Ich habe mittlerweile schon sechs Bücher veröffentlicht und am siebten arbeite ich gerade. Wenn ich in der Öffentlichkeit über meine Bücher spreche, dann werde ich nicht nur zu dem Themen der Bücher befragt sondern oft auch zu meiner Arbeit als Autor selbst. Und ganz oben auf der Liste der Fragen steht: “Wie veröffentlicht man eigentlich ein Buch?” Und da ich ja Anfang des Jahres angekündigt habe, ein wenig mehr zu diesem Thema zu schreiben, möchte ich heute probieren, diese Frage zu beantworten.
Natürlich nicht vollumfänglich und allgemeingültig. Es gibt viele verschiedene Arten von Büchern und die Prozesse die zur Veröffentlichung führen unterscheiden sich, je nachdem ob man einen Roman schreibt, ein Comic-Buch, ein wissenschaftliches Lehrbuch, und so weiter. Ich habe bis jetzt nur populärwissenschaftliche Sachbücher geschrieben und nur darauf beziehe ich mich im folgenden (obwohl sich das eine oder andere sicherlich auch auf andere Genres übertragen lässt). Ich spreche auch nicht von Publikationen im Selbstverlag. Hier ist die Sache ja relativ einfach: Schreib ein Buch und veröffentliche es! (Obwohl es auch hier natürlich viel zu sagen gäbe, was einem dabei hilft nicht einfach nur ein Buch, sondern ein gutes Buch zu veröffentlichen – aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel). Ich möchte etwas über den ganz klassischen Weg der Publikation sagen: Als Autor bei einem Verlag.
Um ein Buch zu veröffentlichen, muss man es zuerst schreiben, oder? Das denken viele – aber ich kann davon nur abraten! Also schreiben muss man es natürlich schon irgendwann. Aber wenn man ein Buch bei einem Verlag veröffentlichen will, sollte man sich die Mühe sparen, gleich ein komplett fertiges Manuskript zu produzieren. Auch wenn man sich das gerne so vorstellt: Es läuft im Allgemeinen nicht so ab, dass man ein fertiges Buch an alle möglichen Verlage schickt und hofft, irgendwo “entdeckt” zu werden und dann nur noch einen Vertrag unterschreiben muss. Die Unterschrift unter einem Autorenvertrag kommt – zumindest bei mir – bevor ich mich an die Arbeit mit dem Manuskript mache.
Wenn man ein Buch veröffentlichen will, braucht man zuerst eine entsprechende Idee. Man muss – zumindest grob – wissen, was man schreiben will. Man sollte sich Gedanken über die Struktur des Buchs gemacht haben, über die potentielle Zielgruppe und über die Gründe, warum gerade dieses Buch in den Buchläden liegen soll. Was ist das besondere an dem Buch, das man schreiben will; was unterscheidet es von all den Büchern, die es schon gibt?
Der nächste Schritt ist der, auf den es ankommt. Man muss einen Lektor finden, der bereit ist mit einem über diese Idee zu diskutieren (Klingt einfacher als es ist, aber dazu mehr später). Die Rolle der Lektoren im Publikationsprozess kann man kaum überschätzen. Ein Lektor ist weit mehr als jemand, der sich um Grammatik- und Rechtschreibfehler kümmert! Ein Lektor weiß besser als die meisten, wie der Buchmarkt funktioniert. Er weiß, welche Themen bei welchen Zielgruppen funktionieren und wie man Themen so präsentieren kann, dass sie am Ende auch erfolgreich als Buch umgesetzt werden können. Autor und Lektor arbeiten gemeinsam an einem Konzept und erst wenn man sich hier einig geworden ist, fängt man an zu schreiben. Typischerweise ein ausführliches Exposé, mit einem Überblick über die geplanten Kapitel und einer groben Inhaltsangabe. Vielleicht auch schon mal testhalber ein oder zwei Kapitel. So können Autor und Lektor feststellen, ob das Konzept auch tatsächlich funktioniert.
