Doch ist der Weg, den du wählst, der Verlust –
dann ist es das, was du erkennen musst :
Verlust wird auch dein Name sein,
und vom Verlust der Tugend wirst du nie mehr rein.
Niemand wird dir mehr vertrauen.
Und du kannst auch auf niemanden bauen.
Tao Te King 24
Wer auf den Zehenspitzen steht,
der steht zwar hoch, aber nicht fest.
Und wer zu schnell vorwärts geht,
ist langsamer bald als der ruhige Rest.
Beharrt einer nur auf seiner Sicht,
dann wird ihm niemand mehr Neues beibringen.
Stellt einer sich immer nur selber ins Licht,
dann kann auch kein anderer zu ihm durchdringen.
Rühmt einer sich immer und allzu sehr,
dann achtet ihn bald niemand mehr.
Solche Menschen schätzt der weise Mann nicht:
sie sind wertlos wie ein verdorbenes Gericht.
Ein Mensch des Weges weilt nicht bei ihnen.
Es genügt ihm allein dem Tao zu dienen.
Tao Te King 25
Noch bevor die Welt geschaffen war;
noch bevor die Sterne den Himmel gefüllt;
war da ein Körper – unfassbar;
substanzlos in vollkommene Stille gehüllt.
Unmessbar groß umfasst er die Sphären.
Immer schon da, wird er immerdar wären.
Aus ihm entspringt das ganze Leben.
Doch kann ich ihm keinen Namen geben.
Nur als Tao kann ich es kennen;
und zwingst du mich einen Namen zu nennen,
fällt mir nur “Größer als Alles” ein –
denn nichts kann größer als alles sein!
Im Großsein ist es allesdurchdringend –
sich selber in weiteste Ferne bringend;
und wiederzukehren zurück in den Schoß.
Das Tao ist wahrhaftig groß!
Selbst der Himmel kann nicht größer sein.
Selbst die Erde erscheint nur klein.
Selbst der Mensch ist nur gering.
Und doch spricht man von den vier großen Dingen –
und der Mensch ist von ihnen das geringste Ding.
Selbst die, die es zum Herrscher bringen!
Der Mensch baut sein Leben auf der Erde auf;
die Erde kann nicht mit dem Himmel streiten;
der Himmel lässt sich immer vom Tao leiten.
Und das Tao folgt nur seinem eigenen Lauf!
Tao Te King 26
Gewicht ist die Wurzel der Leichtigkeit;
in jede Unruhe dringt Stille ein.
Und nur diese Stille macht dich bereit
von allen Gefühlen frei zu sein.
Der Weise wird nie fern vom Tao bleiben.
Und nie vergisst er dessen Gewicht.
Er nennt vielleicht Herrlichkeiten sein eigen –
doch wünschen wird er sie sich nicht!
Von allen Verlockungen unberührt
ziert nur ein Lächeln sein Gesicht.
Und nichts von allem hat ihn je verführt!
Und auch wenn der Herrscher glorreich erscheint;
man Güte in ihm zu erkennen meint;
so fehlt ihm doch meistens jede Substanz –
und das Gewicht des Taos fehlt ihm ganz!
Und wenn du des Taos Gewicht verlierst
wirst du dich auch von den Wurzeln trennen.
Und wenn du dich in Unruhe verirrst
kannst du auch deinen Ursprung nicht kennen!
Tao Te King 27
Man kann den Weisen dem Weg folgen sehen.
Doch dann sieht man seine Spuren nicht.
Und den Weisen, der die Wahrheit spricht,
sieht niemand in die Irre gehen.
Er macht seine Regeln deutlich und klar,
so dass niemand sie mehr vergessen kann.
Und ob sein Handeln gewinnbringend war,
ist uninteressant für den weisen Mann.
Seine Weisheit hält die Diebe fern.
Und daher kann er in Frieden ruh’n.
Er hat alle anderen Menschen gern –
sich sorgend, wie es nur Eltern tun.
Nur so kann Harmonie existieren.
Verlier den Weg und du wirst sie verlieren!
So ist es der Gute, der die Schlechten führt,
und der Fehlgehende wird von der Güte berührt.
Ein Beispiel des Lehrers zu missachten,
heißt auch das Tao an sich zu verachten.
Dem Weg zu folgen, den der Lehrer geht:
Ein Geheimnis gelüftet hat, wer dies versteht!
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