Tao Te King 28
Wisse was die Kraft des Yang erreicht!
Doch beachte das dein Wesen dem Yin mehr gleicht.
Sei wie ein Tal das für den Fluss sich teilt.
Sei wie ein Fluss für die Erde ist;
Sei wie ein Fluss dessen Wasser zum Ozean eilt.
Sei wie ein Kind – damit du frei von dir bist!
Lern diese Demut die das Leben erhält.
Sei wie die Erde – ein Tal für die Welt!
Sei ein Kanal für die Kräfte auf Erden:
Wenn du sie auf wahrhafte Art leitest,
und so die Verbindung mit dem Weg bereitest,
können sie wieder zu Einem werden.
Die Einheit bringt alle Dinge hervor:
Der Weise in Einklang mit dieser Einheit,
beherrscht die Dinge mit dieser Reinheit.
Die Einheit zu brechen versucht nur ein Tor !
Tao Te King 29
Wenn jemand die Welt zu erobern strebt:
Diesen Misserfolg habe ich oft erlebt!
Nichts ist heiliger als die Welt:
Niemand kann sie sein eigen nennen.
Und wer meint, dass er sie in Händen hält,
muss diese Unmöglichkeit erkennen:
Du verlierst sie, versuchst du sie festzuhalten.
Du zerstörst sie, versuchst du sie zu behalten.
Einige führen, andre gehen hinterher.
Einige steigen, andre fallen nur mehr.
Einige sind Wintersturm, andere wie Frühlingshauch.
Einige sind stark, andre leicht wie dünner Rauch.
Drum ist der Berufene nur frei,
meidet er die folgenden Drei:
Zuviel und Zugross und Zusehr!
Tao Te King 30
Kann ein Berater das Tao spüren,
empfiehlt er dem Herrscher niemals Gewalt.
Wer Krieg führt verliert nur seinen Halt:
es wird immer nur zur Vergeltung führen.
Dort wo Heere entlang marschieren,
kann man den Boden nicht für Pflanzen bereiten.
Das bedeutet den Tod von Menschen und Tieren.
Das führt immer zu hungrigen Zeiten.
Wenn du zum Handeln gezwungen bist,
dann tue nur das, was nötig ist.
Missbrauche niemals deine Macht –
gib auf den Weg des Taos acht!
Bilde auf den Erfolg dir nichts ein!
Und hast du Erfolg: deinen Ruhm halte klein!
Denn wer sich der Gewalt bedient,
hat die Macht auch nicht verdient!
Tao Te King 31
Will ein Herrscher den wahren Weg gehen,
so braucht er keine Gewalt zum Sieg.
An seiner Linken soll der weise Mann stehen;
an seiner Rechten der Herr über den Krieg.
Waffen sind unheilvolle Dinge –
die Menschen des Weges brauchen sie nicht.
Selbst wenn ihr Leben davon abhinge –
keine Gewalt zeigt sich auf ihrem Gesicht.
Der Weise strebt nur nach Frieden und Stille.
Zorn und Gewalt sind nicht sein Wille.
Kein Sieg war jemals ohne Bedauern.
Ihn zu feiern ist völlig unangebracht:
Wenn Lebende ihre Toten betrauern
und Kerzen anzünden in der Nacht.
Wer mit Freuden den Tod betrachtet,
kann nie mit der Welt in Einklang sein.
Er ist nicht geeignet auf die Welt zu achten;
sein Herz ist zum Herrschen viel zu klein.
In glücklichen Zeiten ehrt man den,
der auf der linken Seite steht;
und die, die zur Rechten des Herrschers stehen,
ehrt man, wenn es dem Land schlecht geht.
Sterben viele Menschen im Krieg,
sollst du sie mit Tränen beklagen.
Und erringst du im Kampf den Sieg,
sollst du Trauerkleider tragen!
Tao Te King 32
Das Tao ist ewig namenlos –
formlose Wolke – unendlich groß.
Folgt ein Herrscher ihm ergeben,
wird der ganzen Erde Leben
und alle, die ihn je leben sahen,
aus vollem Herzen ihn bejahen.
Himmel und Erde werden sich vereinen.
Süßer Tau wird von Himmel fallen.
Die Harmonie kehrt zurück zu allen.
Und das woher, das kümmert keinen.
Von Anbeginn an werden die Dinge benannt.
Doch wo ist das Handeln mit Aufhören verbunden?
Dieses Wissen ist als Weisheit bekannt.
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