[2] Elmar Weiler, Lutz Nover “Allgemeine und molekulare Botanik” Georg Thieme Verlag (2008)
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Hinweis zur Autorin: Dieser Artikel wurde von Pterry eingereicht. Sie ist Biochemikerin.

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Kommentare (13)

  1. #1 bruno
    21. September 2015

    Sehr interessant! Und gut erklärt.
    Allerdings finde ich:

    …Förderung von Biokraftstoffen wirkt sich zumindest positiv auf die Entwicklung strukturschwacher Gegenden aus.

    leicht problematisch, betrachtet man das global (gilt evtl. nur für europäische strukturschwache Regionen)

    Interessanter Artikel: https://www.upi-institut.de/biosprit.htm
    Kleiner Auszug:

    Würden die Sumpfregenwälder Central Kalimantans (12 Millionen Hektar) in Palmölplantagen zur Gewinnung von Biosprit umgewandelt, würden dadurch rund 100 Milliarden Tonnen CO2 aus Holz und Torfböden freigesetzt, das entspräche dem Hundertfachen der jährlichen CO2-Emissionen Deutschlands (knapp 900 Millionen Tonnen), dem 15-Fachen der jährlichen Emissionen Europas und dem mehr als Dreifachen des CO2-Weltausstoßes von 2004 (28,2 Milliarden Tonnen). Weitere Anbauländer für Palmöl sind Malaysia, Brasilien, Kolumbien, Thailand, Papua Neuguinea, Nigeria und die Elfenbeinküste.

    Die sind auch “strukturschwach” und sich sicher nicht zu schade, für eine bestehende Nachfrage nach Biosprit die Umwelt hintenan zu stellen.
    Auch interessant: (Deutsche) Banken und Biosprit. (https://www.urgewald.org/kampagne/wald/biokraftstoffe)

  2. #2 Ferrer
    21. September 2015

    Sehr interessant und flüssig geschrieben, wieder ein guter Beitrag, die Auswahl wird langsam schwer. Eine Frage: Wenn, wie Du schreibst, “die moderne Photovoltaik im Vergleich zur Fotosynthese unter optimalen Bedingungen das Sonnenlicht etwa zwanzigmal effektiver nutzt”, woran kann das liegen? Geht es in der Natur nicht wirksamer? Das wäre für mich insofern plausibel, als die Pflanzen einige hundert Mio. Jahre Zeit gehabt hätten, es effizienter zu machen, wenn es für sie einen evolutionären Vorteil gebracht hätte. Ist es in einer lebensfreundlichen Umgebung nicht effizienter möglich? (Mit einer lebenfreundlichen Umgebung meine ich: wässrige Lösung, pH etwa 7, Temp. etwa Zimmertemperatur +/- 30°C usw.). Oder würde eine höhere Ausbeute den Pflanzen nicht viel bringen, weil sie die hinzugewonnene Energie nicht einsetzen könnten, so dass sie davon keinen evolutionären Vorteil hätten? Ich denke da sehr laienhaft an mögliche Grenzen der Zellteilung, ATP-Lagerung, Übersäurung, Überhitzung… Kannst Du als Biochemikerin eine Antwort geben? Danke!
    Eine kleine formale Kritik am Rande: wenn man Photovoltaik und Fotosynthese direkt nebeneinander schreibt, hätte ich es ästhetischer gefunden, beide Schreibweisen anzugleichen, also Photosynthese statt Fotosynthese. Aber das ist nur eine Kleinigkeit bzw. meine Marotte und schmälert das Verständnis nicht

  3. #3 Ferrer
    21. September 2015

    Übrigens ist es, wie Du selber schreibst, in der Tat nicht leicht, einen Holzscheit in den Tank zu bekommen. In Spanien nach dem Bürgerkrieg und anderswo während des 2. Weltkrieges hat man versucht, das Problem so zu lösen: https://en.wikipedia.org/wiki/Wood_gas_generator Die Technologie hat Vor- und Nachteile, ist aber noch nicht tot

