Aber weil wir Menschen sind können wir eben nur denken, wie ein Mensch denken würde. “Anders” zu denken ist für uns prinzipiell nicht möglich und wenn wir darüber nachdenken wollen, wie und was potentielle Aliens tun, müssen wir ihnen zwangsläufig menschenähnliche Gedanken und Motivationen unterstellen (genau so, wie wir zwangsläufig nur nach Außerirdischen suchen können, deren Biologie der unseren ähnlich ist, obwohl auch hier die Realität ganz anders sein kann). Auf der berühmten Plakette die auf den Pioneer-Raumsonden angebracht wurde und die eine Botschaft für außerirdische Lebewesen enthält, ist ein Mensch abgebildet, der die Hand zum friedlichen Gruß erhebt:
So gut wie alle Menschen auf der Erde werden diese Geste entsprechend interpretieren. Aber wer sagt, dass irgendwelche Aliens das auch tun? Niemand weiß, was sie aus diesem Bild herauslesen würden und ob das auch nur annähernd etwas mit der Intention zu tun hat, mit der es erstellt worden ist!
Mit dem Hund am Windknollen teile ich mir zwar die gleiche evolutionäre Geschichte, die gleiche Umwelt und annähernd die gleichen Sinnesorgane. Aber auch hier kann ich nicht einfach so sagen, wie er mein Verhalten interpretieren würde. Die Besitzern hat sich mittlerweile zu uns bequemt; ihre diversen “Komm her!”-Rufe hat das Tier konsequent ignoriert. Jetzt hält sie den Hund am Halsband fest und ist irritiert, dass ich leicht verärgert über ihr Verhalten bin. Ja habe ich denn nicht gesehen, dass das eh ein ganz lieber Hund ist, der nix tut? Nein, habe ich nicht – weil es nicht mein Hund ist; ich den Hund nicht kenne und im Gegensatz zu seiner Besitzern keinerlei Erfahrung habe, sein Verhalten zu interpretieren…
Und was die Kommunikation mit Aliens angeht, befinden wir uns alle in der gleichen Situation: Niemand von uns kennt einen Außerirdischen und niemand weiß, wie sie sich verhalten (wenn es sie denn überhaupt irgendwo gibt).
Diese Begegnung mit dem Hund verlief friedlich für mich – aber an der gleichen Stelle habe ich auch schon ganz anderes erlebt. Letztes Jahr im Sommer ist mir am Windknollen ebenfalls ein Hund begegnet: Er, ein großer Schäferhund, sprang mitten aus dem Gebüsch auf mich zu, bellte und knurrte mich an und in diesem Fall war eindeutig zu sehen, dass das Tier aggressiv war. Gar nicht zu sehen waren dafür die Besitzer – und auf dem Windknollen kann man weit in alle Richtungen sehen! Der Hund aber kläffte weiter, sprang auf mich zu und biss mich ins Bein. Nicht sehr fest, aber doch so sehr, dass ich eine kleine blutende Wunde hatte (was ja schon reichen kann, um irgendwelche Krankheiten zu übertragen). Aus Schreck und Ärger hab ich das Vieh laut angeschrien, was es anscheinend veranlasst hat, wieder dahin zurück zu laufen, wo es her gekommen ist. Die Besitzer konnte ich dann doch noch entdecken; sie spazierten völlig ungerührt knapp 500 Meter von ihrem bissigen Hund entfernt durch die Gegend…
Ich weiß nicht, was diesen Hund damals dazu gebracht hat, mich ohne Vorwarnung einfach so anzugreifen und zu beißen. Vielleicht hatte er gerade einfach so im Gebüsch herumgestöbert und sich über mich erschreckt? Vielleicht war er auf der Jagd nach irgendwelchem Getier, das am Windknollen rumläuft? Vielleicht hatte er irgendeinen speziellen Geruch in der Nase? Vielleicht sah ich auch wie jemand, mit dem er mal schlechte Erfahrungen gemacht hat? Vielleicht habe ich auch sonst irgendwas gemacht, was dem Hund nicht gefallen hat. Aber: Das ist eigentlich alles völlig unerheblich! Es liegt nicht an mir, mich immer und überall so zu verhalten, das jedes mir unbekannte Tier keinesfalls irgendwie aggressiv werden könnte. Zumindest dann nicht, wenn ich mich nicht irgendwo in der Wildnis aufhalte wo mit dem Zusammentreffen gefährlicher Wildtiere zu rechnen ist. Für das Verhalten eines Hundes sind die Hundebesitzer verantwortlich. Und entweder sie können sich absolut sicher sein, dass ihr Tier niemals gegenüber anderen Personen aggressiv wird. Und wenn das nicht geht, dann müssen sie eben dafür sorgen, dass der Hund keine Gefahr für andere Personen werden kann. Dann muss er einen Beißkorb tragen oder an der Leine geführt werden (was in Thüringen im Wald sowieso immer vorgeschrieben ist und ganz besonders auch für Hunde in Naturschutzgebieten gilt!).
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