Geht das wahre Tao verloren,
wird es durch “Moral” ersetzt.
Aus deren Verlust wird “Gewissen” geboren,
und an deren Stelle wird “das Recht” gesetzt.
Und wenn auch noch das verschwindet,
gibt es nichts mehr, was das Chaos bindet.
Es herrscht Verwirrung im ganzen Reich;
Weissagungen wollen die Menschen verwirren –
doch keine davon kommt dem Tao gleich.
Und das ist der Grund für all das Irren!
Der Weise bleibt bei Wirklichkeiten.
Er lässt sich durch Äußeres nicht verleiten.
Er weiß was Sein ist und was Schein.
Dort wo die Quelle staubig ist:
das Wasser unter dem Staub ist rein!
Das ist es, was der Weise niemals vergisst.
Tao Te King 39
Am Anfang war nur das Eine vorhanden:
Daraus ist das Universum entstanden.
Die Himmel sind eins: klar und rund.
Die Erde ist eins: ein fester Grund.
Der Geist ist eins und auch das Denken.
Und da alles eins ist kann es Leben schenken.
Die Herrscher sind eins, in einem Reich.
Alles ist so dem Einen gleich.
Doch ist der Himmel nicht klar und rein,
wird das auch seine Stützen schwächen.
Kann die Erde nicht friedvoll sein,
wird sie auseinanderbrechen.
Wenn der Geist die Güte vergisst,
kann ihm niemand mehr vertrauen.
Ist das Leben nicht was es ist,
kann es nichts Neues mehr aufbauen.
Wenn die Herrscher nicht mit dem Einen leben,
wird es im Reich bald Kriege geben.
In allen Dingen findet man Yin und Yang –
und daraus entsteht des Lebens Klang!
Die Erde ist nichts ohne Niedrigkeit.
Hohes kann nicht ohne Tiefe sein.
Der Herrscher schmückt sich mit Einsamkeit –
doch ohne sein Volk bleibt er immer klein.
Sich selbst als außergewöhnlich zu betrachten,
heißt sich von anderen abzuheben.
Doch das was die Leute nicht beachten,
das, dem sie keinen Wert beimessen:
das Einsame, das ohne Wert:
Das ist es, was den Weisen lehrt!
Erfolg bringt dir nicht immer Sinn!
Im Verlust liegt dein Gewinn!
Tao Te King 40
Das Tao kann in alle Richtungen gehen.
Sein Wesen ist geschmeidig und fließt.
Es sorgt dafür, dass das Leben sprießt.
Denn alles kann nur aus Nichtsein entstehen!
Tao Te King 41
Wenn der Weise das Tao dem weisen Schüler lehrt,
so folgt der ihm zu jeder Zeit.
Wenn ein gewöhnlicher Schüler vom Tao erfährt,
ist er nur manchmal zum Folgen bereit.
Und wird ein niedriger Schüler befragt,
so fällt ihm dazu nur Lachen ein –
und lacht er nicht, kann es kein Tao sein!
Darum haben die Alten gesagt:
Der klare Sinn ist schwer zu sehen.
Der helle Pfad wird dunkel erscheinen.
Und die, die dem Tao entgegengehen,
scheinen nur zurück zu schreiten.
Und die, die den Weg zu kennen meinen,
findet darauf nur Schwierigkeiten.
Das höchste Leben ist leer wie ein Tal.
Die höchste Reinheit ist nie wahr.
Das starke Leben ist unscheinbar.
Das wahre Wesen hat immer die Wahl.
Ein großes Viereck hat keine Ecken.
Ein großes Werk ist nie zu Ende gebaut.
Ein großer Ton entsteht aus einem unhörbaren Laut.
Die größte Form wird sich gestaltlos erstrecken.
Das Tao in seiner Verborgenheit,
ist ohne Namen und unsichtbar.
Und so wie es immer schon schöpferisch war,
erschafft es auch in Ewigkeit!
Tao Te King 42
Das Eine wird durch das Tao gegeben.
Dieses Eine erzeugt die Zwei.
Diese Beiden erzeugen die Drei.
Und die Drei erzeugen das Leben !
Hinter allen Dingen ist Dunkelheit.
Sie streben nach Licht zu jeder Zeit:
Dies alles wird durch Yin und Yang geschafft
und das strömende Qi gibt dazu die Kraft.
Auch wenn die Menschen Einsamkeit hassen,
bezeichnen sich Herrscher meist selbst als “verlassen”,
Durch Weniger wird aus Dingen mehr.
Durch Füllen wird oft manches leer.
Und das ist als Lehre des Weisen bekannt:
Wer gewalttätig lebt stirbt von fremder Hand!
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