Wie ich gestern angekündigt habe fehlt mir momentan die Zeit, neue Artikel für das Blog zu schreiben. Ich habe leider zu viel andere Arbeit und werde erst im Laufe der nächsten oder übernächsten Woche den normalen Blogbetrieb wieder aufnehmen können. Ich hatte aber auch gesagt, ich würde mal in meinen Archiven kramen und nachsehen, ob sich da schon fertige Texte finden, die ich in der Zwischenzeit veröffentlichen kann. Und dabei bin ich auf einen Text gestoßen, den ich schon fast vergessen hatte: Es geht um das Tao Te King beziehungsweise das Daodejing wie die moderne Schreibweise laute. Und was genau “Tao” und “Te” bzw “Dao” und “De” bedeuten lässt sich kaum sagen. Oft wird “Tao” mit “Weg” übersetzt und “Te” mit “Kraft” (und “King” bzw. “Jing” mit “Leitfaden”). Es handelt sich dabei auf jeden Fall um eine knapp 2500 Jahre alte Textsammlung aus China, die als Grundlage der Philosophie/Weltanschauung/Religion des Daoismus gilt.
Ich hatte mich vor knapp 15 Jahren längere Zeit mit diesem Text beschäftigt; das Thema kam irgendwann beim Gespräch unter Freunden auf (ein typisches Studentengespräch eben, spätabends nach ein paar Flaschen Bier…). Ich hab mir dann eine deutsche Übersetzung des Buches besorgt und fand die seltsame Mischung aus Kosmologie, humanistischer Staatslehre und Lebensratgeber sehr faszinierend. Nicht, dass ich irgendwie zum Taoisten geworden wäre: Aber es war eben ein sehr interessantes Buch, über das sich gut nachdenken und diskutieren ließ. Eine Freundin behauptete dann dass sich der Text in der Originalfassung reimen würde – und ich habe keine Ahnung ob das stimmt… Die Übersetzungen tun das aber nicht und es gibt wirklich jede Menge Übersetzungen. Und natürlich ist es nicht einfach, einen Text aus dem Chinesischen in eine so ferne Sprache wie Deutsch zu übersetzen. Das führt dazu, dass sich die verschiedenen Übersetzungen alle sehr unterschiedlich lesen und man oft gar nicht glauben möchte, dass allen das gleiche Original zu Grunde liegt…
Jedenfalls hatten die Freundin und ich dann begonnen, aus all den verschiedenen Übersetzungen eine sich reimende Version zusammenzubasteln. Das Original konnte natürlich keiner lesen. Aber ich habe einfach verschiedene deutsche, englische, italienische und französische Übersetzungen gelesen und zwar so lange, bis ich das Gefühl hatte einigermaßen zu verstehen, was das jeweilige Kapitel aussagen sollte. Und habe diese Aussage dann – mal mehr und mal weniger – frei in eine sich reimende deutsche Version “übersetzt”. Mit dem Resultat habe ich damals nichts beeindruckendes angestellt (als Student hat man ja noch Zeit für solche sinnfreien Spielereien 😉 ); die entsprechende Datei lag seit 2002 auf meinem Computer herum. Aber als Lückenfüller im Blog reicht sie alle mal – und da auch einige Kapitel dabei sind, die ein paar kosmologische Vorstellungen der damaligen Zeit (zum Beispiel Kapitel 25, das mir immer besonders gut gefallen hat) beschreiben, passt es auch thematisch ein wenig ins Blog.
Wer eine offiziell und kompetent übersetzte und ausführlich kommentierte Version des Tao Te King lesen möchte, den verweise ich auf die Ausgabe von Richard Wilhelm die online und frei zugänglich ist. Und wer ein bisschen was über die Philosophie hinter dem Text erfahren möchte, dem kann ich das sehr interessante und amüsante Buch “Das Tao ist Stille”* des Mathematikers Raymond Smullyan empfehlen.
P.S. Ich hab meinen Text einfach direkt aus der Datei hier ins Blog kopiert. Kann gut sein, dass da noch der eine oder andere Tippfehler drin ist….
P.P.S. Es sollte eigentlich klar sein, aber bevor dann doch wieder darüber diskutiert wird, sage ich es sicherheitshalber noch dazu: Nur weil ich diesen Text “übersetzt” habe, folgt daraus nicht, dass ich dem Inhalt auch immer zustimme. Der Inhalt stammt von denen, die sich Ding vor 2500 Jahren ausgedacht haben. Ich habe nur mit der Form des Textes ein wenig herumgespielt, ohne mir den Inhalt deswegen zu eigen zu machen.
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