Das kann lange dauern oder auch nicht. Bei meinem zweiten Buch “Der Komet im Coktailglas” war der Weg von der Idee über das Konzept zum fertigen Manuskript ziemlich direkt. Bei meinem aktuellen Buch “Asteroid Now” waren ein paar Umwege dabei. Ursprünglich wären die Asteroiden nur eines von mehreren Themen des Buchs gewesen und erst im Verlauf des oben beschriebenen Prozesses hat sich herausgestellt, dass es besser wäre sie ganz in den Mittelpunkt zu stellen.
Das Buch, das ich jetzt gerade schreibe, hat eine noch längere und kompliziertere Entstehungsgeschichte. So weit ich das heute noch rekonstruieren kann, begann sie am 20. Februar 2014. Da habe ich mich mit meinem Lektor vom Hanser-Verlag in einem Wiener Kaffeehaus getroffen um diverse Dinge zu besprechen. Damals war gerade mein drittes Buch (“Die Neuentdeckung des Himmels”) erschienen. Wir haben darüber geredet; aber auch über diverse andere Bücher anderer Autoren und mögliche Themen für ein neues Buch, das ich schreiben könnte. Damals kam die Idee zu einem “Weltrettungsbuch” auf, in dem ich erklären wollte, wie die Wissenschaft die großen Probleme der Zukunft lösen könnte. Wir hatten aber auch noch andere Ideen, zum Beispiel etwas zum Thema “Alltagsphysik”, aber auf eine ganz andere Art und Weise umgesetzt als bisherige Bücher dieser Art.
Nach ein paar Wochen weiterer Diskussion und Planung hatten wir uns dann entschieden, als nächstes das “Weltrettungsbuch” anzugehen, das sich dann über ein paar Umwege zu “Asteroid Now!” entwickelt hat. Ich habe aber auch über die übrigen Ideen nachgedacht und bei weiteren Treffen mit meinem Lektor darüber diskutiert. Am 17.12.2014, als ich “Asteroid Now!” schon fertig geschrieben hatte, haben wir dann konkret über neue Projekte gesprochen; darunter etwas zum Astronomie; ein potentielles Buch das im weitesten Sinn von Pseudowissenschaft handelt aber auch das “Alltagsphysik”-Buch vom Februar (das sich mittlerweile in eine ganz andere Richtung weiter entwickelt hat).
Im März 2015 hab ich meinem Lektor ein erstes Probekapitel und ein Exposé zu diesem Buch geschickt und wir haben uns geeinigt, dieses Thema weiter verfolgen zu wollen. Eigentlich hatte ich geplant, das Buch im Herbst fertig zu schreiben so dass es 2016 veröffentlicht werden kann. Aber dann kam die ganze Sache mit meiner Mitarbeit bei den “Science Busters” dazwischen und alles hat sich ein wenig verschoben. Erst im Januar 2016 kam ich wieder dazu, ein bisschen was zu schreiben. Mittlerweile hatten wir wieder ein paar neue Ideen und den Schwerpunkt des Buchs ein weiteres Mal geändert. Als ich dann die ersten Kapitel geschrieben hatte, hat sich allerdings gezeigt, dass das in der Form nicht funktioniert und ich die Geschichten die ich erzählen will nicht so erzählen kann, das potentielle Leser auch was davon haben. Ich habe also das Buch, von dem schon fast ein Drittel des Manuskripts fertig war, in den (virtuellen) Papierkorb geworfen; das Konzept ein weiteres Mal geändert und gemeinsam mit meinem Lektor einen Weg gefunden, das Buch so zu schreiben, das es sowohl mir gefällt als auch (hoffentlich) für die Leserschaft interessant ist. An diesem Buch schreibe ich jetzt seit Februar und es hat mit “Alltagsphysik” so gut wie gar nichts mehr zu tun (womit es zu tun hat, verrate ich allerdings noch nicht).
