Wie immer wenn die NASA eine Pressekonferenz ankündigt, gibt es jede Menge Aufregung bzw. Hysterie (je nach Medium). Egal aus welchen Themenbereich die zu verkündenden wissenschaftlichen Ergebnisse stammen: Es gibt immer Leute, die dabei dann zum Beispiel sofort an die Entdeckung außerirdischen Lebens denken. Und wenn man das auch zwar nicht komplett ausschließen kann, ist die Realität dann doch meistens nicht ganz so dramatisch. Obwohl die wissenschaftliche Ergebnisse natürlich trotzdem enorm beeindruckend sind! Aber es handelt sich eben um wissenschaftliche Ergebnisse und nicht die Handlung einer Science-Fiction-Geschichte.
Aktuell geht es um Wasser. “Wasser auf dem Mars” ist ein Thema, das sehr weit zurück reicht. Schon im 18. Jahrhundert spekulierten Astronomen über die Existenz von “Marskanälen” und entsprechenden Bewohnern, die diese Bewässerungssysteme angelegt haben. Später, als der Planet durch Raumsonden erforscht wurde, stellte man dann fest, dass dort nur eine kalte, leblose und trockene Wüste zu finden ist. Wasser in großen Mengen gibt es nur an den Polen und nur in gefrorener Form. Bohrungen die im Rahmen der Phoenix-Mission im Jahr 2008 durchgeführt wurden, haben das Eis in kleineren Mengen dann auch einwandfrei im Marsboden selbst nachgewiesen.
Die geologischen Strukturen die man überall auf dem Mars beobachten kann deuten auch darauf hin, dass dort früher flüssiges Wasser an der Oberfläche existiert hat. Der Planet war kurz nach seiner Entstehung viel wärmer, hatte eine dichtere Atmosphäre und es gab Wasser, Seen, Meere und Flüsse. Heute sieht man nur noch die ausgetrockneten Becken und Flussläufe. Die aber vielleicht nicht völlig trocken sind. Immer wieder findet man Spuren die nahelegen, dass das Eis unter Umständen kurzfristig und lokal auftauen und dann als Wasser über die Oberfläche fließen kann (siehe zum Beispiel hier). Es sind vor allem die Rinnen, die man in den Dünen des Mars findet, die ein Zeichen dafür sein können. Hier ist ein Beispiel dafür – das Bild stammt aus dem Jahr 2010:
Man erkennt die Rinnen sehr gut und sie sehen tatsächlich so aus, als könnte dort Wasser herab gelaufen sein. Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Genau so gut könnte es Sand gewesen sein oder auch (Kohlendioxid)Eis, das sich bewegt hat. Wenn es warm wird und das Eis auftaut und verdampft, kann sich Sand und Gestein lösen und die Dünen herab kullern. Auch solche Ereignisse hat man schon quasi “live” beobachtet.
Die große Frage (bzw. eine der großen Fragen) bei Mars ist also weiterhin: Gibt es dort heute noch eine Möglichkeit, dass flüssiges Wasser an seiner Oberfläche existiert? Und darauf gibt es nun eine neue Antwort. Eine Antwort, die äußerst informativ ist aber viele vielleicht dennoch nicht zufrieden stellen wird…
Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology (der eine sehr interessante Homepage hat) und seine Kollegen haben Bilder analysiert, die vom Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) aufgenommen wurden. Diese Sonde macht schon seit Jahren hochauflösende Bilder der Marsoberfläche und auch sie zeigen die Strukturen die so aussehen, als würde an den Hängen des Planeten irgendwas fließen. Das Problem bisher war, dass man dieses “irgendwas” nicht einwandfrei identifizieren konnte. “Normales” Wasser ist auf dem Mars ja nicht zu erwarten, denn die Temperaturen steigen nur selten und kurz über den Gefrierpunkt. Aber es ist durchaus möglich, dass das Wasser mit verschiedenen Salzen vermischt wird. Und wie jeder weiß, der im Winter schon mal einen Bürgersteig enteisen müsste: Mit Salz senkt man den Punkt an dem Eis flüssig wird. Salzwasser kann also auch am kalten Mars flüssig sein. Das ginge dann auch schon, wenn es “nur” noch -20 Grad Celsius kalt ist.
Und wenn das so ist, dann sollten sich in den Rinnen auch entsprechende Salzkrusten finden die mit spektroskopischen Aufnahmen identifiziert werden können. Zumindest dann, wenn die Auflösung gut genug ist und das war sie bis jetzt leider nicht. Die Spektrografen von MRO konnten nichts sehen, was kleiner als 18 Meter ist. Ojha und seine Kollegen haben sich nun eine Methode ausgedacht, mit der sie nicht nur Bilder, sondern auch einzelne Pixel auswerten können und haben damit genau die erwarteten Spuren von Salzhydraten gefunden: Wasser, eingeschlossen in Salzkristalle.
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