  4. #4 Pterry
    21. September 2015

    Du hast dir intuitiv schon die richtige Antwort gegeben, nämlich, dass die moderne Photovoltaik die Grenzen der lebensfreundlichen Umgebung überschreiten kann, weil sie z.B. nicht auf gemäßigte Temperaturen angewiesen ist. Die Pflanzen brauchen diese, damit ihre Enzyme auch funktionieren, denn diese haben ein Temperaturoptimum. Und über Evolution gelangt man zu Effizienz durch “Versuch und Irrtum”, wobei “Irrtum” sehr schnell den Tod bedeuten kann, während die Technik auf der anderen Seite schon sehr gut berechenbar ist.
    Und ja, mit der hinzugewonnenen Energie könnte eine Pflanze nicht viel anfangen. ATP selbst kann man nicht lagern, Energie wird in der Pflanze z.B. in Form von Stärke gespeichert und dafür müsste “Lagerungsplatz” bereitstehen. Zusätzlich ist bei vielen Pflanzen z.B. auch weitere CO2-Aufnahme dadurch limitiert, dass sie in sehr heißen Gebieten stehen, die Spaltöffnungen ihrer Blätter öffnen müssten und dadurch Wasser verlieren. Und das mit der Zellteilung ist auch nicht ganz so einfach, denn außer Kontrolle geraten kann das leicht zu Krebs führen (ja, auch bei Pflanzen). Außerdem würde dadurch wieder die Oberfläche irgendwo (Wurzel, Blatt, Sprossachse, …) vergrößert und wir sind wieder beim Wasserverlustproblem o.ä.. Insgesamt hat sich die Pflanze da auf ein Optimum eingestellt, wobei Biomasseproduktion für sie eben nur sekundär ist.

    (Beim Photo/Foto-Wechsel hatte ich tatsächlich noch überlegt. Ist für die Zukunft notiert. :))

  5. #5 Pterry
    21. September 2015

    @#1:
    Palmöl wird primär nicht als Biosprit verwendet, sondern eher in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.
    Aber der Bodenaspekt ist natürlich richtig und wichtig. Tendenziell sehe ich allerdings wenig Möglichkeiten in die Umweltgesetzgebung und Einhaltung dieser Gesetze in anderen Ländern einzugreifen. Und wie ich im Artikel schon versucht habe darzustellen, wird das CO2-Problem durch Biosprit nicht wirklich gelöst.

  6. #6 Dampier
    21. September 2015

    Guter Artikel, Gefällt mir.

  7. #7 bruno
    21. September 2015

    @Pterry#5: danke für die Antwort.
    Allerdings wird Palmöl als Treibstoff für Kraftwerke verwendet. Insofern vielleicht nicht konkret auf Automobile zutreffend – aber definitiv zur Überschrift passend… auch Kraftwerke haben Tanks.
    Und dann zu sagen, Biotreibstoff-Anbau sei sinnvoll für “strukturschwache” Regionen… halte ich für etwas kurzsichtig.
    https://www.welt.de/wirtschaft/article717650/Warum-asiatische-Urwaelder-fuer-deutschen-Strom-sterben-muessen.html
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/regenwald-killer-palmoel-der-baum-des-anstosses-1.834281

  8. #8 bruno
    21. September 2015

    …und die Orang-Utans Indonesiens (als Idee zum googlen) hat auch keiner gefragt…
    https://www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/palmoel.htm

  9. #9 BreitSide
    Beim Deich
    21. September 2015

    Danke, Pterry!

    Nicht nur kann man mit einer “Siliziumplantage” 20-mal mehr Energie pro Fläche rausholen, diese Energie kann in BEVs (Battery-Electric Vehicels) mit 90% Wirkungsgrad genutzt werden.

    Über BEVs können also 80-mal so viele km pro m2 geholt werden als über Verbrenner mit “Bio”Sprit.

    Und außerdem bildet sich unter den “Siliziumblättern” ein schönes Biotop. Heißt das Magerrasen?

  10. #10 Pterry
    21. September 2015

    @bruno: oh, zu Palmöl hat der Guardian das schönste Feature: https://www.theguardian.com/sustainable-business/ng-interactive/2014/nov/10/palm-oil-rainforest-cupboard-interactive
    Und mit “Biokraftstoffe aus strukturschwachen Regionen” war jetzt auch nicht nur Palmöl gemeint. Es ist ja auch nicht so, als würde man keine Alternativen in Betracht ziehen (s. 2te und 3te Generation). Die bringen allerdings auch ihre eigenen Probleme mit sich (s. Artikel) und sind im Moment leider noch nicht rentabel.

  11. #11 Pterry
    https://dahierdadort.tumblr.com/
    21. September 2015

    @#8
    Kommt sicher drauf an, wo man seine “Siliziumblätter” “anpflanzt”. 🙂

    @alle: Danke für eure Links, v.a. den Wood Gas Generator, von dem ich schon gehört hatte, aber nicht noch mal extra dazu recherchiert…

  12. #12 Crazee
    22. September 2015

    Bei Methodisch Inkorrekt in Folge 58 wurde über eine neue Abdeckung berichtet, die nicht nur lichtdurchlässiger ist, als die bisherigen, sondern auch noch bei Wind und Regen Strom produziert.

  13. #13 Crazee
    22. September 2015

    …für Photovoltaik