Alles, was ins All fliegen kann, fliegt ab nun ins All. Die Menschheit produziert Raketen, Raumkapsel, Raumanzüge und alles wird ohne Rücksicht auf Verluste bis zum Anschlag mit Menschen und Gütern vollgestopft. Ständig kommen neue Leute auf Izzy an und die Raumstation wächst und wächst. Wissenschaftler aus allen Sparten, Raumfahrer aller Nationen, und diverse andere Menschen, die es irgendwie geschafft haben, mit staatlichen oder privaten Raketen ins All zu fliegen, probieren dort für das Überleben der Menschheit zu sorgen.
Und bevor ich jetzt anfange zu spoilern, höre ich mit der Inhaltsangabe lieber auf! “Seveneves” ist auf jeden Fall ein enorm faszinierendes Buch! Es ist so realistisch, wie ein Science-Fiction-Buch über den Weltuntergang nur sein kann. Die Detailverliebtheit und die technischen Grundlagen, die Stephenson in dem Buch präsentiert erinnern stark an “Der Marsianer” von David Weir (das ich hier schon mal besprochen habe). Und er macht vollkommen klar, das Raumfahrt ein kompliziertes und komplexes Unterfangen ist. Man kann nicht einfach in eine Rakete steigen und von A nach B fliegen, sondern muss Ahnung von Himmelsmechanik und Orbitaldynamik haben und wer davon keine Ahnung hat, hat nach der Lektüre des Buches auf jeden Fall die Grundlagen verstanden! Gleiches gilt für all die vielen Details und Probleme, die berücksichtigt werden müssen, wenn man lange bzw. dauerhaft im All überleben will und dabei keine vorgefertigte Sci-Fi-Raumstation zur Verfügung hat, sondern eben nur die gute alte ISS.
Aber “Seveneves” ist nicht nur eine technische Abhandlung über Raumfahrt. Denn es müssen nicht nur wissenschaftliche Probleme gelöst werden – immerhin gibt es da 7 Milliarden Menschen, die wissen, das so gut wie alle von ihnen demnächst sterben werden. Und ein paar hundert, die ihnen vom Weltall aus dabei zusehen und danach die nächsten paar tausend Jahre irgendwie alleine klar kommen müssen. Alles, was sie dann zum Überleben benötigen, müssen sie selbst produzieren oder irgendwo aus dem Sonnensystem besorgen. Das alles sorgt für eine sehr spannende Handlung, bei der man nicht nur jede Menge interessante Sachen lernt sondern auch viel Stoff zum Nachdenken (nicht nur über Wissenschaft) bekommt.
Ich fand das Buch großartig! Einerseits natürlich, weil es ein großartiges Science-Fiction-Buch ist. Andererseits aber natürlich auch, weil es genau die Thesen behandelt, die ich in meinem eigenen Buch “Asteroid Now” behandelt habe: Wenn wir als Menschheit dauerhaft überleben wollen, müssen wir uns 1) mit dem Weltraum und vor allem 2) mit den Asteroiden beschäftigen. Genau das ist auch der Plan der Restmenschheit in “Seveneves” und die Tatsache, dass das, was im Buch an Raumfahrtaktivitäten passiert auch in der Realität durchaus jetzt schon möglich wäre, macht die ganze Geschichte noch einmal extra spannend.
Stephensons Bücher kann man eigentlich immer empfehlen (Zumindest kann ich das für die sagen, die ich bis jetzt schon gelesen habe: Zum Beispiel “Anathem”* oder die Barock-Trilogie). “Seveneves” ist da keine Ausnahme. Vor allem (jetzt kommt doch noch ein kleiner, eigentlich irrelevanter Spoiler…), da das Buch nicht mit dem Überlebenskampf der Weltraumkolonisten halt macht, sondern auch erzählt, was mit ihren Nachkommen in der fernen Zukunft passiert.
Der Sommer kommt (hoffentlich!) und wenn ihr noch ein Buch für den Urlaub sucht, dann könnt ihr mit “Seveneves” nichts falsch machen!
P.S. Wer sich jetzt fragt, warum der Mond explodiert ist: Tja, das fragen sich die Leute im Buch auch. Oder eigentlich: Sie fragen es nicht, denn sie sind mit ganz anderen Dingen beschäftigt…
P.P.S. Hier gibt es noch ein interessantes Interview mit Stephenson zum Buch.
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