Auch dieses Buch habe mit großer Freude gelesen. Wieder ist es eine Geschichte, die in einem kleinen Bergdorf beginnt und sich über mehrere Generationen bis in die Gegenwart erstreckt. Wieder ist es voll mit skurrilen Gestalten und absurden Einfällen. Aber es ist trotzdem ganz anders als “Blasmusikpop”. Diesmal fängt die Geschichte in den 1950er Jahren in einem griechischen Dorf mitten im Nirgendwo an. Im Laufe der Zeit wechselt der Schauplatz nach Zürich, Chicago, Hildesheim und St. Pölten (St. Pölten!!). Und schließlich auf die griechische Insel Makarionissi. Ich versuche erst gar nicht, die Handlung zu erläutern, ohne dabei zu spoilern. Lest einfach zuerst “Blasmusikpop”. Dieses Buch ist wirklich großartig. Und wenn euch das gefallen hat, dann lest auch “Makarionissi” – ihr werdet es dann sicherlich ebenso gerne lesen.
Die Kunst der Navigation
Neben der snobistischen Literaturwissenschaft und guten Romanen habe ich im August auch noch ein empfehlenswertes Sachbuch gelesen. Es heißt “The Lost Art of Finding Our Way” und wurde vom Physiker John Huth geschrieben. Eine deutsche Ausgabe gibt es nicht, was schade ist. Denn das Buch hätte durchaus eine große Leserschaft verdient. Der Titel sagt im Wesentlichen schon, worum es geht: Orientierung.
Huth erklärt, wie man sich auf dieser Welt orientieren kann. Und das so umfassend, wie es nur geht (manchmal vielleicht ein wenig zu umfassend). Es geht längst nicht nur um die Navigation anhand der Sterne oder die Funktionsweise von Kompass und Karte. Diese Themen werden natürlich auch sehr ausführlich abgehandelt – aber Huths Buch geht weiter darüber hinaus. Es enthält jede Menge historische Informationen darüber, wie Menschen in der Vergangenheit ihren Weg über die Erde gefunden haben. Huth erklärt die unterschiedlichen Techniken der Wikinger oder der Polynesier, sich auf dem Meer zu orientieren. Er erzählt, wie Entdecker und Forscher es vermieden haben, sich zu verlaufen bzw. sich aufgrund falscher Navigation so sehr verirrt haben, dass sie bei ihren Expeditionen zu Tode kamen. Er behandelt die neurologischen Vorgänge die dazu führen, dass wir die Orientierung verlieren und was im Gehirn passiert, wenn wir uns einen Weg durch unbekanntes Gelände suchen. Huth untersucht Mythen und navigatorische Hausmittel der Form “Moos wächst immer auf der Nordseite von Bäumen”. Er gibt praktische Tipps wie man Wind und Wetter, Wellen und Vögel, Flugzeuge und Planeten und jede Menge andere Objekte und Phänomene zur Orientierung nutzen kann. Er erklärt, wie das Magnetfeld der Erde entsteht, wie ein Segelschiff funktioniert, wie man einen Sextant benutzt, warum Wellen sich so verhalten wie sie es tun und wie man am Sternenhimmel die Zeit abliest.
“The lost Art of Finding Our Way” ist eine Fundgrube an Wissen über unsere Welt und zu Methoden, sich auf ihr zu orientieren. Und auch wenn das heute dank Smartphone und Navi kein großes Problem mehr ist, lohnt es sich trotzdem, darüber Bescheid zu wissen. Denn GPS und Navi-App mögen einen zwar zuverlässig ans Ziel bringen. Aber wer weiß, wie es auch ohne geht, lernt dabei Dinge, die man ansonsten nicht lernen würde und sieht die Welt danach ganz anders.
Was ich bisher schon rezensiert habe
Ich habe schon ausführlich über den lesenswerten Science-Fiction-Roman “Learning the World” von Ken MacLeod und seinen originellen Blick auf das Thema “Erster Kontakt mit Außerirdischen” geschrieben. Und natürlich habe ich mich auch im August wieder mit der Biografie einer Astronomin beschäftigt: Diesmal war es Hypatia von Alexandria.
Was ich sonst noch gelesen habe
Nicht mehr viel.
- Ich habe das Buch “Endlich Mitwisser: Die allerbesten Fragen – beantwortet von Professor Holger” (Danke nochmal fürs Geschenk). Es ist genau das, was es verspricht zu sein: Eine Beantwortung von typischen Alltagsfragen, die Radiohörer gestellt und die Holger Wormer beantwortet hat. Vieles davon kennt man vielleicht schon, wenn man sich öfter mit solchen Themen beschäftigt, aber insgesamt ist es ein unterhaltsames Buch für zwischendurch, die man problemlos unterbrechen kann: Jede Frage wird auf höchstens zwei Seiten beantwortet und man muss nie mehr als ein bis zwei Minuten am Stück lesen (was das Buch übrigens zur idealen Klo-Lektüre macht).
- “Valhalla” von Thomas Thiemeyer. Ich war ja von Thiemeyers Buch “Nebra” sehr begeistert. Ich fand auch “Magma” mit seiner Mischung aus Geologie und Aliens recht spannend. Ich hab dann aber festgestellt, dass beide Bücher beim mehrmaligen Lesen doch sehr verlieren, was immer ein Anzeichen dafür ist, das ein Buch nicht ganz so toll ist wie es den Eindruck erweckt. Extrem enttäuscht war ich dann von “Korona”; das war einfach nur noch lächerlich und wissenschaftlich schlecht recherchiert. Dementsprechend skeptisch habe ich mich zur Lektüre von “Valhalla” durchgerungen. Wieder ist es eine Mischung aus Wissenschaft und Mystery; diesmal geht es um Nazis, uralte Ruinen unter dem Eis von Spitzbergen und einen Killervirus. Na ja. Kann man lesen. Muss man aber nicht.
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