Ich habe das deswegen so ausführlich erklärt, um deutlich zu machen, das es nicht nur reicht, eine gute Idee zu haben, wenn man ein Buch bei einem Verlag veröffentlichen möchte. Man muss diese Idee auch in eine Form bringen, die sich für ein gutes Buch eignet und wie diese Form aussehen kann, weiß ein Lektor oft besser als der Autor. Der Entstehungsprozess ist nicht immer so kompliziert wie in meinem aktuellen Fall. Aber es lohnt sich, ihn zu durchlaufen. Und es lohnt sich daher meiner Meinung nach eben nicht, mit einem fertigen Manuskript bei einem Verlag aufzutauchen…
Aber die eigentlich interessante Frage ist ja: Wie stellt man überhaupt den Kontakt zu einem Verlag/Lektor her? Tja – das ist eine Frage, auf die es keine einfache und allgemeingültige Antwort gibt. Man kann natürlich einfach Verlage kontaktieren und auf das Beste hoffen. Aber ich bezweifle, ob man damit oft Erfolg hat. Meine Empfehlung lautet: Seid sichtbar! Macht irgendetwas aus dem ersichtlich ist, dass ihr interessante Geschichten zu erzählen habt! Und macht das idealerweise auf eine Art anhand der man erkennen kann, dass ihr diese Geschichten auch gut erzählen könnt. Bei mir was mein Blog. Bevor ich mein erstes Buch veröffentlicht habe, habe ich schon jahrelang Artikel für mein Blog geschrieben. Es war dann auch nicht ich, der den Verlag kontaktiert hat, sondern umgekehrt. Einer der größten populärwissenschaftlichen Bestseller der letzten Jahre (“Darm mit Charme” von Giulia Enders) entstand aus einem Vortrag bei einem Science-Slam. Genau so gut hätte es ein YouTube-Kanal, ein Podcast oder auch eine besonders populäre Facebook-Seite sein können.
Es ist egal wie, aber: Seid sichtbar! Es kommt zwar durchaus auch vor, dass Verlage von sich aus auf die Idee kommen, Bücher zu bestimmten Themen veröffentlichen zu wollen und dann aktiv auch (Fach)Leute ansprechen. Aber wenn ihr ein populärwissenschaftliches Sachbuch veröffentlichen wollt habt ihr bessere Chancen, wenn ihr die Verlage erst einmal ignoriert und euch irgendeinen Weg sucht, um die Geschichten zu erzählen, die ihr erzählen wollt. Je besser ihr das macht, desto größer ist die Chance, später einen Verlag zu finden. Es ist auch leichter, einen Verlag zu kontaktieren, wenn man schon jede Menge Material (und Publikum) hat, auf das man verweisen kann. Und einen wichtigen Punkt darf man nicht vergessen: Je mehr man schreibt, desto besser wird man! Der erste längere Text den man verfasst sollte nach Möglichkeit nicht gleich das Manuskript für ein Buch sein. Man läuft ja auch nicht aus dem Stand einen Marathon, sondern trainiert dafür. Das gleiche gilt fürs Schreiben: Wer viel schreibt, wird besser. Wer viel und gut schreibt, wird sichtbar. Und wer sichtbar wird, hat weniger Probleme ein Buch zu veröffentlichen.
Natürlich gäbe es zu diesem Thema noch deutlich mehr zu sagen, als ich das getan habe. Nicht nur zur Suche nach einem Verlag sondern auch ganz allgemein zum Schreiben selbst. Wie fängt man an? Was tut man, wenn einem nichts einfällt? Und so weiter… Ich werde – sofern es meine Zeit erlaubt (immerhin muss ich ein Buch fertig schreiben 😉 ) auch dazu noch das eine oder andere erzählen. Ihr könnt aber auch sehr gerne in den Kommentaren Fragen stellen.
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