5 Tage Urlaub: 6-7 Bücher, je nach Dicke/Art und restlichem Programm), habe ich das Buch wieder zurückgestellt.
      Aber da deine Bücherlisten so lang sind, kam mir das in den Sinn 😉

    18. #18 Higgs-Teilchen
      Im Standardmodell oben rechts
      30. April 2015

      @Florian
      Cool, eine Biografie über Gauss wollte ich schon lange mal lesen.

      @all
      Kennt einer von euch das Buch ” Unser mathematisches Universum” von Max Tegmark? Ist das zu empfehlen?

      Lg H.