100 Medizin-Mythen
Ganz definitiv ein Nachschlagewerk ist “100 Medizin-Mythen”*, herausgegeben vom Verein für Konsumenteninformation und unter Beteiligung des den Stammlesern dieses Blogs sicher bekannten Videobloggers Jörg Wipplinger. Jörg ist aber nicht nur Videoblogger, sondern auch Teil der Initiative Medizin Transparent über deren Arbeit erst vor kurzem ein sehr interessanter Bericht in der Wochenzeitung “Falter” erschienen ist. Bei “Medizin Transparent” geht es darum, die vielen, vielen Medienberichte über Gesundheitsthemen zu bewerten, die wir Tag für Tag in allen Zeitungen und Fernsehsendungen sehen können, nach wissenschaftlichen Maßstäben zu bewerten. Und das Resultat ist leider in den meisten Fällen deprimierend. Nur an etwa 10 Prozent der Berichte, die von “Medizin Transparent” untersucht worden sind, gab es nichts auszusetzen.
Das Buch “100 Medizin-Mythen” ist gewissermaßen eine Zusammenfassung dieser Arbeit. Wie der Titel schon nahelegt, werden 100 in den Medien immer wieder auftauchende medizinische Aussagen erklärt und bewertet. Darunter finden sich Klassiker wie “Sind Zahnfüllungen aus Amalgam gesundheitsschädlich?” oder “Ist Gemüse, das im Mikrowellenherd zubereitet wurde, weniger gesund als auf andere Art zubereitetes Gemüse?” aber auch durchaus speziellere Fragen wie “Können Probiotika Durchfall infolge einer Antibiotikabehandlung vorbeugen?”. Jede dieser Aussagen wird kurz und knapp erläutert und anhand wissenschaftlicher Publikationen (die am Ende als Quellen aufgeführt sind) eingeschätzt. Für jeden “Mythos” wird festgestellt, ob die Beweislage “unzureichend”, “niedrig”, “mittel” oder “hoch” ist.
“100 Medizin-Mythen” ist ein Buch, das auf dem Schreibtisch eines jeden Journalisten liegen sollte, der sich mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Einerseits als konkretes Nachschlagewerk, andererseits auch als ständige Erinnerung, dass nicht jede Behauptung auch richtig ist und eine fette Schlagzeile verdient, nur weil sie interessant klingt. Es kann auch nicht schaden, wenn sich ein paar Ärzte dieses Buch zulegen – um selbst darin zu lesen und um es ihren Patienten als Wartezimmerlektüre anzubieten. Eigentlich aber ist es ein Buch, das gar kein Buch sein sollte – sondern eine Smartphone-App oder ein Browser-Plugin das immer dann Alarm schlägt, wenn man wieder mal irgendwo im Gesundheitsressort eines Mediums groben Unfug über angebliche Studien lesen kann, die dieses oder jenes beweisen! Denn da draußen gibt es mit Sicherheit mehr als nur “100 Medizin-Mythen” und sie sollten alle ihre entsprechende wissenschaftliche Bewertung erfahren…
(Disclaimer: Alle Bücher wurden mir von den Autoren kostenlos zur Verfügung gestellt)
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