Das Weltraumteleskop Kepler hat also einen Planeten entdeckt, der sich in der habitablen Zone befindet und definitiv nicht erdähnlich ist. Das mag vielleicht für die Medien langweilig sein, die immer nur auf den Ausdruck “zweite Erde” anzuspringen scheinen. Für die Astronomie ist so eine Entdeckung aber natürlich trotzdem sehr interessant. Vor allem, weil es auch nicht die einzige ist! In der Pressemitteilung wurde auch erwähnt, dass man auch jede Menge neue Planetenkandidaten entdeckt hat; der Katalog von Kepler ist nun auf 4696 Einträge angewachsen. Nicht alle davon sind im Detail nachträglich untersucht worden, aber Kepler-452b schon. Und die Bestätigung von Kepler-452b als Planet hat die Liste der bestätigten Planeten auf 1030 Himmelskörper erhöht.
Das aus meiner Sicht eigentlich interessante Ergebnis stammt wird vom Astronom Jeff Coughlin in der Pressemitteilung so zusammengefasst:
“We’ve been able to fully automate our process of identifying planet candidates, which means we can finally assess every transit signal in the entire Kepler dataset quickly and uniformly,” said Jeff Coughlin, Kepler scientist at the SETI Institute in Mountain View, California, who led the analysis of a new candidate catalog. “This gives astronomers a statistically sound population of planet candidates to accurately determine the number of small, possibly rocky planets like Earth in our Milky Way galaxy.”
Der Prozess der Datenauswertung beim Kepler-Teleskop läuft also jetzt vollautomatisch ab. Und die Astronomen haben mittlerweile ausreichend Daten zur Verfügung, um vernünftige Statistik zu betreiben. Statistik mag nicht so schlagzeilenkompatibel sein wie die “zweite Erde”. Aber Statistik ist wichtig! Wenn wir die Planeten nicht nur entdecken, sondern auch verstehen wollen, dann müssen wir über möglichst viele davon Bescheid wissen. Nur dann können wir herausfinden, welche Planeten “normal” sind und bei welchen es sich um seltsame/interessante Sonderfälle handelt. Nur dann können wir verstehen, wie die Prozesse ablaufen, durch die Planeten entstehen und wovon es abhängt, ob ein Stern von einem Planetensystem wie dem unseren umkreist wird oder nicht. Und nur dann können wir auch herausfinden, wie häufig Planeten wie unsere eigene Erde im Universum sind!
Was wir aber definitiv nicht können ist folgendes: Eine “zweite Erde” zu entdecken, so wie sich das die Öffentlichkeit meistens vorstellt. Also einen Planeten, auf dem die gleichen Bedingungen herrschen wie auf der Erde. Das können wir nicht, weil wir die dafür nötigen Instrumente noch nicht besitzen! Wir können momentan nur feststellen, wie groß ein Planet ist, wie schwer er ist und wie weit entfernt er seinen Stern umkreist. Das reicht, um erdgroße/erdschwere Planeten in der habitablen Zone zu entdecken und das ist auch enorm interessant. Aber wie es auf dem Planeten dann tatsächlich aussieht, können wir so nicht herausfinden.
Die Venus ist das beste Beispiel dafür: Unser Nachbarplanet ist fast so groß wie die Erde. Er ist fast so schwer wie die Erde. Und – je nach Definition – befindet sich auch die Venus in der habitablen Zone der Sonne. Trotzdem ist die Venus alles andere als eine “zweite Erde” sondern so ziemlich der lebensfeindlichste Planet, den man sich nur denken kann (mit Oberflächentemperaturen von weit über 400 Grad Celsius!). Das liegt unter anderem an der völlig anderen Atmosphäre die die Venus besitzt (und auch noch an weiteren Gründen, wie zum Beispiel ihrem Magnetfeld). Wollen wir wissen, wie die Bedingungen auf einem anderen Planeten wirklich sind, müssen wir zwingend auch die genaue Zusammensetzung seiner Atmosphäre kennen und das schaffen wir mit den bisherigen Instrumenten nicht. Dazu müssen wir noch ein paar Jahre warten, bis die besseren Teleskope fertig werden, die man derzeit gerade baut.
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